Kein Grund zur Hektik
Wolfgang Meyer, Buchhalter in einem Logistikunternehmen, passieren in letzter Zeit häufig Fehler. Dadurch fühlt er sich stark gestresst und unter Druck gesetzt. Erklären kann er sich die Fehler nur dadurch, dass er sich dauernd gehetzt fühlt und unterbrochen wird. Mittlerweile belastet ihn die Situation so stark, dass er auch zuhause nicht mehr in Ruhe seinen Feierabend genießen kann, sondern die Probleme mit nach Hause nimmt, manchmal sogar noch abends von zuhause aus arbeitet und auch nachts nicht mehr gut schläft.
Warum wir immer mehr auf einmal bewältigen müssen
Wie Herrn Meyer geht es vielen Beschäftigten: viel zu tun, ständige Unterbrechungen durch Kollegen, Kunden oder das Klingeln des Telefons – Unterbrechungen, die gerade bei Tätigkeiten stören, bei denen man sich konzentrieren muss. Die Fehlerhäufigkeit kann zunehmen, und man hat das Gefühl, den Aufgaben ständig hinterherzurennen.
Der Berufsalltag hat sich in den vergangenen Jahren stark verändert. Ständige Erreichbarkeit durch neue Kommunikationsmedien lassen den ein oder anderen auch im Feierabend nicht los. Aber auch die technische Weiterentwicklung der Arbeitsmittel stellt Beschäftigte immer wieder vor neue Herausforderungen.
Diese Situation kann auf lange Sicht für viele Beschäftigte sehr belastend sein. Die Betroffenen fühlen sich gestresst und überfordert. Langfristig wirkt sich dies auch negativ auf die Gesundheit aus.
Stress ist ein Risikofaktor für die Schwächung des Immunsystems (d. h., unsere körperliche Widerstandsfähigkeit lässt nach), erhöhten Blutdruck, Diabetes ("Zuckerkrankheit"), erhöhte Cholesterinwerte. Diese Symptome können zu weiteren Erkrankungen führen, beispielsweise zu Herzerkrankungen.
Was tun gegen Stress?
Zunächst einmal sollten Sie akzeptieren, dass ein gewisses Maß an Stress nützlich ist, um bestimmte Leistungen erbringen zu können, weil der gesamte Organismus dadurch in Alarmbereitschaft versetzt wird. Wie der Mediziner Hans Selye einst formulierte: "Stress ist die Würze des Lebens." Sie stehen unter Stress, wenn eine Situation Sie im Griff hat und nicht umgekehrt.
Typische Stressreaktionen können sein (BGHW 2011b):
- Körperliche Reaktionen wie Herzklopfen, beschleunigte Atmung, Blutdruckanstieg, Schwitzen, Verstopfung, Verspannung.
- Gedankliche und gefühlsmäßige Reaktionen wie Unsicherheit, Überempfindlichkeit, innere Anspannung, Angst, Nervosität, Gereiztheit, Konzentrationsschwäche und gedankliches Kreisen um den Belastungsfaktor.
- Verhalten: Meiden der stressauslösenden Situation, gereiztes Verhalten, sozialer Rückzug.
Das können Sie selbst tun
Stress, Hektik, ständige Unterbrechungen der Tätigkeiten – Sie können die Auswirkungen auf Ihre Gesundheit ein wenig abfedern und etwas dagegen tun.
Wenn Sie in einer besonders stressigen Situation sind, nehmen Sie sich eine Auszeit:
- Atmen Sie tief durch und denken Sie an angenehme Erlebnisse.
- Machen Sie einen Spaziergang, um zur Ruhe zu kommen.
Finden Sie langfristig einen Ausgleich zur Arbeit:
- Entspannen Sie bewusst, beispielsweise durch Entspannungstechniken wie Yoga oder Autogenes Training.
- Machen Sie Ausdauersport (Laufen, Schwimmen, Radfahren).
- Lassen Sie sich ablenken: Treffen Sie Freunde, hören Sie Musik oder gehen Sie ins Theater.
- Überprüfen Sie Ihre Erwartungshaltung an sich und Ihre Arbeit. Vielleicht müssen es nicht immer 120 Prozent sein?
- Manchmal ist es aber auch ratsam, seinen (Arbeits-)Tag besser zu planen und zu strukturieren, damit die "Stressfalle" gar nicht erst wieder zuschlagen kann:
- Erkennen Sie Ihre Verzögerungstaktiken ("Aufschieberitis"): Schieben Sie unangenehme und wichtige Aufgaben nicht zugunsten der Erledigung von leichteren, dringenden Aufgaben auf.
- Teilen Sie große Aufgaben in kleinere Teile auf, das erleichtert das Anfangen ("Salami-Taktik").
- Vermerken Sie sich in Ihrem Terminkalender Zeit für Aufgaben, die Sie nicht gern machen.
Das kann Ihr Arbeitgeber tun
Auch der Arbeitgeber sollte ein Interesse daran haben, dass Sie Ihre Arbeit konzentriert und fehlerlos bewältigen können. Dafür sollte auch er etwas tun:
- Die Rahmenbedingungen müssen stimmen, dazu gehört z. B. das ungestörte Arbeiten in einem Büro, in welches keine Kunden "hereinplatzen" können. Vielleicht lässt sich ein Anrufbeantworter zu bestimmten Zeiten einrichten, damit keine Anrufe durchgestellt werden können. Dies ist beispielsweise auch ratsam für feste Pausenzeiten, die der Erholung und Konzentration dienen.
- Zuallererst sollte aber überprüft werden, ob die Arbeitsaufgaben innerhalb der vorgegebenen Zeit bearbeitet werden können – sowohl inhaltlich als auch von der Menge. Hier ist ggf. mehr Personal nötig. Möglicherweise hilft auch eine Schulung oder Weiterbildung, um die Aufgaben leichter bearbeiten zu können.
- Wichtig ist auch ein Arbeitsklima, in dem Sie gerne arbeiten und sich wohlfühlen. Gute Zusammenarbeit mit den Kollegen kann eine belastende Situation auffangen. Der Arbeitgeber kann dies durch Teambildungsmaßnahmen fördern.
- © FabrikaCr / iStock.com – Header_Website_1460_360_magazin.jpg