Wie finanzieren Sie Ihre Gründung?
Ob Sie klein starten oder Großes vorhaben, eine Finanzierungsplanung ist notwendig. Wie viel Geld habe ich für den Aufbau meines Geschäfts? Wie viel Geld brauche ich? Woher bekomme ich externes Kapital, wenn ich nicht ausreichende Eigenmittel habe? Das sind die Fragen, die alle Gründer beantworten müssen – für sich selbst und für mögliche Geldgeber.
Daher sollten Sie nach der Beschreibung Ihrer Gründungsidee in einer Tabelle Ihre geplanten Einnahmen und Ausgaben darstellen. Diese Tabelle besteht idealerweise aus folgenden Teilen:
- Tabelle Ihrer Lebenshaltungskosten – was benötigen Sie zum Leben?
- Tabelle Ihres Kapitalbedarfes – welche Anschaffungen benötigen Sie?
- Tabelle Ihres Rentabilitätsplanes – welche Einnahmen und Ausgaben erwarten Sie?
- Tabelle Ihres Liquiditätsplanes – welche weiteren Einnahmen und Ausgaben müssen Sie berücksichtigen?
Wichtig für Nicht-EU-Bürger:
Ein aussagekräftiger Finanzierungsplan belegt die Erfolgsaussicht Ihres Geschäftsmodells. Er ist ein wichtiger Baustein jedes Businessplanes und damit ein Entscheidungskriterium für Ihre Aufenthaltserlaubnis (siehe Punkte 8 und 10).
Wie viel Geld benötigen Sie für Ihren Lebensunterhalt?
Erfassen Sie die monatlichen Ausgaben für Ihren Lebensunterhalt und für den Ihrer Familie, wenn Sie nicht alleine in Deutschland leben werden und für Ihre Familie verantwortlich sind. Schreiben Sie nicht die Ausgaben für Ihre Selbstständigkeit auf. Schreiben Sie in eine Tabelle: Wie hoch sind Ihre monatlichen Lebenshaltungskosten? Wie hoch ist Ihre Miete für Ihre Wohnung? Wie hoch sind Ihre Ausgaben für die Lebensmittel (Essen und Trinken)? Wie hoch sind Ihre Ausgaben für Ihre Hobbys? Welche sonstigen Ausgaben haben Sie (Kleidung, Freizeit, Auto)? Wie hoch sind Ihre Ausgaben für einen jährlichen Urlaub? Wie hoch sind Ihre Ausgaben für Unvorhergesehenes (Ausgaben für Haushaltsgeräte, Ausgaben bei Krankheit)?
Wie viel Geld benötigen Sie für Ihre Gründung?
Ermitteln Sie Ihren „Kapitalbedarf“: Erfassen Sie die Ausgaben für Ihre Gründung und schreiben Sie auf, wofür Sie das Geld ausgeben. In den meisten Fällen sind der Umsatz und die Einnahmen zu Beginn einer Gründung überschaubar und die Anlaufphase muss selbst finanziert werden. Unterschätzen Sie nicht die Höhe Ihrer Ausgaben. Es gibt immer Kunden, die nicht sofort zahlen, oder andere Ereignisse, die nicht vorgesehene Kosten verursachen können. Damit Sie auch dann ausreichend finanzielle Mittel für sich und für Ihre Gründung haben, sollten Sie unbedingt eine finanzielle Reserve einplanen. Außerdem müssen Sie berücksichtigen, ob Sie Maschinen anschaffen müssen und wie hoch Ihre Ausgaben für die Herstellung Ihres Produktes oder Ihre Dienstleistung sind. Überlegen Sie dabei realistisch, welche Ausgaben und Investitionen notwendig sind:
- Wie hoch sind Ihre Ausgaben in der Vorbereitung (Beratungskosten, Gebühren für die Anmeldung, Abgaben, Genehmigungen – für Aufenthalt und Anerkennung Ihrer Qualifikationen –, Verwaltung, Marketing, Übersetzungen, Notar, Dolmetscher)?
- Wie hoch sind Ihre Ausgaben beim Start (Miete, Maschinen, Möbel, EDV, Firmenauto, Werkzeuge, Website, Geschäftspapier, Kaution, Versicherungen)?
- Wie hoch sind Ihre Ausgaben der Gründung (Steuern, Anwalt, Personal, Werbung, Vertrieb, Zinsen)?
- Wie hoch sind die Ausgaben für die Herstellung Ihres Produktes oder für den Einkauf Ihres Produktes?
Nehmen Sie sich Zeit für eine gründliche Vorbereitung, um nichts zu übersehen. Häufig scheitern Selbstständige, weil sie den Kapitalbedarf unrealistisch eingeschätzt haben und ihre finanzielle Reserve nicht ausreichend war.
Wie finanzieren Sie Ihre Gründung?
Wenn Sie die Höhe des benötigten Startkapitals ermittelt haben und feststellen, dass Ihr Eigenkapital zusammen mit den ersten Einnahmen nicht ausreicht, müssen Sie sich eine externe Finanzierung beschaffen. Einen gewissen Eigenkapitalanteil sollten Sie aber einbringen. Mit dem Eigenkapital signalisieren Sie, dass Sie vom Erfolg Ihrer Unternehmung überzeugt sind und können auch andere leichter zu einer Kreditvergabe bewegen. Wie hoch ist Ihr Eigenkapital (Spareinlagen)? Welche Sachmittel (Immobilien) haben Sie und können Sie einbringen?
Wie viel verdienen Sie mit Ihrer Selbstständigkeit?
Beschreiben Sie die Einnahmen und Ausgaben, die Sie in den nächsten drei Jahren in Ihrer Selbstständigkeit haben werden. Damit können Sie errechnen, ob sich Ihre Selbstständigkeit für Sie lohnt. Die Berechnung müssen Sie für jeden Monat durchführen. Überlegen Sie: Wie viel darf Ihr Produkt / Ihre Dienstleistung kosten? Wie hoch sind Ihre monatlichen Fixkosten (Miete, Telefon etc.)? Wie hoch muss ihr Mindestumsatz sein, damit Ihre eigenen Kosten gedeckt sind? Wie viele Produkte müssen Sie verkaufen beziehungsweise wie oft müssen Sie Ihre Dienstleistung anbieten, um diesen Umsatz zu erreichen?
Können Sie mit Ihrer Selbstständigkeit Ihren Lebensunterhalt sichern?
Beschreiben Sie Ihre sämtlichen Einnahmen und Ausgaben. Nicht nur die Ihrer Selbstständigkeit, sondern alle, die Sie für sich und Ihre Familie benötigen. Dazu gehören unter anderem Ihre Lebenshaltungskosten, Ihre Steuerzahlungen, Krankenkasse, Versicherungen, Sozialabgaben. Ziehen Sie diese Ausgaben von Ihren Einnahmen (siehe oben „Wie viel verdienen Sie mit Ihrer Selbstständigkeit?“) ab. Wenn Sie einen Minusbetrag erhalten, müssen Sie überlegen, mit welchem Geld Sie das Minus ausgleichen wollen. Die wichtigste Frage ist: Nehmen Sie mehr Geld ein als Sie ausgeben? Stellen Sie sich daher folgende Fragen: Wie viel Geld geben Sie für Ihre Selbstständigkeit monatlich aus? Wie viel Geld geben Sie für sich und Ihre Familie monatlich aus? Wie viel Geld geben Sie für Ihre Krankenkasse, Ihre Versicherungen etc. monatlich aus? Wie viel Geld geben Sie für Ihre Altersvorsorge aus? Wie viel verdienen Sie durch Ihre Selbstständigkeit? Haben Sie noch andere Einnahmen?
Wie können Sie Ihr Eigenkapital erhöhen?
Zur Erhöhung Ihres Eigenkapitals können Sie sich Geld im Freundesund Familienkreis leihen oder weitere Gesellschafter an Ihrem Unternehmen beteiligen (siehe Punkt 14).
Woher bekommen Sie Fremdkapital?
Bankkredite sind die klassische Art der Fremdfinanzierung: Kreditinstitute (Banken und Sparkassen) stellen Geld zur Verfügung, das Sie als Kreditnehmer nach einem festgelegten Zeitraum zurückzahlen müssen. Dafür verlangen sie Zinsen und in den meisten Fällen Sicherheiten zur Begrenzung ihres Risikos für den Fall, dass Sie den Kredit nicht zurückzahlen können. Als Sicherheiten kommen zum Beispiel Lebensversicherungen, Wertpapiere, Bürgschaften oder Immobilien in Frage. Generell gilt, dass Fremdkapitalgeber nicht zu Miteigentümern Ihres Unternehmens werden. Wenn Sie bereits eine Firmenbank haben, können Sie mit Ihrem Berater über eine Kreditvergabe verhandeln und sich hier auch über Fördermöglichkeiten beraten lassen.
Staatliche Finanzhilfen: Welche Fördermittel gibt es?
In Deutschland können Existenzgründer durch zahlreiche staatliche oder öffentliche Finanzierungsprogramme gefördert werden. Recherchieren Sie, ob zur Finanzierung Ihres Vorhabens spezielle Förderprogramme in Frage kommen und welche dafür passen. Bei öffentlichen Förderprogrammen handelt es sich meistens um Darlehen, seltener um Zuschüsse, die Sie nicht zurückzahlen müssen. Lange Laufzeiten und tilgungsfreie Jahre sind in vielen Fällen ein Vorteil von Förderkrediten. Das verschafft Ihnen einen größeren unternehmerischen Freiraum.
Wo finden Sie staatliche Förderprogramme?
Mit der Förderdatenbank (www.foerderdatenbank.de) gibt die Bundesregierung einen umfassenden Überblick über die aktuellen Förderprogramme des Bundes, der Länder und der Europäischen Union. Die assistierte Schnellsuche nach Fördergebiet, Förderberechtige, Förderbereich und Förderart führt Sie zu dem Förderprogramm, das für Ihr Vorhaben in Betracht kommt. Unter anderem finden Sie in der Rubrik „Service“ die Ansprechpartner der BMWi-Förderberatung. Ein Förderglossar erläutert die wichtigsten Fachbegriffe zur Förderung und Finanzierung. Welche Informationen die Datenbank bereithält, erfahren Sie in der dazugehörigen Broschüre. Je genauer Sie eingrenzen, was Sie mit den Fördermitteln finanzieren wollen – zum Beispiel Maschinen oder Betriebsmittel – desto schneller erhalten Sie das passende Ergebnis.
Wo und wie Sie diese Fördermittel beantragen können und zu welchen Konditionen, erfahren Sie auch im persönlichen Gespräch mit Experten der Förderberatung des BMWi: Telefon +49 3018 615-8000; E-Mail foerderberatung(at)bmwi.bund.de. Steuerberater und die Banken helfen ebenso bei der Beschaffung von Fördermitteln.
Förderkredite der Banken
Informieren Sie sich über die verschiedenen Kredite der Förderbanken wie der KfW Mittelstandsbank (Kreditanstalt für Wiederaufbau, die öffentlich-rechtliche Förderbank Deutschlands), das KfW-Startgeld oder die Mikrokredite. Detaillierte Auskünfte zu Fördermöglichkeiten erhalten Sie mit wenigen Klicks über den Produktfinder auf www.kfw.de.
Gründen ohne fremdes Geld
Obwohl es zahlreiche Möglichkeiten der Fremdfinanzierung gibt, geraten viele Gründungsvorhaben an dieser Stelle ins Stocken. Gerade Einzelunternehmer mit geringem Eigenkapital, wenig Erfahrung und einem schlechten Businessplan haben in der Praxis häufig Schwierigkeiten, Banken und Beteiligungsgesellschaften zu einer Finanzierung in das eigene Unternehmen zu überzeugen.
In der Situation wenden viele Gründer eine Strategie an, die mittlerweile unter dem Namen Bootstrapping bekannt ist. Dabei wird auf alle nicht unbedingt notwendigen Kosten und Investitionen verzichtet und das Unternehmen wird zuerst im kleinen Maßstab gegründet. Während normalerweise in den ersten Monaten und Jahren Verluste anfallen, ist es das Ziel dieser Strategie, so schnell wie möglich Überschüsse zu erzielen. Diese Überschüsse sollen den Lebensunterhalt ermöglichen und das Unternehmen weiter ausbauen. Dadurch wächst der Betrieb in der Regel langsamer als mit Fremd- oder Beteiligungskapital. Haben Sie die ersten Jahre aber überstanden, erhalten Sie leichter Finanzmittel für die nächsten Investitionen.
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