2. Schritt: Die Frage der Anforderungen
Sie wollen natürlich die besten Bewerber. Aber wer ist der beste?
Viele Unternehmen haben erkannt, dass Schulnoten für die Eignungsfeststellung nur bedingt taugen. Sie können das auf anderen Wegen überprüfen. Schauen Sie sich beispielsweise an, was die Bewerberin oder der Bewerber neben der Schule macht: Die eine ist eine guter Sportlerin und hat so ihren Ehrgeiz und ihre Leistungsbereitschaft unter Beweis gestellt. Ein anderer leitet jüngere Kinder in der Jugendfeuerwehr, bei den Pfadfindern oder im Sportverein an und zeigt so, dass er auf andere eingehen kann, Verantwortung übernimmt und etwas gestalten will. Oder jemand hat ein besonderes Hobby, durch das sie oder er mit Neugier und Beharrlichkeit zur Expertin oder zum Experten auf diesem Feld geworden ist. Junge Menschen, die als Geflüchtete hierherkommen, sind oft hoch motiviert und ehrgeizig, Schulabschlüsse können sie dagegen oft nicht nachweisen. Auch sie verdienen eine Chance, die sie zu nutzen wissen, wie viele Erfolgsgeschichten des Netzwerks Unternehmen integrieren Flüchtlinge (https://www.unternehmen-integrieren-fluechtlinge.de/) beweisen.
Gerade auf diejenigen, die weniger gut in der Schule sind, wirken Forderungen nach einer bestimmten Note oft abschreckend und frustrierend. Besonders Frauen sind sehr selbstkritisch: Sie bewerben sich nur dann, wenn sie die Anforderungen zu 100 Prozent erfüllen können. Männern reichen schon 60 Prozent – das zeigen Untersuchungen.
Eigentlich schauen die meisten Jugendlichen optimistisch in ihre Zukunft. Aber kassieren sie viele Absagen, nehmen sie das schnell persönlich und glauben, dass sie gar keine Chance bekommen. Jemand mit einem so geringen Selbstwertgefühl geht kaum motiviert in die Ausbildung. Sie schränken also mit strengen Anforderungskriterien unter Umständen den Kreis potenzieller Bewerberinnen und Bewerber ein. Besser nennen Sie, welche Interessen und Neigungen für den Beruf notwendig sind. Und überprüfen in einem Praktikum oder beim Probearbeiten, ob die Kandidatinnen oder Kandidaten die Voraussetzungen mitbringen.
TIPP: Ein Bewerberprofil können Sie mit Hilfe der Checkliste „Bewerberprofil“ in der RKW Toolbox erstellen. Sie kann Ihnen auch Entscheidungshilfe sein, wenn mehrere interessante Kandidaten zur Auswahl stehen.
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- © Eigene Darstellung / RKW Kompetenzzentrum – Abbildung 3: Beispiel für ein Bewerberprofil. (20160506-Leitfaden-Azubimarkting-1-Seit-18.JPG)