Industriegewerkschaft Bauen- Agrar-Umwelt

Die Digitalisierung Hand in Hand gestalten

In der Bauwirtschaft wandeln sich die Bedingungen, unter denen gearbeitet wird. Feste Arbeitszeiten und -orte, ein abgestecktes Aufgabenfeld und grenzenlose Betriebstreue sind für viele Beschäftigte schon heute Relikte vergangener Zeiten. An ihre Stelle treten flexible Arbeitsmodelle und ein neues Verständnis von Arbeitszeit und Arbeitsort. Die Digitalisierung der Arbeitswelt beschleunigt diesen Wandel. Studien zufolge gehören Bau-Betriebe zu den am wenigsten digitalisierten Firmen in Deutschland. Wobei klar ist, dass sich die Errichtung von Bauwerken nicht komplett digitalisieren lässt. Und auch die oft zitierten Maurerroboter, der 3-D-Druck von Bauelementen oder der Einsatz von Exo-Skeletten sind in erster Linie Fragen von Mechanisierungsprozessen. Dennoch bleiben genug Potentiale, um Prozesse rund um das Bauwerk weiter zu digitalisieren. Besonders bei Fragen von Vernetzung und Kollaboration der am Bauprojekt Beteiligten spielt BIM (Building Information Modeling) eine zentrale Rolle. Hier lassen sich Prozesse optimieren und in Verbindung mit Smart- und Lean-Building ganz neue Möglichkeiten nutzen.

BIM bietet auch Sicherheit – nicht nur für die Bau-Firmen; auch für die Beschäftigten ergeben sich ganz neue Möglichkeiten – zum Beispiel für den Arbeits- und Gesundheitsschutz; etwa, weil sich Gefahrenquellen virtuell sichtbar machen lassen.

Bisher ist die Baubranche noch weit entfernt die Vorzüge der Digitalisierung konsequent zu nutzen. Ein Beispiel: bis heute gibt es keinen einheitlichen BIM-Standard. Ein Hemmnis, dass es kleineren Firmen fast unmöglich macht in BIM-Technologie zu investieren und die Beschäftigten sinnvoll zu qualifizieren.

Neben der Festlegung eines einheitlichen BIM-Standards sind vor allem die Beschäftigten der Schlüssel zum Erfolg. Sind sie motiviert und gut qualifiziert, können sie die Vorteile von BIM und anderen Tools konsequent und leistungsstark nutzen. Damit ist klar: bei aller Digitalisierung steht der Mensch im Mittelpunkt.

Gerade im digitalen Zeitalter spielen Beteiligung und Mitbestimmung eine zentrale Rolle – auch in der Bauwirtschaft. Die Einbindung der Mitarbeiter in Prozesse, sowie ihre Qualifizierung und die Gestaltung von familienfreundlichen Arbeitsplätzen sind wichtiger denn je. Denn bei allen Chancen, die die Digitalisierung den Unternehmen bietet: sie sorgt auch für berechtigte Ansprüche der Beschäftigten. Natürlich können digitale Innovationen dazu beitragen, dass Arbeit noch weiter entgrenzt und Mitarbeiter „ausgepresst“ werden. Aber die Digitalisierung kann auch dazu beitragen, dass Arbeit weniger belastet und verlässlich mehr (gesunde) Zeit für die Familie bleibt.

Bei der Nutzung von digitalen Möglichkeiten sind weiterhin analoge Fragen und Lösungen entscheidend. Und: Der faire und respektvolle Umgang mit den Beschäftigten, ihren Betriebsräten und Gewerkschaften kann durch keine App ersetzt werden.

Die Firmen der Bauwirtschaft stehen nun vor der Wahl, ob sie im Zuge der Digitalisierung auf eine neue Form der Zusammenarbeit setzen oder im Einzelgängertum Chancen verspielen. Denn digitale Affinität wird nicht reichen, um die Herausforderungen der Bauwirtschaft sicher zu meistern.

Als Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) begleiten wir die anstehenden Transformationsprozesse gerne. Mit unseren Tarifverträgen haben wir darüber hinaus ein leistungsstarkes und verlässliches Instrument, um gemeinsam die Branche fit für die Zukunft zu machen.

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