Worüber reden wir?

Es gibt mittlerweile viele praktizierte Modelle, die jedoch im Sprachgebrauch oftmals begrifflich nicht klar unterschieden werden. Lange Zeit war das gängige Modell für das Arbeiten von zuhause die (alternierende) Telearbeit, die über die Arbeitsstättenverordnung geregelt wird. Definitionsgemäß sind Telearbeitsplätze fest eingerichtete, stationäre Bildschirmarbeitsplätze im Privatbereich der Beschäftigten. Die Arbeitgebenden stellen die Einrichtung und Ausstattung des Bildschirmarbeitsplatzes mit Mobiliar, sonstigen Arbeitsmitteln und Kommunikationsgeräten zur Verfügung. Auch haben Arbeitnehmende und -gebende bei Telearbeitsplätzen eine feste wöchentliche Arbeitszeit und die Dauer dieser Arbeitsweise festgelegt – arbeitsvertraglich oder durch eine allgemeine Vereinbarung.

Bei mobiler Arbeit ist der Arbeitsplatz anders als bei der Telearbeit nicht an einen festen Arbeitsplatz gebunden. Der Arbeitsort kann frei gewählt werden. Die genauen gestalterischen Vorgaben der Arbeitsstättenverordnung greifen daher nicht. Mobile Arbeit ist – mangels Ortsbindung – rechtlich weniger reguliert als die Telearbeit. Die Arbeitnehmenden sind für die Einrichtung ihres Arbeitsplatzes in einem hohen Maße selbst verantwortlich. Zwar gelten auch hier die Arbeitsschutzgesetze und damit auch die Schutzpflichten des Arbeitgebenden gegenüber den Beschäftigten. Aber der fehlende Bezug auf die Arbeitsstätte macht den Arbeitsschutz weniger „dingfest“.

In der Entscheidungshilfe verwenden wir neben dem Begriff mobile Arbeit auch den Begriff Homeoffice. Es handelt sich dabei um mobile Arbeit von zuhause aus. Aufgrund ihrer seit Corona hohen Bedeutung für die alltägliche Arbeitswelt steht Homeoffice im Zentrum der öffentlichen Aufmerksamkeit und arbeitspolitischer Diskussionen. Homeoffice ist nicht klar definiert, sondern beschreibt die Form mobiler Arbeit im häuslichen Umfeld. Dies kann ein eigenes Arbeitszimmer sein, in dem die Möglichkeiten für eine gute ergonomisch Gestaltung des Arbeitsplatzes und ungestörtes Arbeiten am größten sind. Homeoffice kann jedoch ebenso im heimischen Wohnzimmer, im Schlafzimmer oder auch in der Küche geleistet werden, was aber – wie wir noch ansprechen werden – Nachteile für Produktivität und auch Gesundheit mit sich bringen kann.

Eine Erweiterung der räumlichen Dimension mobiler Arbeit bildet Remote Work, bei der fast ausschließlich aus der Ferne gearbeitet wird, ggf. sogar aus dem Ausland. Mit Remote Work wird häufig das „Arbeiten von überall“ dort verbunden, wo es eine Internetverbindung gibt. Auch ein grenzüberschreitender Kontext wird diskutiert, hier gibt es aber viele Regularien zu berücksichtigen, weshalb diese Arbeitsform für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) nur in Ausnahmen relevant ist.

Leseempfehlung

Über die Erfahrungen mit Remote im grenzüberschreitenden Kontext berichten Unternehmen im Rahmen einer Befragung des RKW Kompetenzzentrums.

www.rkw-kompetenzzentrum.de/publikationen/studie/remote-work-im-grenzueberschreitenden-kontext/

Hybride Arbeit: Mobile Arbeit mit Arbeit in Präsenz kombinieren

Es geht bei mobiler Arbeit und Arbeiten in Präsenz nicht um ein Entweder-oder, sondern um die Verbindung beider Arbeitsformen mit dem Ziel, betriebliche Belange und persönliche Bedürfnisse der Arbeitenden auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen. Viele Unternehmen und Führungskräfte sehen die Verbreitung von mobiler Arbeit als Erfolgsgeschichte an, wollen aber in Zukunft nicht auf Präsenz verzichten. Sie schätzen die persönlichen Begegnungen mit Kolleginnen und Kollegen vor Ort im Betrieb als wichtig ein.

„Das Feedback, was bei mir ankommt von vielen Führungskräften ist erstens „Wow, ich wusste gar nicht, wie gut das geht“. Und diese Meetings sind effizienter als vorher. Und jetzt [...] kommt das zweite Feedback dazu: Für das Thema würde ich gern wirklich die Leute mal wieder in einem Raum haben.“ (Zitat eines Unternehmensvertreters, Auth et al. 2022)

In der betrieblichen Praxis kristallisiert sich ein „hybrides Modell“ im Wechsel zwischen Präsenz und mobilen Arbeitstagen als am meisten genutztes Modell heraus. Es wird auch von vielen Beschäftigten favorisiert. Eine Erhebung während der Corona-Pandemie zeigte, dass sich Beschäftigte mit einer 5 Tage-Woche am häufigsten 2-3 Tage im Homeoffice wünschen (Kunze & Zimmermann 2020). Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin kommt in ihrer Empfehlung zu einem ähnlichen Ergebnis. Sie hält „eine Kombination („hybrides Modell“) von 1-3 Tagen Arbeit von zuhause und 2-4 Tagen Präsenz je nach Tätigkeit und betrieblichen Rahmenbedingungen für empfehlenswert. Dabei sollen Arbeitsschutzstandards eingehalten und der Austausch in Präsenz im Unternehmen ermöglicht werden (Backhaus et al. 2021).

Leseempfehlung

Weitere Hinweise zum gesetzlichen Rahmen finden Sie in dem Leitfaden
Rechtliche und technische Voraussetzungen für erfolgreiche mobile Arbeit“.

    

Dieser Leitfaden ist Teil der Arbeitshilfe „Homeoffice und mobile Arbeit bewusst gestalten“. Weitere Dokumente und Tools finden Sie unter rkw.link/mobilearbeit.