In den Betrieb reinschnuppern
Schülerpraktika sind in fast allen Schulen in Deutschland in der Mitteloder Oberstufe verpflichtend. Sie sollen den Schülerinnen und Schülern bei der Berufsorientierung praktische Erfahrungen vermitteln. Für sehr viele kleine und mittlere Unternehmen sind sie – und zusätzlich freiwillige Praktika – die beste Gelegenheit, interessierte Jugendliche zu „testen“, ob sie sich für die Ausbildung eignen. Trotzdem bieten etwa ein Drittel der kleinen und kleinsten Unternehmen keine Praktika an und verschenken damit Möglichkeiten. Denn wenn die Jugendlichen das Praktikum mit Spaß und Interesse absolvieren, sind sie potenzielle Ausbildungskandidaten, die Sie sich „warmhalten“ sollten. Im Tortenatelier Schwanbeck funktioniert das sehr gut – ehemalige Praktikanten entscheiden sich bewusst für das Unternehmen.
Grundsätzlich soll ein Praktikum die Chance bieten, einen Beruf kennenzulernen. Manchmal sind sie Teil der schulischen Berufsausbildung oder bei der Einstiegsqualifizierung Teil der dualen Ausbildung. Hier geht es um die Praktika, die Schülerinnen und Schüler vor der Entscheidung für einen Ausbildungsberuf absolvieren. Sie dauern einige Tage und sind in der Regel Teil des Schulunterrichts zur Berufsorientierung.
Wie? Oft gehört dazu, dass sich die Schülerinnen und Schüler selbst ein Unternehmen suchen müssen. Die erste Frage ist für Sie, ob die die wissen, dass Sie Praktika anbieten? Vertrauen Sie nicht auf die „Mund-zu-Mund“-Propaganda, sondern weisen auf Ihrer Website darauf hin (siehe Leitfaden 3). Sehen Sie sich die Bewerbungen an und laden die Jugendlichen zum Gespräch ein. Die wenigsten werden dafür einen Aufwand betreiben müssen wie das Pfötchenhotel, das Praktika für einen äußerst beliebten Beruf anbietet. Hier ist vor allem die Frage interessant, warum jemand in Ihren Beruf reinschnuppern möchte.
Die Rahmenbedingungen für Schulpraktika sind häufig von den Schulen vorgegeben, beispielsweise, was die tägliche Arbeitszeit angeht. Ansonsten gelten die gesetzlichen Bestimmungen, besonders das Jugendschutzgesetz.
Sorgen Sie dafür, dass die Praktikantinnen und Praktikanten selbst Hand anlegen können und nicht nur zum Zuschauen mitlaufen. Das wird schnell langweilig, und vor allem vermittelt es eben keinen Eindruck davon, was man in dem betreffenden Beruf zu tun hat. Vielleicht gibt es ein kleines Projekt, das sie umsetzen können – das kann immer wieder dasselbe sein. Oder sie können den gesamten Betriebsablauf vom Eingang der Bestellung bis zur Auslieferung begleiten und so einen guten Überblick erhalten. Auf jeden Fall sollten Sie einen Plan haben, den Sie am ersten Tag vorstellen und bei besonderen Interessen Ihrer Praktikantinnen und Praktikanten auch noch variieren können.
Ideal ist es, wenn ein aktueller Azubi oder junge Mitarbeitende als Ansprechperson zur Verfügung stehen. Denken Sie auch daran, gleich zu Beginn zu zeigen, wo die Toiletten, die Garderobe, der Getränkeautomat etc. sind, denn die Jugendlichen trauen sie oft nicht zu fragen.
Häufig kommt die betreuende Lehrperson ein- oder mehrmals während des Praktikums ins Unternehmen. Nutzen Sie die Gelegenheit, auch die Lehrerinnen und Lehrer bezüglich Ihrer Ausbildungsberufe auf den neuesten Stand zu bringen.
Führen Sie auf jeden Fall ein Abschlussgespräch. Ihr Feedback dazu, wie sich der Jugendliche „angestellt“ hat, ist für sie oder ihn eine wertvolle Hilfe bei der Berufsorientierung, abgesehen davon, dass Sie mit so einem Gespräch Ihre Wertschätzung ausdrücken. Sprechen Sie kritische Punkte an, auch im sozialen Verhalten. Sollte der Jugendliche für Sie als Auszubildender infrage kommen, sollten Sie das auf jeden Fall signalisieren und das weitere Vorgehen absprechen. Überreichen Sie die Praktikumsbescheinigung, die meistens auf einem Vordruck der Schule ausgestellt wird. Ansonsten können Sie sich an Vorlagen Ihrer Kammer orientieren.
Aufwand? Das (einmalige) Erstellen eines Praktikumsplans erfordert etwas Aufwand. Die Praktikantinnen und Praktikanten müssen betreut werden. Sie sollten diesen Aufwand als gute Investition in Ihre Fachkräftesicherung betrachten.
Kosten? Schülerpraktikanten erhalten keine Vergütung und sind über die Schule versichert. Je nach Plan entstehen Ihnen Sachkosten und Personalkosten für die Betreuung.
Vorteile? Praktika sind eine gute Möglichkeit, potenzielle Auszubildende frühzeitig und unverbindlich kennenzulernen. Sie können eine Entscheidungsgrundlage bei der Auswahl geeigneter Bewerberinnen und Bewerber für einen zu besetzenden Ausbildungsplatz sein. Sie dienen der Vorbeugung gegen vorzeitigen Abbruch der Lehre. Die Gefahr ist deutlich geringer, wenn die Jugendlichen das Unternehmen und den Ausbildungsberuf realistischer einschätzen können. Zudem sind sie eine Hilfe im Wettbewerb mit den „Großen“ um Nachwuchskräfte und die besten Talente.
Nachteile? Nicht jeder Praktikant wird Ihren Erwartungen entsprechen können. Aber auch diese Erkenntnis dient beiden Seiten: Was nicht zusammen passt, muss nicht zusammen kommen.
TIPP: Mit unseren Online-Check auf www.rkw-azubimarketing.de „Standortbestimmung Praktikum“ können Sie Ihren Umgang mit Praktika überprüfen und optimieren.
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