Auswirkungen der Digitalisierung auf die Personalarbeit
In fast allen befragten Unternehmen (46) folgen den Digitalisierungsaktivitäten Personalmaßnahmen. Vier Unternehmen bilden die Ausnahme. Drei davon führen durchaus anspruchsvolle laufende Digitalisierungsmaßnahmen durch oder planen sie. Der Grund für fehlende Personalmaßnahmen scheint weder im Fehlen der Personalabteilung, noch an der Mitarbeiterzahl zu liegen. Denn auch befragte sehr kleine Unternehmen ohne Personalabteilung betreiben eine intensive Personalarbeit im Zusammenhang mit Digitalisierung. Offensichtlich sieht die überwiegende Mehrheit der Unternehmen in Digitalisierungsprozessen eine personalwirtschaftliche Herausforderung, eine sehr kleine Minderheit hingegen nicht.
Die 46 Unternehmen setzen sich in ihrer Personalarbeit mitunter sehr aktiv mit den neuen Herausforderungen auseinander. Die meisten setzen auf Weiterbildung. In nur wenigen Fällen werden Anforderungs- und Tätigkeitsprofile angepasst und Entwicklungspläne bzw. -programme erstellt. Dies überrascht, da viele Unternehmen mit deutlichen Veränderungen in Anforderungsprofilen oder auch mit ganz neuen Jobs rechnen. Vermutlich fahren die meisten der Unternehmen „auf Sicht“. Sie bereiten ihre Mitarbeitenden eher auf aktuell anstehende Anforderungen vor, bevor sie Anforderungsprofile neu definieren oder Entwicklungspläne aufstellen.
80 Prozent der befragten Unternehmen nutzen Weiterbildungen – oft mehrere und meist in Form klassischer Schulungen. Acht Betriebe gaben explizit an, digitale Medien zur Weiterbildung zu nutzen oder nutzen zu wollen (beispielsweise E-Learning, Tutorials, digitales Expertenforum). Sechs Betriebe setzen auf ein arbeitsplatzintegriertes Lernen (On-the-Job-Training, Learning by Doing, Job-Rotation).
Auch die Inhalte der Weiterbildungen sind erwartungsgemäß vielfältig. Grob lassen sich vier Schwerpunkte erkennen, die auch mit den absehbaren Bedeutungsgewinnen von Jobs korrespondieren:
- neue betriebliche Software bzw. ein neues digitales System
- Online-Marketing bzw. Online-Verkauf
- Soft Skills
- Programmierkenntnisse
Eher selten nutzen die Betriebe für ihre Mitarbeiter allgemeine Informationsbzw. Sensibilisierungsveranstaltungen zur Digitalisierung.
Überraschend ist, dass die meisten jener Betriebe, die mit bestimmten neuen Jobs (bspw. in Vertrieb, Marketing oder Beratung) rechnen, hierzu keine spezifische Weiterbildung anbieten. Vereinzelt sollen hier neue Mitarbeiter rekrutiert werden. In den meisten Fällen gibt es jedoch allem Anschein nach noch keine Maßnahmen oder Pläne, wie die neuen Jobs personell bewältigt werden sollen. Dies ist dann zeitund wettbewerbskritisch, wenn neue Kompetenzanforderungen nicht durch kurzfristige Weiterbildungen kompensiert werden können und gleichzeitig die Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt groß ist.
Insgesamt gaben acht Betriebe explizit an, im Zuge der Digitalisierung weiteres Personal zu benötigen, das sie über Neueinstellungen, ein Zurückholen ehemaliger Mitarbeiter oder eine eigene Ausbildung gewinnen wollen. In einem Betrieb laufen personelle Umschichtungen, um neue Digitalisierungsanforderungen bewältigen zu können. Entlassungen wurden (trotz erwarteter wegfallender Jobs) nicht benannt.
Zwei Betriebe gaben an, Mitarbeiter besser an das Unternehmen binden zu wollen. Fünf berichteten von verstärkten Aktivitäten für ihre Arbeitgeberattraktivität bzw. ihr Employer Branding oder über einen Ausbau ihrer Karrierewebsite. Acht Betriebe wollen im Zuge der Digitalisierung ihre Arbeitsorganisation verändern, beispielsweise mit dem Einsatz von Robotertechnik, agilen Methoden, neuen Kommunikationsinstrumenten oder Kommunikations- und Kollaborationsplattformen.
Auch die Personalarbeit selbst wird in einigen (9) Unternehmen zum Gegenstand der Digitalisierung. Dies betrifft sowohl Unternehmen, die eine Personalabteilung haben, als auch solche ohne. Acht Betriebe berichteten von der Einführung einer digitalen Personalakte, vier Betriebe von einer neuen digitalen Arbeitszeiterfassung und ein Betrieb von einem kompletten digitalen personalstrategischen Prozess von der Qualifikationsmatrix bis hin zum Marketing. Insgesamt scheinen Personalabteilungen – die ja ohnehin gerade in kleinen Unternehmen selten sind – aber eher weniger im Fokus der Digitalisierungsbemühungen zu stehen.
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