Auch Führung braucht Führung

Führungskräfte brauchen, ebenso sehr wie jeder andere Mitarbeiter, Orientierung und Führung! Wenn dies nicht gegeben ist, suchen sie sich selbst Orientierung und Sinn - und mit ihnen das gesamte Team oder die gesamte Abteilung. Hier ist also die Geschäftsführung in mehrfacher Hinsicht gefragt.

Im Rahmen des Führungsauftrags (siehe Führungsnavigator) erhält die Führungskraft verbindliche Ziele und Leistungskennzahlen, um ihren Verantwortungsbereich passend zum Unternehmensbedarf zu führen. Idealerweise speisen sich diese aus den übergeordneten Firmenzielen, der Strategie und der Unternehmensvision. So lässt sich sicherstellen, dass jede Führungskraft mit ihren Mitarbeitern und den zugeteilten Ressourcen, an den Ergebnissen arbeitet, die das Unternehmen auch wirklich benötigt. In unseren Trainermaterialien „Strategieumsetzende Führung“ (Download auf www.rkw-kompetenzzentrum.de) wird konkret beschrieben, wie Zielkaskaden, Funktionalstrategien oder agile OKR dafür genutzt werden können.

Führungskräfte brauchen aber auch noch weitere Orientierung, um voll wirksam zu werden: Genauso sehr wie eine Führungskraft ihren Bereich im Blick haben muss, dürfen ihr Denken und Handeln nicht an den Grenzen der eigenen Abteilung enden. Führungskräfte, die nur auf ihren Bereich schauen, drohen losgelöst vom Großen und Ganzen zu operieren. Auch wenn die Abteilung und das Team die benötigten Ergebnisse (des Führungsauftrags) liefern, ist die www.rkw-kompetenzzentrum.de 31 Gefahr groß, dass Konflikte oder Teiloptimierungen entstehen, die andere Teams, Abteilungen oder das Gesamtunternehmen schädigen können. In anderen Worten: Der Erfolg des eigenen Bereichs wird auf Kosten anderer Bereiche erzielt. Daher muss der eigene Bereich immer auch in Bezogenheit auf den Gesamtbetrieb geführt werden. Diese Bezogenheit:

  • verbessert die Qualität der Ergebnisse
  • reduziert innerbetriebliche Konflikte, Schnittstellenproblematiken, Ineffizienzen
  • optimiert die Kooperation und Zusammenarbeit zwischen den Führungskräften und ihren Bereichen

Die Geschichte über drei Steinmetze bringt gut auf den Punkt, welche Haltung dafür hilfreich ist:

„Drei Steinmetze arbeiten auf einer Baustelle. Ein Passant fragt sie danach, was sie tun. Der erste Steinmetz räumt mürrisch Steine zusammen und sagt: ‚Ich verdiene meinen Lebensunterhalt.‘ Der zweite Steinmetz klopft mit wichtiger Miene auf seinen Stein, während er antwortet: ‚Ich liefere die beste Steinmetzarbeit weit und breit.‘ Der dritte Steinmetz aber schaut den Fragenden ruhig und mit glänzenden Augen an und sagt: ‚Ich baue eine Kathedrale.‘“

Hier wird auch der Einfluss von Sinn und Identität deutlich. Wenn Menschen den Eindruck haben, einen sinnvollen Beitrag für etwas Größeres zu leis- ten, steigt oftmals deren Verantwortungsgefühl. Bezogenheit und Sinn stellen sich in der Regel jedoch nicht von allein ein. Daher muss die Geschäftsleitung dafür sorgen, dass diese Bezogenheit bei ihren Führungskräften gegeben ist und gelebt wird. Dafür müssen die „Mission“ und Ziele des Unternehmens, die Kunden und deren Bedarfe sowie die „Wahrheiten“ der anderen Unternehmensbereiche immer wieder eingebracht, erläutert und im Führungskreis auch diskutiert werden. Hier gilt: „Je mehr ich über das Gesamte weiß, desto mehr verstehe ich es und desto mehr kann ich es auch berücksichtigen.“ So können die Voraussetzungen geschaffen werden, damit die Führungskräfte sich neben ihren Leistungszielen auch am Großen und Ganzen orientieren können.

Daneben ist noch etwas Weiteres von Bedeutung. Manchmal stehen verhaltensprägende Anreizsysteme oder schlecht gesetzte Ziele der Bezogenheit entgegen. Diese animieren oftmals dazu, die gesamte Aufmerksamkeit und Energie der Menschen auf Stückzahlen oder Umsatzzahlen zu richten und diese „blind“ zu verfolgen, ohne dabei nach links oder rechts zu schauen. Ähnlich wirken die unausgesprochenen Spielregeln im Betrieb. Es gilt, ebenfalls zu überprüfen, nach welchen Regeln bisher im Unternehmen Leistung bewertet, Anerkennung erworben oder Karriere gemacht wird. Die Geschäftsführung muss daher dafür sorgen, dass:

  • sämtliche Führungskräfte klare und verbindliche Ziele haben und ein regelmäßiger Austausch darüber stattfindet.
  • der Sinn des Großen und Ganzen sowie die Beiträge der Führungskräfte dafür immer wieder besprochen und hergestellt werden.
  • verhaltensprägende Anreize und Spielregeln dem nicht entgegenstehen.