Bayerischer Bauindustrieverband e.V.
Statements der Sozialpartner
Bauarbeitswelt heute: Digitale Technik wirkt nur gepaart mit Kompetenz
Man kann nun mal nicht „auf Probe betonieren“. Jeder Bauarbeiter weiß das. Auszubildende am Bau, sei es als Maurer oder Beton- und Stahlbetonbauer oder im Tiefbau als Pflasterer, Asphaltoder Kanalbauer, lernen sehr früh in der Berufsausbildung, dass Nachbesserungen immer viel Zeit und Geld kosten.
Wenn es bei der Betonage eines großen Bauteils, oder bei der Montage vorgefertigter Bauteile nicht sofort „passt“, geht das immer sehr schnell ins Geld.
Die Antwort in der Bauausbildung lautet deshalb seit jeher „handlungsorientiertes Lernen“: in der überbetrieblichen Ausbildung erwerben Bau-Azubis praktisch-handwerkliche Fertigkeiten sowie den routinierten Umgang mit Meterstab und Bleistift. Auf der Baustelle muss das Wissen dann sitzen. All dies wird sich jetzt grundlegend ändern. Die Digitalisierung zieht ein, Tablets und Smartphones ersetzen so manchen Bleistift. Die Digitalisierung des Bauens hat die Baustelle erreicht. Mit einem Mal ist die Automatisierung auch einmaliger, nicht wiederkehrender Abläufe in greifbarer Nähe. Bagger und immer mehr Spezialgeräte bieten heute Datenschnittstellen zur Steuerung. Sie unterstützen den Menschen bei schwerer Arbeit, marschieren aber mit wachsender Autonomie auch stramm in Richtung Robotik. Gleichzeitig liefern immer mehr Systeme auch Dokumentationsdaten. Mit den neuen technischen und digitalen Möglichkeiten wachsen parallel aber auch die Anforderungen an alle Handwerker und Ingenieure, Logistiker und Kaufleute. Die Fachleute „draußen auf der Baustelle“ produzieren schneller und präziser als je zuvor. Digitale Kompetenz ist gefragt.
Bauen ist „notorisch komplex“. Dutzende Gewerke sind gegenseitig abhängig. Vom Rohbau über die Ausbaugewerke, Elektro, Heizung, Estrich, Putz bis hin zur Gebäudeautomatisierung müssen alle Gewerke zuverlässig und sicher Hand in Hand greifen. In dieser Komplexität den Spielraum für Fehler systematisch zu reduzieren, ist eine Herausforderung und Maßstab für jeden Produktivitätswettbewerb.
Fertigungsprozesse auf der Baustelle waren seit jeher und bleiben auch in der digitalen Zukunft von der Expertise aller Beteiligten abhängig. Modernste digitale Technik tut hier gute Dienste, muss aber auch angewandt und eingesetzt werden.
Expertise ohne Technik funktioniert vielleicht, nutzt jedoch sicher nicht alle Potenziale. Technik ohne Expertise hingegen funktioniert nicht.
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