Methodensteckbrief

Studiendesign

Im Fokus der RKW-Studie stehen nicht die internen Verwaltungsabläufe, sondern die Nutzerfreundlichkeit von Verwaltungsleistungen rund um den Unternehmensstart. Deshalb wurde auf den sogenannten „Mystery Shopping“-Ansatz zurückgegriffen, bei dem mittels Testpersonen die Wahrnehmung der Kunden erfasst wird.

Für die vorliegende Studie bedeutet dies, dass Testpersonen auf das Wissensniveau eines durchschnittlichen Gründenden geschult wurden und anschließend versuchten, in verschiedenen Kommunen ein Unternehmen zu gründen. Dabei dokumentierten sie den Prozess der formalen Unternehmensgründung vom Finden der Verwaltungsleistung bis zur Zahlung mithilfe eines Fragebogens. Dieses methodische Vorgehen hat den Vorteil, dass die Sicht der Gründenden realitätsnah erfasst wird.

Die untersuchten Verwaltungsleistungen

Mit der Wahl der Unternehmen, welche die Mystery Shopper testweise gründen sollten, gehen die untersuchten Verwaltungsleistungen einher. Denn je nach Unternehmensart und gewählter Rechtsform fallen unterschiedliche Verwaltungsleistungen an, um als Unternehmen grundsätzlich tätig werden zu können.

Ausgewählt wurde eine Tischlerei als Einzelunternehmen, eine Apotheke als eingetragener Kaufmann sowie ein Immobilienmakler als Gesellschaft mit beschränkter Haftung. Diese Unternehmensgründungen sind zwar nicht repräsentativ für das Gründungsgeschehen in Deutschland und mögen deshalb auf den ersten Blick verwundern. Doch ist für diese Unternehmensgründungen eine große Bandbreite an Verwaltungsleistungen fällig. Deshalb sind die ermittelten Ergebnisse auf andere Branchen übertragbar, da ein Start-up im IT-Bereich beispielsweise deutlich weniger Verwaltungsleistungen als ein Apotheker durchlaufen muss.

Die untersuchten Kommunen

Wie Abbildung 1 zeigt, wurden die digitalen Angebote von insgesamt 90 Kommunen untersucht. Zwei davon sind Stadtstaaten, 28 kreisfreie Städte, 26 kreisangehörige (Mittel)Städte, 22 Kleinstädte und zwölf Gemeindeverbände. Alle Gemeindegrößen sind somit in der Stichprobe vorhanden. Weiterhin wurde darauf geachtet, dass Kommunen aus allen Bundesländern Deutschlands vertreten sind.

Ausgewählt wurden die 90 Kommunen auf Basis der Gründungsintensität als Sortierkriterium und einer Vorabschätzung des digitalen Reifegrads. Es sollten vorzugsweise Kommunen untersucht werden, die im Vergleich zu anderen als digital fortschrittlich gelten. Wie der digitale Reifegrad bestimmt wurde, können Sie im umfassenden Studienbericht „Digitaler Unternehmensstart – Untersuchung zu digitalen Verwaltungsleistungen rund um die Unternehmensgründung“ ab S. 8 nachlesen.

Die erhobenen Merkmale

Die Merkmale, welche die Mystery Shopper bei den Testgründungen erfassen sollten, wurden unter zu Hilfenahme eines gängigen Modells aus der Literatur zu eGovernment definiert (Fietkiewicz et al 2017; Distel und Becker 2018; Jeong 2018). Dabei handelt es sich um ein Säulenmodell, das den Digitalisierungsgrad entlang mehrerer Dimensionen bestimmt (vgl. dazu Hiller und Bélanger 2001; Moon 2002; Layne und Lee 2001).

Die verschiedenen Dimensionen wurden auf den hier untersuchten Sachverhalt übertragen, zahlreiche Merkmale abgeleitet und mit der Literatur gespiegelt. Anhand der so ermittelten Merkmale wurden bei der Analyse die Verwaltungsleistungen rund um den Unternehmensstart verglichen. Eine Übersicht der Merkmale finden Sie im detaillierten Studienbericht „Digitaler Unternehmensstart – Untersuchung zu digitalen Verwaltungsleistungen rund um die Unternehmensgründung“ auf S. 27.

Zusätzliche Interviews

Das Mystery Shopping ist der Hauptteil der RKW-Studie „Digitaler Unternehmensstart“. Um die Ergebnisse dieser Erhebung besser zu verstehen und außerdem der Verwaltungsperspektive Raum zu geben, wurden im Anschluss teilstandardisierte Interviews mit Vertretern von sechs Kommunen geführt. Gesprächsgegenstand waren neben ausgewählten Ergebnissen die Hemmnisse bei der Digitalisierung von gründungsbezogenen Verwaltungsleistungen sowie die damit verbundenen Erfahrungen und spezifischen Belange der Städte, Kreise und Gemeinden.

Geführt wurden die Gespräche im Frühjahr 2019 mit Vertretern des Amts Schwarzenbek-Land, der Stadt Weimar, der Stadt Wuppertal, der Stadt Offenbach, der Stadt Kaiserslautern sowie des Landkreises Starnberg.

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