Einleitung
Wirtschaftsfaktor Alter - Körperliche Veränderungen verstehen - Angebote anpassen
Der Zukunftsmarkt 50plus bietet großes Potenzial: Bereits heute stammt jeder zweite Euro des privaten Konsums von Käufern, die das fünfzigste Lebensjahr überschritten haben. Weiteres Marktpotenzial eröffnet sich dort, wo Kunden aller Altersgruppen von innovativen, generationengerechten Produkten und Dienstleistungen profitieren. Der demografische Wandel bietet Unternehmen aber nicht nur Chancen; er stellt sie auch vor besondere Herausforderungen: Reife Konsumenten stellen hohe Ansprüche. Neue Produkte und Dienstleistungen müssen veränderten Vorstellungen und Bedürfnissen genügen. Sie müssen den Wünschen nach Funktionalität, Komfort und Qualität als auch lebensphasenspezifischen Präferenzen gerecht werden. Wollen Unternehmen den Zukunftsmarkt 50plus erschließen, sollten sie diese Anforderungen berücksichtigen.
Dafür ist es hilfreich, wenn sie die veränderten Ansprüche verstehen können, die häufig auch Folge der mit dem Alter einhergehenden, insbesondere gesundheitlichen Veränderungen sind. Dann fällt es den Anbietern leichter, gezielt die eigenen Produkte und Dienstleistungen entsprechend anzupassen.
Mit dem Altern lassen verschiedene Körperfunktionen allmählich nach, ein Prozess der schon im zweiten Lebensjahrzehnt deutlich einsetzt. Bekanntestes Beispiel ist der Griff zur Lesebrille, der ab der zweiten Lebenshälfte immer häufiger erfolgt. Das Nachlassen der Körperfunktionen hat zunächst nichts mit Krankheiten oder Behinderungen zu tun, aber es verändert die Anforderungen, die ältere Menschen an Produkte und Dienstleistungen stellen. Es beeinflusst wesentlich die Maßstäbe, die für die Gestaltung von Waren und Dienstleistungen anzulegen sind. Sich darauf einzustellen und Produkte anzupassen, ist für jedes Unternehmen sinnvoll. Dies gilt übrigens auch mit Rücksicht auf die eigenen Beschäftigten. Denn auch die Alterung der Belegschaft erfordert ein Umdenken in der Arbeits(-platz)-Gestaltung und bei der Teambesetzung, um nur zwei Bereiche zu nennen.
Die Broschüre beschreibt die altersbedingten Leistungseinbußen und erläutert, welche Ursachen sie haben und ab welchem Alter sie statistisch gesehen vermehrt auftreten. Es wird gezeigt, welche Konsequenzen daraus im Kundenkontakt zu ziehen sind und mit welchen Maßnahmen „Kontaktflächen“ mit der älteren Kundschaft – seien es Waren, Dienstleistungen oder Räume – (wieder) attraktiver gestaltet werden können. Neben den altersbedingten Leistungseinbußen werden auch einige Krankheiten vorgestellt, die bei älteren Menschen besonders häufig auftreten und die ebenfalls Reaktionen von den Anbietern erfordern können.
Altern ist ein lebenslanger Prozess und keine Krankheit. Die hier beschriebenen altersbedingten Leistungseinbußen lassen ein sehr defizitäres Bild des Alters entstehen, welches eine überhöhte Gebrechlichkeit suggeriert. Die große Zahl der Menschen über 50 ist jedoch gesund und fit und fühlt sich auch so. Das subjektiv wahrgenommene Alter hat sich seit Jahren nach „hinten“ verlagert. Umfragen weisen Differenzen zwischen dem kalendarischen und dem empfunden Alter von bis zu zwölf Jahren aus.
Die Alterungsvorgänge verlaufen individuell sehr verschieden, und sowohl körperliche als auch kognitive Leistungseinbußen stellen häufig erst im höheren Lebensalter eine ernsthafte Beeinträchtigung dar.
Heutige Senioren sind dank des gestiegenem Bewusstseins für die eigene Gesundheit und entsprechendem Verhalten, aber auch dank des medizinischen Fortschritts fitter als je zu zuvor. Sie werden künftig allein schon auf Grund ihrer Anzahl die Märkte dominieren. Für diese Käuferschicht gilt es passende Angebote zu entwerfen und vorzuhalten.
Die Broschüre erscheint im Rahmen der Initiative Wirtschaftsfaktor Alter der Bundesregierung. Ihr Ziel ist es, die Lebensqualität älterer Menschen zu erhöhen und gleichzeitig sowohl Wirtschaftswachstum als auch Beschäftigung zu stärken. Das RKW Kompetenzzentrum hat im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie in Arbeitskreisen für die Bereiche Tourismus, Handwerk und Verarbeitendes Gewerbe mit Experten aus Unternehmen, Verbänden, Kammern, Wissenschaft und Politik diskutiert, wie Unternehmen wirkungsvoll dabei unterstützt werden können, das Marktpotenzial 50plus für sich zu erschließen. Aus diesen Kreisen kam vielfach der Wusch, konkrete Charakteristika des menschlichen und insbesondere des körperlichen Alterns und die im Alter häufiger auftretenden Krankheiten zu benennen. Anhand von Beispielen und Tipps wird im Folgenden gezeigt, wie sich Anbieter darauf einstellen können.
Für die Beratung zu den hier beschriebenen medizinischen Sachverhalten danken wir Dr. med. Rainer Neubart, Chefarzt der Klinik Lichtenberg für Geriatrie sowie Vorsitzender der Sektion 2 der Deutschen Gesellschaft für Gerontologie und Geriatrie.
Info Mehr über die Initiative Wirtschaftsfaktor Alter im Internet unter www.wirtschaftsfaktor-alter.de |
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