1. Schritt: Angebotspaket schnüren
Bisher haben Sie herausgefunden, wo Sie stehen. Im nächsten Schritt bestimmen Sie, wohin Sie wollen. Eine Orientierung hat Ihnen bereits der Positionierungskompass gegeben. Jetzt geht es darum, ein Angebotspaket zu schnüren, das
- Ihre Position als Anbieter stärkt in dem Sinn, wie es Ihre Standortbestimmung ergeben hat – also Wunscharbeitgeber zu werden – und
- möglichen Bewerbern so gut gefällt, dass sie zu Ihnen kommen möchten – weil sie ihre „Traumausbildung“ gefunden haben.
Das Angebot ist letztlich das Herzstück des Azubimarketings. „Traumausbildung“ kann für verschiedene Jugendliche etwas ganz anderes sein. Aber wenn Sie ein Angebot schnüren, das Ihnen weiterhilft und den von Ihnen gewünschten Jugendlichen gefällt, werden Sie vermutlich eher die „richtigen“ Bewerber überzeugen.
Genauso wie Ihr Bauunternehmen will ein Jugendlicher Nutzen aus seiner Ausbildung ziehen. Aber anders als früher heißt das mehr, als einen Berufsabschluss in der Tasche zu haben. Vielmehr möchten junge Menschen sich heute ein Stück weit selbst verwirklichen. In einem Bauberuf ist das kein Problem. Schließlich können sie am Abend betrachten und anfassen, was sie tagsüber geschaffen haben. Außerdem möchten sie ihre Neigungen ausleben (auch wenn sie die vielleicht noch gar nicht so genau benennen können). Sie suchen sowohl berufliche als auch persönliche Entwicklungsmöglichkeiten und Spaß bei der Arbeit (s. Abb. 1 auf S. 11). Tritt das alles ein, sind die meisten Jugendlichen leistungsorientiert und motiviert.
Für Sie erfordert das einen Perspektivenwechsel: Früher, als Ausbildungsplätze knapper waren als Bewerber, konnten Sie hohe Anforderungen stellen. Heute müssen Sie etwas anbieten, weniger fordern. Selbstverständlich steht Ihr betrieblicher Nutzen aus der Ausbildung weiterhin obenan. Aber durch den Perspektivenwechsel können Sie bei Ansprache der Jugendlichen anders argumentieren und ihnen auch einen Nutzen versprechen.
Schauen Sie dennoch zuerst auf Ihren Nutzen aus der Ausbildung. Ist der optimal, oder könnten Sie noch mehr profitieren? Die drei Fragen können Ihnen weiterhelfen:
- Bilden wir im richtigen Beruf aus? Unter den vielen Ausbildungsberufen im Baugewerbe gibt es einige eng verwandte, die sich in der Dauer (zweijährig, dreijährig, dreieinhalbjährig) und in einzelnen Bausteinen unterscheiden. Diese Unterschiede sprechen eventuell andere Interessenten an. Ein Beispiel: Der Straßenbauer muss große Maschinen beherrschen, aber auch in einer Fußgängerzone Pflaster legen können, der Baugeräteführer braucht vor allem räumliches Vorstellungsvermögen, da es oft auf punktgenaue Arbeit ankommt und auch kleine Reparaturen sollte er selbst erledigen können. Bei Stuckateuren hingegen ist große Sorgfalt, Qualität und Kreativität gefragt. Dazu gehört auch der Umgang mit verschiedenen Materialien und moderner Bautechnik. Erinnern Sie sich an Ihre Standortbestimmung und die Frage nach dem Stellenwert der Ausbildung beziehungsweise Ihrer eigenen Motivation, diesen Beruf auszuüben. Halten Sie die Gründe für diesen oder jenen Ausbildungsberuf fest. Zudem sollten Sie sich mit den Fachleuten Ihrer Innung oder Handwerkskammer beraten. So bleiben Sie bei den Ausbildungsberufen auf dem Laufenden.
- Bilden wir die Richtigen aus? Je nach dem speziellen Profil Ihres Berufs und dem Tätigkeitsfeld Ihres Unternehmens ist Ihr Angebot für den einen spannend, für den anderen weniger. Damit Sie die Passenden ansprechen, sollten Sie klären, welchen Typus Sie eigentlich wollen: Der eine wird als Maurer auf der Baustelle Steine und Mörtel sehen, aus denen er eine Wand errichten soll. Der andere versteht sich vielleicht als Techniker und Konstrukteur. Sind Ihre Mitarbeiter oft auf Baustellen im Einsatz, die weiter weg sind, spricht das abenteuerlustige und neugierige Menschen eher an, als die sehr häuslichen, bodenständigen Typen. Frauen und Männer wählen ihren Beruf nach unterschiedlichen Kriterien aus. Frauen kommt es beispielsweise mehr darauf an, etwas Sinnvolles zu tun – darum wählen sie so oft soziale Berufe oder Berufe mit einem ökologischen Hintergrund. Bietet Ihr Unternehmen beispielsweise Leistungen zum energieeffizienten Bauen und Sanieren, kann das durchaus ein überzeugendes Argument für Mädchen sein.
- Bilden wir richtig aus? Selbstverständlich legen Sie Wert auf eine qualitativ gute Ausbildung. Hier ist aber etwas anderes gemeint. Einige Experten sagen, Ausbildungsreife entstünde erst in der Ausbildung. Dahinter steht der Gedanke, dass die jungen Menschen noch auf dem Weg zum Erwachsensein sind, dass sie noch sehr stark geprägt werden von dem, was sie erfahren und erleben. Der alte „Lehrherr“ war auch immer ein wenig Erzieher – diese Rolle übernehmen Ausbilder auch heute, wenn auch oft unbewusst. Der Altgeselle war schon immer auch Vorbild und prägte nachhaltig das Bild einer Nachwuchsfachkraft vom Beruf, vom Alltag auf der Baustelle und vom Umgang mit den Kollegen und Bauherren. Darum ist es gut, sich dieser Rolle bewusst zu werden und das eigene Verhalten im Betrieb ruhig einmal zu hinterfragen. Übrigens wünschen sich die Jugendlichen einen solchen festen Ansprechpartner, der sie während der Ausbildung begleitet.
Schauen Sie nun, was Sie bei geeigneten Kandidaten voraussetzen wollen und müssen.