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Halbjahresbilanz: der Bau erreicht immer neue Höchststände

Die Konjunkturindikatoren erreichen im Bauhauptgewerbe neue Höchststände: Wie der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie in der Ausgabe seines Aktuellen Zahlenbildes Ende August mitteilt, meldeten die Betriebe mit 20 und mehr Beschäftigten für die ersten sechs Monate ein Umsatzplus von nominal 8,1 Prozent, für den Juni sogar von 10,5 Prozent. Damit erreichte der Umsatz einen neuen Rekord: Der Halbjahreswert ist mit 35 Milliarden Euro der höchste seit 1995.

Die Bauwirtschaft wird auch im zweiten Halbjahr gut ausgelastet sein: Die Reichweite der Auftragsbestände lag im Juli bei 4,1 Monaten und damit auf einem historisch hohen Wert. Dies verwundert nicht, schließlich stieg der Auftragseingang im ersten Halbjahr um nominal 7,5 Prozent. Auch im Juni legte die Nachfrage im Vorjahresvergleich um 7,4 Prozent zu, trotz des mittlerweile erreichten hohen Niveaus. Im Vergleich zum Vormonat weist das Statistische Bundesamt allerdings ein Minus aus: Der preis-, saison- und arbeitstäglich bereinigte Auftragseingang ging – aufgrund des ausgesprochen hohen Maiwertes – binnen Monatsfrist um 4,3 Prozent zurück.

Der Wirtschaftsbau hat den Wohnungsbau mittlerweile als Konjunkturlokomotive abgelöst: Der Umsatz legte im ersten Halbjahr um 9,5 Prozent und der Auftragseingang um 11,1 Prozent zu. Besonders stark gestiegen ist der Umsatz im Wirtschaftstiefbau mit 12,8 Prozent, die Nachfrage zog im ersten Halbjahr sogar um 20,7 Prozent an.

Die zusätzlichen Mittel für die Deutsche Bahn AG scheinen bei den Unternehmen anzukommen. Laut Monatsbericht des Bundesfinanzministeriums sind im ersten Halbjahr auch schon 38 Prozent der Bundesmittel für Eisenbahnen und öffentlichen Personennahverkehr für 2018 abgeflossen, im vergangenen Jahr lag die Quote lediglich bei 34 Prozent.

Der Wirtschaftshochbau entwickelte sich zwar unterdurchschnittlich, aber dank steigender Investitionen des Verarbeitenden Gewerbes immer noch ausgesprochen solide: Der Umsatz stieg im ersten Halbjahr um 7,6 Prozent, der Auftragseingang um 5,2 Prozent.

Für den Wohnungsbau meldeten die Baubetriebe für das erste Halbjahr ein Umsatzplus von 9,7 Prozent. Die Bausparte profitierte somit von den nach wie vor hohen Auftragsbeständen. Die Nachfrage entwickelte sich mit einem nominalen Plus von 4,1 Prozent aber eher verhalten. Der leichte Dämpfer ist auf den Rückgang der Wohnungsbaugenehmigungen von 7,3 Prozent im Vorjahr zurückzuführen.

Auf die Bautätigkeit im zweiten Halbjahr wird dies aber keine negativen Auswirkungen haben, schließlich gilt es noch, einen Bau- überhang von über einer halben Million Wohnungen abzuarbeiten. Es muss aber damit gerechnet werden, dass sich – aufgrund des Fachkräfteengpasses im Bauhandwerk – die Fertigstellungszeiten verlängern. Aktuell liegt die Reichweite der Bestände im Wohnungsbau schon bei 4,2 Monaten und damit deutlich über dem Vorjahreswert von 3,3. Die Engpässe scheinen sich vorwiegend im Einund Zweifamilienhausbau auszuwirken, schließlich meldeten die Baubetriebe für den Mehrfamilienhausbau eine unterdurchschnittliche Reichweite von 3,9 Monaten.

Der Öffentliche Bau schloss das erste Halbjahr zwar positiv ab, blieb aber deutlich unter dem Branchendurchschnitt: Der Umsatz stieg „nur“ um 5,1 Prozent, der Auftragseingang um 5,6 Prozent. Am besten entwickelte sich der Straßenbau, dank des Investitionshochlaufs bei den Verkehrswegeinvestitionen des Bundes: Die Unternehmen meldeten einen Anstieg des Umsatzes und des Auftragseingangs von 7,6 Prozent beziehungsweise 10,4 Prozent. Dies deckt sich auch mit den Angaben des Bundesfinanzministeriums: Laut aktuellem Monatsbericht lagen die Ausgaben des Bundes für den Straßenbau in diesem Zeitraum um 10,6 Prozent über dem Niveau des vergleichbaren Vorjahreszeitraums.

Demgegenüber scheinen die Mittel aus dem Kommunalinvestitionsförderungsfonds nur sehr langsam bei den Unternehmen anzukommen: Der Umsatz im Öffentlichen Hochbau stieg im ersten Halbjahr lediglich um 3,5 Prozent, der Auftragseingang um 3,3 Prozent. Der Hauptverband befürchtet, dass die Kommunalverwaltungen nicht über genügend Personalressourcen verfügen, um die Projekte voranzutreiben.

Alle Angaben und Berechnungen beruhen auf Daten des Statistischen Bundesamtes und des ifo Instituts. Auch im Internet mit Info-Grafik abrufbar: www.bauindustrie.de/presse/

Stellungnahmen der Sozialpartner zur Halbjahresbilanz im Bauhauptgewerbe

Stellungnahmen der Sozialpartner zur Halbjahresbilanz im Bauhauptgewerbe Bauwirtschaft hält hohe Drehzahl und baut erneut Personal auf!

„Die Bauunternehmen haben im Juni noch einmal eine Schippe draufgelegt.“ Mit diesen Worten kommentierte, Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands Deutsches Baugewerbe (ZDB), die vom Statistischen Bundesamt veröffentlichten Zahlen.

Danach haben Unternehmen mit mehr als 20 Beschäftigten im Juni zirka 52,4 Millionen Stunden auf deutschen Baustellen gearbeitet und ihre Leistung gegenüber dem Vorjahresmonat um 6,6 Prozent ausgeweitet. Die Steigerung fällt damit höher aus, als angesichts eines mehr zur Verfügung stehenden Arbeitstages zu erwarten war. Im Wohnungsbau fiel die Leistungssteigerung besonders deutlich aus. Dies zeigt, dass die Bauunternehmen intensiv damit beschäftigt sind, ihre Auftragsbestände abzuarbeiten.

Die Leistungssteigerung konnte nur aufgrund von weiteren Neueinstellungen gelingen. Nach den Daten des Statistischen Bundesamtes sind in den Betrieben mit mehr als 20 Beschäftigten per Juni durchschnittlich gut 20.000 Beschäftigte mehr „an Bord“ als noch vor einem Jahr.

Für das zweite Halbjahr erwartet der ZDB eine Fortsetzung der intensiven Bautätigkeit, die Orderzugänge legen das nahe: Im Juni haben sie im Tempo der ersten fünf Monate bei gut plus sieben Prozent weiter zugelegt.

„Die Zahlen zeigen eines: Eine Ausweitung des Wohnungsbaus werden wir nur durch einen entsprechenden politischen Impuls erreichen. Daher haben wir hohe Erwartungen an den Wohngipfel am 21. September mit der Bundeskanzlerin“, so Pakleppa abschließend.

Bauindustrieverband appelliert an die Politik den seriellen Wohnungsbau in Gang zu bringen

„Nach einer schwachen Entwicklung im Vorjahr zieht die Nachfrage nach Wohnungen auch in diesem Jahr nicht an. Vor allem die Entwicklung im Juni war enttäuschend.“ Mit diesen Worten kommentierte der Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie, Dieter Babiel, die vom Statistischen Bundesamt veröffentlichten Baugenehmigungszahlen. „Auch wenn man die Wohnheime, zu denen auch Flüchtlingsunterkünfte zählen, herausrechnen würde, käme man in den ersten sechs Monaten nur auf einen leichten Zuwachs. Und dieser ist ausschließlich auf ein Plus im Geschosswohnungsbau von 4,9 Prozent zurückzuführen – der einzige Lichtblick im ersten Halbjahr. Dies reicht aber noch lange nicht, um den Bedarf an Wohnraum insbesondere in Ballungsgebieten zu decken.“

Babiel: „Wir begrüßen es deshalb ausdrücklich, dass die Bundesregierung für den 21. September einen Wohnungsbaugipfel einberufen hat, um mit allen Beteiligten Maßnahmen zur Steigerung der Wohnungsbaugenehmigungen und vor allem der -fertigstellungen zu besprechen.“ Die Bauindustrie setze dabei vor allem auf das Serielle Bauen. Nur so könne man den diagnostizierten Bedarf von 350.000 bis 400.000 Wohnungsfertigstellungen pro Jahr decken. „Hierfür wäre aber die Vereinheitlichung der Landesbauordnungen ein notwendiger Schritt. Ein einmal geplantes Typengebäude könnte dann ohne Änderungen bundesweit gebaut werden“, ergänzte Babiel. Damit verkürze der serielle Wohnungsbau nicht nur die Planungsund Bauzeit, sondern könne auch zur Kostensenkung beitragen und die Bauverwaltungen entlasten.

„Wir brauchen aber auch dringend mehr Bauland. Die KfW hat vollkommen Recht, wenn sie sagt, dass eine stärkere Ausweitung des Wohnungsbaus vor allem durch Baulandknappheiten in Ballungszentren verhindert wird“, zitiert Babiel aus der aktuellen KfWAnalyse zum deutschen Immobilienmarkt. Die Kreditanstalt weise in ihrer Analyse aber auch darauf hin, dass Fachkräfteengpässe im Bauhandwerk zunehmend den Wohnungsbau beeinträchtigen. Babiel: „Das können unsere Mitglieder, die als Generalunternehmer tätig sind, bestätigen. Ein Gebäude kann ja schließlich erst dann fertiggestellt werden, wenn auch der Ausbau abgeschlossen ist.“

Das Bauhauptgewerbe, welches überwiegend im Rohbau tätig ist, hätte hingegen seinen Personalbestand innerhalb von zehn Jahren um mehr als 100.000 Mitarbeiter auf 812.000 Beschäftigte erweitert. Hierzu hätten überwiegend ausländische Fachkräfte beigetragen, deren Anteil im gleichen Zeitraum von acht Prozent auf 17 Prozent gestiegen sei. „Die Unternehmen des Bauhauptgewerbes profitieren davon, dass sie – im Gegensatz zu kleinen Handwerksbetrieben – die Möglichkeit haben, auf ausländische Fachkräfte zurückzugreifen. Sie sind selber aber auch nicht untätig: Die Baufirmen haben im zweiten Quartal dieses Jahres – entgegen dem allgemeinen Trend – bundesweit 12.500 neue Lehrverträge abgeschlossen. Das sind 900 mehr als im Sommer 2017. Das Engagement der Bauunternehmen, der Verbände und unserer Ausbildungszentren, junge Menschen für eine Ausbildung am Bau zu begeistern, macht sich somit bezahlt.“

Alle Angaben und Berechnungen beruhen auf Daten des Statistischen Bundesamtes.

IG BAU fordert verstetigte Förderung von günstigen Wohnungen

Die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) fordert stärkere Anstrengungen der Politik, den Wohnungsmangel zu beheben. „Haushalte mit mittleren und niedrigen Einkommen finden immer schwerer eine bezahlbare Wohnung. Der Wohnungsmangel wird zum dringendsten sozialen Problem in Deutschland. Das hat die Politik zwar inzwischen erkannt, handelt aber nicht danach, wie die aktuellen Baugenehmigungszahlen des Statistischen Bundesamts zeigen. Statt schöner Worte brauchen wir mehr Geld für den Bau von Sozialwohnungen und bezahlbarem Wohnraum“, sagte der IG BAU-Bundesvorsitzende Robert Feiger.

„Diese Förderung muss langfristig angelegt sein, damit sie wirken kann. Investoren brauchen ebenso Planungssicherheit wie Baubetriebe. Die kann es aber nur bei einer verstetigten Förderung von bezahlbaren Wohnungen geben.“

Das Statistische Bundesamt hat die Halbjahresbilanz zu den Baugenehmigungen vorgelegt. Danach sind in den ersten sechs Monaten dieses Jahres insgesamt 0,6 Prozent weniger Wohnungen genehmigt worden als im gleichen Zeitraum 2017. Bei den Einfamilienhäusern betrug das Minus 1,6 Prozent. „Fehlendes Bauland ist ebenfalls ein entscheidendes Hemmnis für den Wohnungsbau. Spekulanten verknappen Grund und Boden zulasten der Wohnungssuchenden. Diesem Treiben muss die Politik einen Riegel vorschieben“, sagte Feiger.

Für den Rückgang der Genehmigungen bei Einfamilienhäusern sieht der IG BAU-Chef noch einen weiteren Grund: „Bereits bei den Verhandlungen zur Jamaika-Koalition war eine Eigenheimförderung im Gespräch, die die Groko nun als Baukindergeld umsetzt. Es ist nachvollziehbar, dass viele bauwillige Familien dessen Einführung abwarten wollten.“