Regionale Märkte und Marktzugang
„Der Kunde ist König“: Es sind die Bedürfnisse und Wünsche des Kunden, die über den Erfolg oder Misserfolg eines neuen Produktes oder einer neuen Dienstleistung – und damit über das Weiterbestehen des neuen Unternehmens – entscheiden. Wichtige Kenngrößen sind das Marktvolumen, die Wettbewerbssituation oder die gegebenen Eintrittsbarrieren. Die Marktstruktur, -größe und -dynamik resultiert aus den regionalen Branchen und Unternehmen (B2B) und aus potenziellen Privatkunden (B2C). Hieraus ergeben sich für Gründerökosysteme jeweils einzigartige Chancen der Spezialisierung und Profilierung.
Die Rhein-Main-Region zeichnet sich durch eine Reihe besonders starker Branchencluster aus. Dazu gehö- ren die Bereiche Finanzwirtschaft, Consulting, Logistik und Verkehr, Pharmazie und Biotechnologie sowie die Kulturund Kreativwirtschaft. Eine Ballung von Unternehmen und Organisationen aus einer Branche erleichtert für Gründungen und Startups den Marktzugang und ermöglicht den Zugriff auf spezialisiertes Know-how. Es bieten sich vielfältige Chancen im Business-to-Business-Bereich (B2B). Auch hinsichtlich der Endverbraucher, also im Business-to-ConsumerBereich (B2C) stellt die Rhein-Main-Region einen interessanten Markt dar. Die Kaufkraft liegt weit über dem deutschen Durchschnitt. Eine Vielzahl unterschiedlicher Kundengruppen ist in der Region präsent.
Allgemeine Stärken und Schwächen
+ Die räumliche Ballung von Unternehmen in der Rhein-Main-Region bietet zeitsparende Kommunikationswege sowie vielfältige Möglichkeiten für Kooperationen und den Markteintritt.
+ Ein weiterer Wettbewerbsvorteil besteht in der Gestaltung informeller Feedbacksysteme. Mehrere Befragte gaben an, ihre Produkte in stetigem Kontakt mit potenziellen Kunden bereits vor der Marktreife zu optimieren. Der persönliche Kontakt wird dabei als entscheidend wahrgenommen.
+ Die Rhein-Main-Region ist im Allgemeinen eine sehr einkommensstarke Region mit einem hohen Lebensstandard. Dies trifft insbesondere auf den Hochtaunuskreis und den Main-Taunus-Kreis zu.
− Viele größere Unternehmen in der Rhein-MainRegion zeigen noch eine abwartende Haltung gegenüber Startups.
− Die Denkmuster in Frankfurt und Umgebung sind teilweise noch sehr festgefahren. Startups berichten über eine Art Trägheit. Häufig ist es schwierig, etwas „Neues“ auszuprobieren.
Die Startup-Perspektive nach Kompetenzfeldern
Für Startups aus dem E-Commerce-Bereich bietet die Rhein-Main-Region hervorragende Umfeldbedingungen für eine dynamische Entwicklung. Das liegt daran, dass sich der Marktzugang wegen der geografischen Lage der Region schnell und effizient organisieren lässt. Darüber hinaus kann ein Standort außerhalb der vermeintlich aggressiveren Berliner Szene im Hinblick auf solide Lieferantenbeziehungen einen wesentlichen Vorteil darstellen.
Ich habe zum Teil vier Termine hintereinander, die sind alle im gleichen Haus, bei vier verschiedenen Banken. (Beispielzitat aus den Interviews)
Wenn man eine Partnerschaft eingehen will, ist der menschliche Kontakt nicht zu ersetzen, man muss an einem Tisch sitzen. (Beispielzitat aus den Interviews)
Aus der Sicht von Fintech-Startups bietet die Rhein-Main-Region, aufgrund der Firmensitze und Hauptverwaltungen der deutschen Großbanken, einen spannenden Standort für die Szene. Hinzu kommen bedeutende Versicherungen und Investmentfonds die Deutsche Börse samt EUREX, die Europäische Zentralbank sowie die Deutsche Bundesbank, aber auch einige erst in den letzten Jahren hinzugestoßenen Institutionen. Die Rhein-Main-Region zeichnet sich somit sowohl durch ein fundiertes Know-how im Bereich der Finanzwirtschaft als auch durch einen attraktiven Marktzugang aus.
Web- & Mobile-Startups bewerten das Rhein-MainGebiet im Gegensatz zu Hamburg oder Berlin als nicht „hip genug“ oder als „zu spießig“. Weiterhin wurde bemängelt, dass Kunden und Behörden zwar im Zuge von Verhandlungen oft Interesse an digitalen und innovativen Kooperationen und Projekten vorgeben, aber bei der Umsetzung häufig konventionelle Lösungen bevorzugt werden.
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