Vorwort

Deutschland braucht dringend Unternehmensnachwuchs: Der kürzlich erschienene DIHK-Gründerreport verzeichnet zum vierten Mal in Folge einen negativen Rekord in den Gründungsberatungszahlen. Auch der aktuelle Zustrom junger Menschen aus Krisenländern wird diese Situation mittelfristig nicht ändern können. Um in der globalisierten Welt wettbewerbsfähig zu bleiben, müssen daher noch bessere Bedingungen zur Gründung und zum Wachstum junger Unternehmen geschaffen werden.

Eine weitere Herausforderung stellt der demografische Wandel dar. Die hiermit eingehenden Alterungsprozesse der Gesellschaft bringen viele Änderungen mit sich, etwa im Bereich der finanziellen Altersabsicherung, für Unternehmen bei der Sicherung des Fachkräftenachwuchses und auch der Innovationsfähigkeit. Die deutsche Volkswirtschaft funktioniert mit nur wenigen Prozent der Bevölkerung: den Unternehmern. Sie gehen Risiken ein, bringen Arbeitskraft und Finanzmittel mit, schaffen Umsatz und Wachstum und stellen eine Vielzahl von Arbeitsplätzen bereit. Eine Abnahme in diesem Bereich würde gerade unserer mittelständisch geprägten Wirtschaft nachhaltigen Schaden zufügen.

Die demografisch bedingte Alterung der Gesellschaft birgt allerdings durchaus auch Chancen: Viele der Babyboomer sind bereit für einen (beruflichen) Neustart, ihr Anteil an den IHK-Beratungszahlen steigt. In dieser Lebensphase, zwischen etwa 45 und 60 Jahren, ist man erfahrener und selbstsicherer, im besten Fall finanziell abgesichert, die Kinder sind meist aus dem Haus. Die Realisierung von Ideen und Träumen, die vorher kaum aufkommen konnten oder im Alltag im Schrank stehen bleiben mussten, wird plötzlich greifbar: beste Umfeldbedingungen für Unternehmensgründungen!

Oftmals sind es kleine Ideen, die neu angegangen werden, nicht selten entsprungen aus der Erfahrung dessen, was man selbst ermangelt hat: Gerade kleine und mittlere Unternehmen (KMU) sind die Stärke der deutschen Wirtschaft, sie machen den deutschen Mittelstand aus. „Senior“ heißt im englischen Sprachgebrauch nicht nur „älter“, sondern auch: erfahren, kompetent. Ein „Senior“ ist Vorgesetzter und Ratgeber. Senioren in diesem Sinne können nicht nur die Lücke schließen, die ein Mangel an jungen Gründern bringen kann, sie können die Lücke durch Gelassenheit, Erfahrung und einen großen Ideenspeicher auch überkompensieren.

Das RKW, das insbesondere mit dem Transfer aktueller Forschungsergebnisse in die Unternehmen, aber auch an Gründer und Innovatoren seit Jahren erfolgreich ist, möchte mit dieser Publikation zu einem „Boom der Babyboomer“ in der Gründerszene beitragen.

Lebensziele – und damit Lebensqualität – und wirtschaftliche Ziele (einer ganzen Volkswirtschaft!) zusammenzubringen, scheint uns eine äußerst sinnvolle und wichtige Aufgabe zu sein. Lassen Sie uns gemeinsam daran arbeiten!

Ihr Wolfgang Pollety
Geschäftsführer des RKW Kompetenzzentrums

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