3.5 Startvorteile: Erfahrungsschatz und Netzwerke

3.5 Startvorteile: Erfahrungsschatz und Netzwerke

Ausgangslage

Der größte Startvorteil älterer Gründerinnen und Gründer ist ihre Erfahrung. Welchen Erfahrungsschatz sie besitzen und wie wichtig dieser für eine eventuelle Gründung ist, ist ihnen aber oft nicht bewusst.

Lebenserfahrung
Dazu gehört zunächst, dass sie in aller Regel als Berufs- und Familienmenschen in jedem Fall viel private Lebenserfahrung mitbringen. Sie haben Höhen erreicht und Tiefen überstanden und sind daher häufig deutlich gelassener als Jüngere.

Berufs- und Branchenerfahrung
Nach einer ganzen Reihe von Arbeitsjahren kann man in der Regel auf vielfältige Berufserfahrungen zurückgreifen. Viele ältere Gründerinnen und Gründer wissen genau, worauf es in ihren Job ankommt und was zu tun ist. Diese Erfahrungen sind mit Sicherheit vielfach der Auslöser für die geplante Gründung.

Personalerfahrung
Eine langjährige angestellte Berufstätigkeit verlangt in aller Regel, am Arbeitsplatz mehr und mehr Verantwortung zu übernehmen. Das zahlt sich bei einer Gründung aus. Insbesondere Angestellte mittlerer  Positionen mit Führungserfahrung hatten in der Vergangenheit mit Personalaufgaben zu tun: Einstellung, Mitarbeiterführung und -bindung sind ihnen vertraut. Personalplanung und -entwicklung gehören zu den alltäglichen Tätigkeiten und müssen deshalb nicht erlernt werden. Denn – vor allem in Wachstumsphasen – sind Personalaufgaben unerlässlich, aber auch zu Beginn der beruflichen Selbstständigkeit ist die Auswahl und Bildung eines engagierten Teams Schlüssel zum Erfolg.

Netzwerk vorhanden
Eine langjährige berufliche Tätigkeit ist oft verbunden mit einem weit verzweigten Kontakte-Netzwerk.

Vor allem Senior Gründerinnen und Gründer, die direkt im Anschluss an eine Angestelltentätigkeit starten, sind hier eingeführt und bekannt für Fachkompetenz und gute Arbeit. Dazu kommt: Im privaten Umfeld unterhalten diese Menschen über viele Jahre Kontakte zu Verwandten, Freundinnen und Freunden, Nachbarinnen und Nachbarn, Vereinen usw. Alle diese Kontakte sind für Gründerinnen und Gründer eine gute Chance, um (erste) Aufträge zu bekommen. Außerdem ist das Kontakte-Netzwerk ein wichtiger ganz persönlicher Rückhalt auf dem Weg in die berufliche Selbstständigkeit.

Netzwerk verloren
Bei einigen älteren Gründerinnen und Gründern und gerade auch bei Wiedereinsteigerinnen und -einsteiger sind viele Verbindungen nach Arbeitslosigkeit oder Familienphase eingeschlafen bzw. verloren gegangen. Außerdem müssen viele beim Wechsel der beruflichen Tätigkeit oder Branche erleben, dass das alte Stammkundennetzwerk nur bedingt nutzbar ist und bestehende Geschäftskontakte dabei leider verloren gehen.

Handlungsvorschläge

Gerade Gründerinnen und Gründer im fortgeschrittenen Alter sollten sich darüber klar werden, mit welchen großen Erfahrungskompetenzen sie an ihren Unternehmensstart gehen. Jeder Unternehmensneuling begibt sich in unsicheres Terrain. Ältere sind dabei gegenüber Jüngeren eindeutig im Vorteil: Vieles von dem, was Jüngere noch lernen müssen, ist ihnen bereits bestens vertraut.

Besonnenheit und Umsicht
Nach aller Erfahrung gehen Senior Gründerinnen und Gründer besonders besonnen und zielgerichtet an eine Gründung heran. Sie neigen auch eher dazu, Fehlentscheidungen zu vermeiden, weil sie ihre eigenen Stärken und Schwächen kennen und in Rechnung stellen. Sie sind in der Lage, ihr Handeln und Wissen kritisch zu hinterfragen. Darüber hinaus haben Ältere eher als Jüngere eine gewisse Distanz zu ihrem Vorhaben und dabei auch Risiken genauer im Blick. Dies betrifft nicht zuletzt auch den Umgang mit (geliehenem) Geld. Nicht zu vergessen: Ältere verfügen aufgrund aller Lebenserfahrungen in der Regel über eine ausgeprägte soziale Kompetenz.

Genauigkeit und Vielseitigkeit
Gründerinnen und Gründer 45plus verfügen außerdem vielfach über eine größere Erfahrung mit Arbeitsprozessen und arbeiten deswegen genauer. Dadurch werden bei ihnen Fehler, wie sie bei Berufsneulingen bisweilen passieren, eher die Ausnahme sein. Außerdem sind sie nicht selten mit Preiskalkulation, Auftragsakquisition oder Vertriebsprozessen vertraut und haben mit Lieferanten und Kunden zu tun gehabt. Dazu kommt, dass diejenigen, die viele Jahre in ihrem Beruf tätig waren, dabei in der Regel tiefere Einblicke in Markt und Branche gewinnen konnten. Diese sind nun Gold wert, um zu erkennen, wo mögliche Geschäftsfelder oder unerkannte Marktnischen sind bzw. ob und wo ein unternehmerisches Engagement Erfolg versprechend ist.

Ein ganz besonderer Vorteil ergibt sich auch aus dem Alter: Sie gehören ebenso zum wachsenden Kundenmarkt der „Silver Ager“. Daher können sie sich besser in deren Lage hineinversetzen und einen wachsenden Markt „aus erster Hand“ bedienen.

Bestehende Netzwerke nutzen
Um Aufträge zu erhalten oder Lieferanten bzw. Kooperationspartner zu finden, sind viele und vor allem gute Beziehungen notwendig. Darum ist es wichtig, diese Kontakte zu erhalten, bei Bedarf wiederzubeleben und neue zu knüpfen.

Abgesehen davon gibt es aber auch weitere bestehende Netzwerke, die für Gründerinnen und Gründer von großem Nutzen sein können: zum Beispiel Gründerstammtische vor Ort oder Gründerinitiativen auf lokaler und regionaler Ebene. Hier lassen sich Informationen und Erfahrungen und nicht zuletzt Visitenkarten austauschen. So ergibt sich vielleicht auch die Möglichkeit, Geschäftsund Kooperationspartner zu finden. Als neues Unternehmen bzw. neuer Anbieter auf dem Markt sollten sie sich darum bemühen, Zugang in Netzwerke vor Ort zu bekommen.

Weitere Informationen:

Genauere Informationen zum Thema Qualifikation für die berufliche Selbstständigkeit – persönliche Voraussetzungen, fachliche Qualifikationen und unternehmerisches Know-how – können aus dem Existenzgründerportal des BMWi bezogen werden:

www.existenzgruender.de.

Tipp: „Eigene Ressourcen und Energie, verbunden mit dem Know-how an der Stelle einzusetzen, wo es gerade wichtig ist, wird ein wichtiger Lernfaktor für ältere Gründerinnen und Gründer. Die Lebenserfahrung hilft dabei, Prioritäten richtig einzuschätzen.“ – Dagmar Schulz, 1a-Startup, Düsseldorf

Adressen und Ansprechpartner der bestehenden Netzwerke und Angebote in der Region geben:

  • die IHKs: www.dihk.de
  • die lokalen und regionalen Wirtschaftsförderungsgesellschaften
  • die RKW-Landesverbände: www.rkw.de
  • Gründungsagenturen, Innovations-, Technologie- und Gründerzentren (BVIZ): www.innovationszentren.de
  • selbstständige Gründungsberaterinnen und -berater
  • örtliche Gründerund UnternehmensNetzwerke
  • Interessenvertretungen der Wirtschaft
Bildquellen und Copyright-Hinweise
  • © gstockstudio / 123RF – 20160818-cover-leitfaden-45-plus.png