Beratung auf Augenhöhe: Peer-Beratung

Ausgangslage

Laut der RKW-Studie „Ältere Gründerinnen und Gründer“ wollen Senior Entrepreneure häufig lieber durch Gleichaltrige beraten werden. Das hat mehrere Gründe:

  • ein geringeres Lerntempo als Jüngere
  • der Wunsch, vor Jüngeren Defizite nicht eingestehen zu müssen
  • Angst vor Fehlern und Blamage vor Jüngeren
  • die Erwartung, bei Gleichaltrigen eher eine gemeinsame Wertehaltung zu finden. Geldverdienen spielt für die meisten nicht die entscheidende Rolle für eine Gründung; vielen älteren Gründenden geht es dabei mehr um Freude, Sinnhaftigkeit und auch die ganz persönliche Herausforderung, noch einmal etwas Neues zu schaffen
  • ein Austausch mit anderen älteren Gründerinnen und Gründern sowie Unternehmerinnen und Unternehmern

Handlungsvorschläge

Ein Schlüssel zur Beratung kann darin liegen, dass die Beratenden „Peers“, also „Gleiche“ sind: Menschen im gleichen Alter, die Ähnliches erlebt haben wie ihre Gesprächspartner.

Auf Augenhöhe

In unserem Sinne bedeutet dies: Beraterinnen und Berater im mittleren oder fortgeschrittenen Alter beraten Gründerinnen und Gründer aus dieser Altersgruppe. Dabei sollen sie nicht nur einfühlsam zuhörend erkennen, welche Erfahrungen und Wünsche die Ratsuchenden haben und darauf eingehen. Sie kennen viele dieser Erfahrungen und Wünsche womöglich bereits selbst.

Die Peer-Beratung will Ratsuchende in ihrem Selbstwertgefühl stärken und sie dabei unterstützen, die anstehenden Herausforderungen zu meistern. Dies bedeutet vor allem, bei der Beratung im Sinne der Ratsuchenden vorzugehen und sich nicht an eigenen Vorstellungen und Zielen zu orientieren.

Dadurch, dass die Beraterin oder der Berater selbst bereits älter ist, kann sich eine größere Vertrauensbasis entwickeln. Dies kann geschehen durch:

  • die Vorbildrolle der älteren Expertinnen und Experten
  • die vermittelte und gespürte Akzeptanz und Wertschätzung
  • eine Beratung unabhängig von rein betriebswirtschaftlichen Zielen – im Mittelpunkt stehen stets die Ratsuchenden
  • die Orientierung auf Fähigkeiten, nicht auf Defizite (siehe auch Berufserfahrungen, Branchenerfahrungen im Kapitel 3.5.)
  • eine nicht-direktive Beratungsmethodik – Selbstverantwortung und Eigenaktivität der Beratungsteilnehmenden sind die treibenden Kräfte
  • die Gelegenheit zum Austausch mit anderen gleichaltrigen Gründerinnen und Gründern sowie Unternehmerinnen und Unternehmern

Ein Weg ältere Existenzgründerinnen und -gründer in eine zielgerechte und fachkundige Beratung zu bringen, wäre beispielsweise eine Vermittlung zu den unten genannten ehrenamtlichen SeniorberatungsOrganisationen. Die ehrenamtlichen Beraterinnen und Berater waren entweder in den früheren Jahren selbst Unternehmerinnen und Unternehmer oder in Führungspositionen tätig. Hier bestünde die Möglichkeit, dass die etwas ältere angehende Gründerperson im zweiten Schritt in eine weitergehende Beratung geleitet werden könnte. Vorstellbar wäre auch die Hinzuziehung einer/s erfolgreichen Unternehmensgründerin und -gründers gleichen Alters in das „normale“ Beratungsgespräch.

Weitere Informationen:

Anlaufstellen für Peer-Beratung

Eine solche Peer-Beratung bieten in erster Linie erfahrene sogenannte Seniorberaterinnen und -berater, zusammengeschlossen in:

Alt hilft Jung Bundesarbeitsgemeinschaft

Hier bieten bundesweit 15 Vereine vertiefende Beratung und Begleitung durch ehemalige Fach- und Führungskräfte aus der Wirtschaft an.

Schwerpunkt: Hilfe zur Selbsthilfe beim Businessplan, Marketing, kaufmännische Unterstützung. Kontakte vor Ort vermittelt die Bundesarbeitsgemeinschaft Alt hilft Jung.

www.althilftjung.de

Senior Experten Service (SES)

Der SES ist die Stiftung der Deutschen Wirtschaft für internationale Zusammenarbeit GmbH und eine gemeinnützige Gesellschaft. Er bietet vertiefende Problemlösung durch ehemalige Fach- und Führungskräfte aus der Wirtschaft an. Schwerpunkt: Lösung technischer Probleme bei Gründungen und Unternehmen im Ausland.

www.ses-bonn.de

Wirtschaftspaten

Rund 40 Wirtschaftspatinnen und Wirtschaftspaten sind in Hessen und Rheinland-Pfalz ehrenamtlich tätig und stellen ihre Kompetenz und ihren umfangreichen Erfahrungsschatz zur Verfügung.

www.wirtschaftspaten.de

Tipp:

„Die Peer-Beratung schafft Authentizität, heißt sich „auf Augenhöhe begegnen“. Denn der Altersunterschied kann zur Barriere werden. Im Gegensatz dazu schafft die Beratung durch Gleichaltrige Akzeptanz.“

Lothar Hunshelm, CSE Management- und Engineer-Consulting, Wuppertal