Was ist GEM
9.1 Ziele und Organisation des GEM
Seit mittlerweile 19 Jahren ist die internationale und auf dieser Ebene vergleichbare Erfassung und Aufbereitung von Daten zu Gründungsaktivitäten und Gründungseinstellungen eine zentrale Aufgabe des Global Entrepreneurship Monitors (GEM). Auf Basis dieser Daten können sowohl das globale Forschungskonsortium als auch die nationalen GEM-Teams fundierte Empfehlungen für politische Entscheidungsträger formulieren.
Der GEM Global Report erscheint seit der ersten Ausgabe im Jahr 1999 jährlich mit aktuellen Ergebnissen zum Gründungsverhalten der mehr als 50 pro Jahr teilnehmenden Länder. Mit Ausnahme des Jahres 2007 existiert seit 1999 für jedes Jahr ein GEMLänderbericht für Deutschland. Beide Reports sind frei verfügbar, der Global Report unter www.gemconsortium.org, der Länderbericht unter www.wigeo.unihannover.de/gem.html.
Die Daten basieren beim GEM auf zwei jährlichen Erhebungen. Der Adult Population Survey (APS), eine quantitative und repräsentative, in den meisten Ländern telefonisch durchgeführte Bevölkerungsbefragung hat die Quantifizierung von Gründungsaktivitäten und –einstellungen zum Ziel. Der National Expert Survey (NES), eine in Deutschland online durchgeführte Befragung von Gründungsexperten mit verschiedenen Schwerpunkten, bewertet die gründungsbezogenen Rahmenbedingungen für das jeweilige Land. Ein Überblick zu den methodischen Details des GEM-Projekts findet sich im Anhang dieses Berichtes. Weiterführende bzw. vertiefende methodische Details zum GEM-Erhebungsdesign bieten bei Reynolds et al. (2005) oder Bosma et al. (2012).
Im Verlauf der letzten 19 Jahre hat sich die Zahl der am GEM teilnehmenden Nationen insgesamt erhöht. Zwar beteiligen sich nicht alle Länder jährlich, aber über sämtliche Jahre nahmen mittlerweile über 100 verschiedene Nationen teil, die Mehrheit davon in mindestens fünf Jahren. Es existieren seit dem Pilotjahr (1998) 887 Erhebungswellen (Summe der teilnehmenden Länder pro Jahr über alle Jahre) des APS und 738 Erhebungswellen des NES. Es gibt auf globaler Ebene keine andere vergleichbare Datenbank zu Gründungsaktivitäten- und einstellungen mit diesem Umfang.
Die interne Organisation des Forschungskonsortiums regeln die koordinierenden Gremien. Die Global Entrepreneurship Research Association (GERA) fällt die strategischen, inhaltlichen und finanziellen Entscheidungen und setzt sich aus gewählten Vertretern der Länderteams, der Gründungsinstitutionen und der Sponsoren zusammen. Die Association of Global Entrepreneurship Monitor National Teams (AGNT) ist die Interessenvertretung der Länderteams und das GERA Board Research and Innovation Advisory Sub-Committee (RIAC) berät GERA bei strategischen Fragen zukünftiger Forschung.
Die Finanzierung der Aufgaben des Konsortiums wird durch jährliche Beiträge der teilnehmenden Länder und durch institutionelle Sponsoren gewährleistet. Letztere sind aktuell das Babson College in Boston/ USA, die Universidad del Desarrollo in Santiago (Chile), die Universiti Tun Abdul Razak in Kuala Lumpur (Malaysia), sowie die Korea Entrepreneuship Foundation (KOEF) in Seoul (Südkorea). Die Datenerhebung innerhalb der Länder erfolgt jedoch eigenständig und häufig ebenfalls mittels Sponsoren. Seit Anfang 2017 ist das RKW Kompetenzzentrum nicht nur Sponsor, sondern auch aktives Mitglied des GEM Länderteam Deutschlands.
Durch die hohe Qualität und internationale Vergleichbarkeit der Gründungsdaten steigt die Zahl der auf GEM-Daten basierenden wissenschaftlichen Publikationen stetig. Neben den Publikationen in wissenschaftlichen Journals entfaltet der GEM eine Vielzahl zusätzlicher Forschungsaktivitäten wie etwa in Form der sogenannten ‚Policy Briefs‘, in denen etliche der am GEM teilnehmenden Länder bezüglich ihrer Gründungspolitik (bzw. einzelner Maßnahmen) und deren Effekte betrachtet werden. Weitere Reports zu Spezialthemen sind etwa der MENA Report, die Women’s Entrepreneurship Reports, Reports on Senior Entrepreneurship, der Report on Entrepreneurial Financing, der Sub-Saharan Africa Regional Report (2012) sowie die seit einigen Jahren erscheinenden Latin America and Caribbean Regional Reports und viele andere. Die genannten Veröffentlichungen stehen auf www.gemconsortium.org als Download zur Verfügung.
Auch aktuelle Forschungsthemen wie das Konzept des Entrepreneurial Ecosystems – durch den GEM werden übrigens bereits seit Jahren gründungsbezogene Kontextfaktoren durch eine Expertenbefragung erfasst – und die „Big Data“-Nutzung in der Gründungsforschung werden im GEM aktuell verstärkt forciert. 2018 wird in ausgewählten Regionen in Spanien und Deutschland eine Pilotstudie zur Datenerfassung von Entrepreneurial Ecosystems mittels GEM Daten stattfinden.
9.2 Neues aus dem deutschen GEM-Team
Auf dem diesjährigen Koordinierungstreffen (Annual Meeting) der GEM-Länderteams vom 28.-31. Januar in Seoul (Südkorea) war das deutsche Team mit drei Mitgliedern und zwei Vorträgen vertreten. Auf dem Treffen wurden insbesondere mögliche neue inhaltliche Ausrichtungen, Modernisierungen und Schwerpunktthemen des GEM diskutiert. Gegen Ende kristallisierten sich drei neue Produkte des GEM heraus, die in 2018 weiterentwickelt bzw. bereits getestet werden sollen. Der unter anderem vom deutschen Team prä- sentierte und eingebrachte Vorschlag einer Methode zur Erfassung regionaler Gründungssysteme („Entrepreneurial Ecosystems“) ist eines dieser Produkte und wird in 2018 im Rahmen einer Pilotstudie in Deutschland und Spanien zur Anwendung kommen (vgl. Sternberg et al. 2018). Das deutsche GEM-Team möchte sich an dieser Stelle ausdrücklich bei den Experten bedanken, die durch ihr sehr hilfreiches Feedback die Konzeptionierung des „Entrepreneurial Ecosystem Regional Expert Survey“ unterstützt haben. Wie üblich fand auch dieses Jahr der Launch des GEM Global Reports auf dem Annual Meeting im Rahmen einer Presseveranstaltung statt, diesmal organisiert durch die Korea Entrepreneurship Foundation (KOEF) (Download des Reports unter: www.gemconsortium.org/report).
Der vorliegende Länderbericht entstammt erstmals der Kooperation zwischen dem Institut für Wirtschaftsund Kulturgeographie der Leibniz Universität Hannover und dem RKW Kompetenzzentrum aus Eschborn. Langjährige Leserinnen und Leser des Länderberichts werden feststellen, dass das Design des deutschen GEM-Länderberichts umfassend und die inhaltliche Struktur partiell überarbeitet wurde. Feedback bzgl. dieser Änderungen ist sehr willkommen und zu richten an sternberg(at)wigeo.uni-hannover.de oder wallisch(at)rkw.de.
Mitglieder des neuen GEM-Länderteams Deutschland sind die Autoren des vorliegenden Länderberichts.
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