Das Gründerökosystem „Rhein-Main“ aus der Perspektive regionaler Startups
Erfolgreiche Gründerökosysteme sind durch das effiziente Zusammenspiel von Institutionen und Akteuren gekennzeichnet und bieten darüber hinaus eine Reihe charakteristischer Standortfaktoren, die Gründungsaktivitäten positiv beeinflussen. Im Rahmen der Interviews wurden die Startups darum gebeten, eine Bewertung der Elemente von Gründerökosystemen auf einer Skala von 1 (schwach) bis 10 (stark) vorzunehmen. Anschließend erfolgte die Ermittlung von Durchschnittswerten. Die Ergebnisse sind in der nachfolgenden Abbildung 4 dargestellt. Es handelt sich um eine kategorienübergreifende Betrachtung.
Die Netzwerke in der Gründungsregion Rhein-Main wurden zum Befragungszeitpunkt weder als besonders schwach noch als außergewöhnlich stark bewertet. Die Erkenntnisse aus den Interviews zeigen, dass in der Rhein-Main-Region bei der Etablierung neuer Netzwerkformate und Events von Seiten der regionalen Akteure derzeit ein hohes Engagement an den Tag gelegt wird. Es zeichnet sich eine positive Entwicklung ab (→ 6.3 Die Gründerszene und ihre Netzwerke).
Bei den institutionellen Rahmenbedingungen registrieren die Startups ein Bemühen von politischer Seite und profitieren zumindest teilweise von den initiierten öffentlichen Förderaktivitäten. Bei der Regulierung von Märkten sehen die Gründerpersonen jedoch weiterhin akuten Handlungsbedarf. Die Startups beziehen sich hier auf die nationale und weniger auf die regionale Ebene (→ 6.4 Politische Rahmenbedingungen und Regulierung).
Die regionale Infrastruktur der Rhein-Main-Region wird als sehr gut angesehen. Hierbei geht es insbesondere um die kurzen Wege und das hervorragende Verkehrsnetz, den internationalen Flughafen und die Stadt Frankfurt als wichtigen Verkehrs- und Internetknoten. In den Interviews wird das Angebot an passenden Büros und Gewerbeflächen allerdings eher als schlecht bewertet. Diese Sichtweise findet sich in der aggregierten Bewertung der Infrastruktur nicht wieder (→ 6.5 Infrastruktur und Immobilienmarkt).
Das Angebot an Talenten in der Rhein-Main-Region hat die Eigenschaften eines zweischneidigen Schwerts. Auf der einen Seite gibt es in vielen Kompetenzfeldern und Branchen einen großen Pool an potenziellen Gründungswilligen und entsprechendes Personal. Auf der anderen Seite ist das Gehaltsniveau in der RheinMain-Region aufgrund der hohen Anzahl an etablierten Mittelständlern und Corporates nicht unbedingt für Startups geeignet (→ 6.6 Talentpool: Passendes Personal für Startups).
Aus Sicht der Startups bietet die Rhein-Main-Region vielfältige Chancen, um auf unterschiedlichen Märkten Fuß zu fassen. Was für die Rekrutierung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eher hinderlich ist, erweist sich für die Organisation des Markteintritts und die Generierung von Kunden als großer Vorteil: Die räumliche Nähe zu vielen internationalen Konzernen sowie erfolgreichen kleinen und mittleren Unternehmen. Neben dem Business-to-Business-Segment wird auch der Markt für Endverbraucher positiv bewertet (→ 6.7 Regionale Märkte und Marktzugang).
Das Beratungs- und Unterstützungsangebot ist aus Sicht der Startups noch ausbaufähig. In der RheinMain-Region ist zwar ein umfangreiches Repertoire fachlicher Kompetenzen vorhanden. Gründende können hiervon allerdings nur bedingt profitieren, da das Know-how entweder nicht passgenau auf die Startup-Bedürfnisse zugeschnitten ist, die Kosten für die Dienstleitungen zu hoch sind oder das passende Angebot nicht einfach zu finden ist. (→ 6.8 Beratung für Startups).
Die befragten Startups sind von den Finanzierungsmöglichkeiten in der Rhein-Main-Region eher enttäuscht. Die guten Ansätze der lebendigen Business-Angels-Szene werden zwar gelobt, allerdings fehlt es an ausreichend Venture Capital für anschließende Finanzierungsrunden. Der Fokus liegt derzeit noch zu sehr auf dem Private-Equity-Bereich (→ 6.9 Finanzierung).
- © bloodua / 123RF – 877-skyline-frankfurt.jpg