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Stand betrieblicher Suchtprävention in KKU

Im Rahmen der Literaturrecherche hat sich gezeigt, dass in der Forschung unter Sucht nicht mehr nur der Missbrauch von illegalen Suchtstoffen und Alkohol verstanden wird, sondern verstärkt auch Tabak, Medikamente sowie nicht stoffgebundene Abhängigkeiten thematisiert werden. Die betriebliche Präventionspraxis – das bestätigen auch Befragungen und Experten der Studie – konzentriert sich jedoch meist auf Fragen des Alkoholmissbrauchs. Damit werden die bestehenden Chancen, Primärprävention bei allen Arten von Suchtverhalten verstärkt umzusetzen, nicht ausreichend genutzt.

Betriebliche Präventionsmaßnahmen: selten

Auf die Frage, ob in ihrem Betrieb Maßnahmen der betrieblichen Suchtprävention durchgeführt werden, antworten von 107 Unternehmen aus dem Metallbereich lediglich sechs mit "ja" (dies entspricht einem Anteil von 6 Prozent). Im Bereich Handel sind es bei 70 Antwortenden sieben Unternehmen, die Maßnahmen durchgeführt haben. Schwerpunkt sind in beiden Branchen die Themen Alkohol aber auch Spiel- bzw. Internetsucht. Interessant ist, dass zumeist Betriebe, die sich für die Gesundheit ihrer Mitarbeiter engagieren und betriebliche Gesundheitsförderung vorhalten, suchtpräventive Maßnahmen einbinden.

In der Unternehmensbefragung wurde nach bestehenden Vereinbarungen zum Suchtmittelkonsum gefragt. In beiden Branchen haben über 80 Prozent aller befragten Betriebe ein allgemeines Alkoholverbot ausgesprochen. Eine Vereinbarung zum Nichtraucherschutz findet sich hingegen nur in vier von zehn Unternehmen, wobei allerdings der Anteil mit Regelung mit der Betriebsgröße ansteigt. Weitere Regelungen finden sich in 14 bzw. 23 Prozent der antwortenden Unternehmen. Es handelt sich hierbei meist um ein allgemeines Drogenverbot. Ob diese Vereinbarungen jedoch schriftlich festgehalten und kommuniziert werden oder nur eine mündliche Ansage des Geschäftsführers ist, lässt sich nicht eindeutig ableiten.

Trotz unterschiedlicher Stichproben stimmen die Angaben der Mitarbeiter mit den Ergebnissen der Unternehmensbefragung überein. Auch die Mitarbeiter sehen – mit Ausnahme der oft abgeschlossenen Vereinbarungen zum Umgang mit Suchtmitteln – bislang nur vereinzelt Ansätze der betrieblichen Suchtprävention.

Zusammenfassend lässt sich bilanzieren: Zum aktuellen Stand der betrieblichen Suchtprävention in KKU bestätigen die verschiedenen Analysemethoden dieser Studie das Bild hoher Umsetzungsdefizite in der kleinbetrieblichen Suchtprävention.

Ursachen und Hintergründe für den niedrigen Umsetzungsstand

Insbesondere kleine Unternehmen handeln bei akutem Problemdruck und nicht präventiv strategisch. Da die akute Betroffenheit (durch einen erkrankten Beschäftigten) in kleinen Unternehmen seltener auftritt als in großen, ist dort der Handlungsdruck geringer und Suchtprävention kommt nicht auf die Agenda. So gaben im Durchschnitt nur etwa 20 Prozent der befragten Unternehmen an, dass es im Betrieb schon Auffälligkeiten im Zusammenhang mit Suchtmitteln gegeben habe (Abb. 1). Auffälligkeiten im Zusammenhang mit Suchtmitteln werden in 22 Prozent aller Fälle im Metallbereich und in 17 Prozent im Handel angegeben.

Dabei stehen in beiden Branchen Auffälligkeiten mit Alkohol im Vordergrund. Illegale Drogen und Spiel-/Internetsucht werden nur vereinzelt angegeben, Auffälligkeiten durch Medikamente werden nicht wahrgenommen.

Gerade bezogen auf Medikamente wird in der Literatur jedoch ein erhöhter Präventionsbedarf durch steigenden Missbrauch konstatiert. Die "Unsichtbarkeit" des Medikamentenkonsums wurde auch von den interviewten Experten bestätigt: Selbst für Ärzte sei dieser erst in späten Missbrauchsstadien erkennbar, während Drogenmissbrauch, der vorrangig bei jüngeren Beschäftigten vorkomme, schneller sichtbar würde.

Bemerkenswert ist, dass ein höherer Anteil an Beschäftigten (gegenüber den befragten Unternehmen) suchtmittelbedingte Auffälligkeiten bei Kolleginnen und Kollegen wahrgenommen hat. Die Mitarbeiter scheinen diese eher als die Geschäftsführung zu bemerken.

Der fehlende subjektive Problemdruck bei Unternehmern und Führungskräften führt dazu, dass etwa die Hälfte der befragten Betriebe beider Branchen meint, dass Suchtmittelmissbrauch kein Thema bzw. der eigene Betrieb für Präventionsmaßnahmen zu klein sei (Abb. 2). Kostengründe benennen knapp 30 Prozent der Unternehmen als Hürde. Allgemein wird bei dem Thema Suchtprävention im Betrieb kein Handlungsbedarf gesehen.

Die Unternehmen wurden zudem danach gefragt, ob Suchtprävention im Betrieb stärker verankert werden sollte. Insgesamt reagierten 80 Prozent der Unternehmer ablehnend, wobei die Ablehnung im Handelsbereich mit 83 Prozent merklich über der im Metallbereich liegt (78 Prozent). Nur sechs bzw. sieben Prozent finden, dass das Thema verstärkt aufgegriffen werden sollte. Auch die Mehrheit der befragten Mitarbeiter spricht sich gegen eine Intensivierung der Suchtprävention in ihren Betrieben aus. Nur zehn Prozent geben an, "auf jeden Fall" eine verstärkte Suchtprävention haben zu wollen.

Bedingt durch das insgesamt niedrige Interesse ist auch der Wunsch nach Informationen zu dieser Fragestellung gering: Im Bereich Metall gaben nur 13 (12 Prozent) der Unternehmer an, Interesse an weiteren Informationen an, im Handelsbereich waren es neun (13 Prozent).

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