Die zeitliche Entwicklung der TEA-Quote in Deutschland
Nationale Gründungsquoten schwanken über die Zeit, auch in Deutschland. Die TEA-Quote war zwischen 2010 und 2011 statistisch signifikant angestiegen (von 4,2 % auf 5,6 %). Seitdem sank sie leicht und bewegt sich seit sechs Jahren um den Wert 5 %. 2018 konstatieren wir einen leichten, aber nicht statistisch signifikanten Rückgang gegenüber dem Vorjahreswert um 0,3 Prozentpunkte auf 4,97 %. Dieser Rückgang sollte nicht überbewertet werden.
Umfang und Veränderung der Gründungsaktivitäten eines Landes hängen von vielen Faktoren ab, die auf nationaler wie individueller Ebene sowie bei ökonomischen und außerökonomischen Determinanten zu suchen sind. Die Ausprägung dieser Erklärungsfaktoren kann sich über die Jahre natürlich verändern, beispielsweise beim Übergang von einer volkswirtschaftlichen Krise zum konjunkturellen Boom – und umgekehrt. Diese Prozesse können zudem in verschiedenen Ländern in unterschiedlicher Intensität, Geschwindigkeit und Art ablaufen.
Die relativ hohen TEA-Quoten seit 2011, verglichen mit den Quoten aus der Mitte der letzten Dekade, sind primär auf eine Zunahme jener Gründer zurückzuführen, die einen (oft gut bezahlten) Arbeitsplatz besitzen, aber in der Regel nach mehr Unabhängigkeit streben, eine Marktchance für ihre Produktidee erkennen sowie ihr Einkommen erhöhen wollen, sogenannte „Opportunity Entrepreneure“ (vgl. zu den beiden unterschiedlichen Gründungsmotiven die Seiten 27 bis 31 ). Letztgenannter Gründungstyp ist weniger stark von konjunkturellen Arbeitsmarkteffekten beeinflusst als Gründer aus der ökonomischen Not.
Die zeitliche Entwicklung der TEA-Quote in Deutschland zeigt seit 2001 im Wesentlichen drei Phasen. Von 2001 bis 2005 lagen die Quoten meist zwischen 5 % und 6 % und damit deutlich niedriger als zur Jahrtausendwende und zu New-Economy-Boomzeiten. 2006 bis 2010 sanken sie dann beträchtlich auf Werte um die 4 %. Die jüngste Phase seit 2011 kennzeichnen um etwa 1 bis 1,5 Prozentpunkte höhere TEA-Quoten.
In den mit Deutschland hinsichtlich der ökonomischen Rahmenbedingungen vergleichbaren 30 Volkswirtschaften mit hohem Einkommen sind sowohl ähnliche als auch abweichende Entwicklungen der TEA-Quote zu beobachten. Beispielsweise sank die TEA-Quote in Italien und im Vereinigten Königreich in jedem der letzten drei Jahre. Andererseits zeigt sich für die USA und in Spanien im dritten Jahr hintereinander ein Anstieg der TEA-Quote, in den USA zudem auf hohem Niveau. Im Vergleich zu 2017 ist für jeweils die Hälfte der 2018 am GEM beteiligten Länder die TEA-Quote gestiegen.
Die relativ geringen Schwankungen der TEA-Quote in Deutschland während der letzten Dekade haben den – hinteren – Rangplatz innerhalb der Gruppe der einkommensstarken Länder nicht maßgeblich verändert. Dies hat seinen Grund in der Tatsache, dass auch die Quoten der anderen Länder Zyklen unterliegen, in denen sich Phasen zunehmender Gründungsaktivitäten mit Phasen abnehmender Gründungshäufigkeiten abwechseln.
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