Was verbirgt sich hinter Intrapreneurship?
Bei Intrapreneurship handelt es sich um eine systematische Maßnahme, um die Ideen von Mitarbeitenden zu erfassen. Diese können dann von unternehmerisch begeisterten Mitarbeitenden zur Erschließung neuer Geschäftsmodelle, Zielgruppen oder Technologien genutzt werden.
Egal welche Unternehmensgröße oder Branche, Unternehmen, die sich Intrapreneurship annehmen, vereint die Überzeugung in das Innovationspotenzial ihrer Belegschaft.
Bei WhatAVenture beobachten wir schon lange, dass eine gezielte Aktivierung dieser Potenziale notwendig ist, um Innovationen voranzutreiben. Dies kann in Form eines Intrapreneurship-Programms erfolgen, das jedoch nicht mit einem Mitarbeitenden-Weiterbildungsprogramm verwechselt werden darf.
Doch wie können erfolgreiche Intrapreneurship-Programme aussehen?
Bevor es an die Etablierung eines Intrapreneurship-Programms geht, sollte das Ziel eines solchen Programms klar definiert sein. Den ausgewählten Mitarbeitenden, die dann in Teams nach neuen Lösungen suchen, sollten zeitliche und finanzielle Ressourcen zur Verfügung stehen.
Um Ideen zu fördern, gilt es, zum einen ein Umfeld zu schaffen, in welchem vermeintliche Misserfolge als wertvolle Erkenntnisse aufgenommen werden. Zum anderen ist eine Bewertung der Risiken wichtig, um bessere Entscheidungen treffen zu können.
Um eine solche Bewertung datenbasiert durchzuführen, bietet sich ein Validierungskonzept an. Dieses sollte Hypothesen aus den folgenden vier Bereichen untersuchen:
- Desirability: Untersuchung des Problems und der Bedürfnisse der Kundschaft
- Viability: Definieren eines Geschäftsmodells, welches Profite aus der Unternehmung verspricht
- Feasibility: Technische Ebene der Lösung
- Contextuality: Strategische Einordnung der Lösung in die Unternehmensziele
Erfahrungsgemäß bietet sich an, ein solches Programm über mehrere Monate in verschiedenen Phasen durchzuführen. Mitarbeitende werden in dieser Zeit ermutigt, neue Ideen und Lösungen zu entwickeln. Das Ziel ist es, schnell ein Minimum Viable Product (MVP) zu kreieren, das früh am Markt getestet werden kann. Die Validierung soll im Anschluss an der echten Kundschaft fortgesetzt werden können.
Für welche Unternehmen ist Intrapreneurship geeignet?
Intrapreneurship ist für Unternehmen geeignet, welche ihre Mitarbeitenden Innovationen und Ideengut zutrauen. Der Ansatz ist relevant für Betriebe jeder Größe, einschließlich kleiner und mittelständischer Unternehmen (KMU).
Während Intrapreneurship primär der Erschließung zusätzlicher Geschäftsfelder, der Entwicklung neuer Produkte oder Dienstleistungen dient, kann es zudem die Innovationskultur des gesamten Unternehmens stärken. Auch KMU können somit von Intrapreneurship profitieren. Entscheidend dafür ist es, einen klaren Fokus für die Innovationsvorhaben zu setzen.
Drei Unterschiede zwischen KMU und Großunternehmen
- Ein Unterschied zwischen KMU und Großunternehmen besteht in der Anzahl möglicher Innovatorinnen und Innovatoren, welche die Ideen erfolgreich umsetzen. Nur wenige Mitarbeitende haben die nötige Flexibilität für Zusatzprojekte sowie ein Interesse, unternehmerisch tätig zu werden. Diejenigen, die diese Voraussetzungen erfüllen, müssen zudem die Fähigkeiten entwickeln, gegebenenfalls ein Start-up aufzubauen. In der Regel trifft dies auf unter zehn Prozent der Belegschaft zu. Entsprechend besteht der Personenpool selbst bei Konzernen schnell nur aus einigen Hunderten Menschen – bei KMU weitaus weniger.
- Der zweite Unterschied ergibt sich aus den Budgets für Innovationsprojekte. Großunternehmen haben mehr Ressourcen und können tendenziell mehr Projekte gleichzeitig durchführen. Die gute Nachricht für KMU ist, dass ein konsequenter Fokus in der Innovationsrichtung auch bei kleineren Budgets Erfolge verspricht.
- Beim dritten Unterschied kommt die Unternehmensgröße den KMU zugute. Durch ihre kleinere Struktur sind Entscheidungswege oft kürzer und die Unterstützung der Eigentümerin oder des Eigentümers kann alle Tore öffnen.
Bei Intrapreneurship handelt es sich um die gezielte Aktivierung des Innovationspotenzials zur Erschließung neuer Geschäftszweige. Die Reduzierung von Unsicherheit und die Schaffung eines geeigneten Umfelds sind entscheidend, um das volle Potenzial von Intrapreneurship auszuschöpfen.
Unserer Erfahrung nach sind die Ausprägungen von Intrapreneurship facettenreich. Der Aufbau eines Intrapreneurship-Programms ist somit immer abhängig von den Zielen des Unternehmens und entsprechend individuell zu betrachten und anzugehen.
Damit Intrapreneurship-Programme auch für KMU mit weniger Ressourcen realisierbar sind und hochwertig betreut werden können, bietet es sich an, Intrapreneurinnen und Intrapreneure mehrerer Unternehmen zusammenzuschließen. Dies ermöglicht das gemeinsame Lernen, während sich der Aufwand für ein Intrapreneurship-Programm teilen lässt.
Über die Autoren:
Max Ditzel ist CEO und Managing Partner bei WhatAVenture. In über 25 Unternehmen hat er Innovationsstrukturen und -strategien aufgebaut und über 200 Projekte erfolgreich begleitet. Seit 2017 unterstützt er an der TU Wien universitäre Spin-offs beim Markteintritt. Kontakt: max(at)whataventure.com
Felix Guenther ist Senior Venture Architect. Als Verhaltensökonom mit Beratungs- und Gründungserfahrung kombiniert er unternehmerische, agile Methoden mit einer servicezentrierten Perspektive. Bei WhatAVenture coacht er Teams von Intrapreneurship-Programmen und arbeitet mit an frühphasigen Projekten. Kontakt: felix.guenther(at)whataventure.com
Der Artikel ist zuerst in unserem Managementletter 2023 "Intrapreneurship - Mitarbeitende zum Mitgestalten motivieren" erschienen.
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