Ältere Reisende: Attraktiv für Anbieter – aber auch anspruchsvoll
Ulrike Heitzer-Priem, RKW Kompetenzzentrum
Die schönsten Wochen des Jahres, den Urlaub, wollen alle genießen können und starten meist mit großen Erwartungen in die Ferien. Jeder Leistungsträger im Tourismus möchte diese Erwartungen erfüllen. Keine leichte Aufgabe, bei dem wachsenden Angebot und den steigenden Ansprüchen der Gäste. Doch es wandeln sich nicht nur die Ansprüche, auch die Reisenden verändern sich: Vor allem werden sie älter.
Ältere geben viel Geld aus für Urlaub und Freizeit
Gerade die älteren Deutschen, die die mit dem Wirtschaftswunder zu „Reiseweltmeistern“ wurden, sind häufig unterwegs. Sie unternehmen Tagesausflüge oder längere Urlaubsreisen. Sie haben viel gesehen und wollen für ihr Geld eine angemessene Leistung. Sie sind heute schon eine wichtige Kundengruppe im Tourismus, und ihre Bedeutung wird wachsen. Zudem verfügen viele Menschen über 50 über ein überdurchschnittliches Einkommen und sind bereit, dieses auszugeben. Ausgaben für Beherbergung, Bewirtung, Freizeitgestaltung oder Pauschalreisen haben dabei einen hohen Stellenwert. Diese kaufkräftige und konsumfreudige Gruppe zu ihrer Zufriedenheit zu betreuen und zu bewirten, ist für alle Leistungsträger äußerst attraktiv.
Bedürfnis nach Erholung, Wohlbefinden und Komfort
Ihre besonderen Bedürfnisse zufrieden zu stellen, ist weniger aufwändig, als es manchem auf den ersten Blick erscheinen mag. Wir sprechen nicht vom Tourismus für Gebrechliche oder Behinderte, die auf eine barrierefreie Umgebung angewiesen sind. Aber eine Binsenwahrheit ist es, dass mit zunehmendem Alter einige Fähigkeiten nachlassen: Die körperliche Kraft, die Sehstärke, das Hörvermögen beispielsweise. Auch nehmen manche Krankheiten im Alter zu, beispielsweise Herz-/Kreislaufschwäche oder Diabetes. Anbieter, die dies bei ihren Angeboten berücksichtigen, können punkten.
Viel wichtiger aber ist es, das Bedürfnis nach Erholung, nach Aktivitäten, neue Erfahrungen im Städteoder Kulturtourismus, nach Ruhe und Entspannung zu bedienen. Sicherheit, Bequemlichkeit, Komfort, unauffälliger Service, das sind die Pluspunkte, die ältere Reisende schätzen – und die kein Jüngerer verschmäht. Darum vor allem geht es auf den folgenden Seiten.
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Mehr zu verschiedenen Konsumententypen finden Sie in der Strategiemappe „Zukunftsmarkt 50plus“. Download unter www.bmwi.de |
(K)eine besondere Zielgruppe
Ältere Reisenden sind keine besondere Zielgruppe, sondern eine, die mit ihren Bedürfnissen wie ein Katalysator wirken kann für mehr Gästezufriedenheit, mehr Service und individuellere Bedienung der Urlaubswünsche.
Von nur einer Zielgruppe zu sprechen, verkürzt die Vielfalt unzulässigerweise: Menschen ab der Mitte des Lebens sind so verschieden wie alle anderen. Das Alter ist kein geeignetes Unterscheidungsmerkmal, zumal sich die meisten Älteren 10 bis 15 Jahre jünger fühlen als sie sind. Damit einher geht durchweg die Ablehnung von speziellen Angeboten, bestes Beispiel ist der „Seniorenteller“. Wird er stattdessen als kleine Portion angeboten, sind weniger Hungrige oder Figurbewusste aller Altersgruppen zufrieden.
Für die Urlaubsplanung der Älteren ist ausschlaggebend, mit wem sie verreisen: allein, mit Partner, mit (Enkel-)Kinder oder in einer Gruppe. Ihre Werte, Einstellungen und persönlichen Vorlieben spielen eine Rolle: Neues kennen lernen, etwas für die eigene Gesundheit tun, sportlich aktiv sein oder „nur“ entspannen. Je nach Reise-Erfahrung lassen sie sich als Individualtourist auf ein Abenteuer ein oder wählen die Sicherheit der betreuten/geführten Pauschalreise. Und schließlich entscheidet ihr Geldbeutel, welches Angebot für sie infrage kommt.
Mit dem Alter steigt der Anspruch an Komfort wie zum Beispiel Aufzug, größere Zimmer und Bäder oder gutes Leselicht. Die 50plus Generationen legen Wert auf freundlichen und individuellen Service. Ansonsten sind die Wünsche dieser Gäste ebenso vielfältig wie die der jüngeren Kunden.“
Dr. Barbara Keck, BAGSO Service GmbH
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