Nascent Entrepreneurs („werdende Gründer“) in den einkommensstarken Ländern
Der GEM unterscheidet zwischen zwei Phasen des Gründungsprozesses, die in der TEA-Quote als Summenprozente zusammengefasst sind, wobei Personen, die zeitgleich mit zwei Gründungsprojekten in beiden Phasen beschäftigt sind, nur einmal gezählt werden (vgl. Anhang S. 82). Sogenannte Nascent Entrepreneurs („werdende Gründer“) beschäftigten sich zum Zeitpunkt der Erhebung im Frühjahr 2018 ernsthaft mit einer Gründung, hatten diese aber zumindest zum Erhebungszeitpunkt noch nicht vollzogen. Gründer junger Unternehmen, die zweite in der TEA-Quote berücksichtigte Population, haben im Zeitraum von 3,5 Jahren vor der Befragung bis zum Zeitpunkt der Befragung gegründet. Diese Unterscheidung zwischen zwei Phasen im Gründungsprozess ist GEM-spezifisch, sodass die zugehörigen Gründungsquoten nicht mit anders definierten Gründungsquoten innerhalb des- selben Landes vergleichbar sind.
In Deutschland hatten 2018 2,65 % der 18–64-Jährigen konkrete Schritte unternommen, um ein Unter- nehmen zu gründen (z. B. die Organisation des Gründungsteams, die Beschaffung von Kapital), den formalen Gründungsakt aber noch nicht vollzogen. Der Rangplatz 30, den Deutschland bei diesem Indikator unter den 31 einkommensstarken Staaten belegt, ist leicht schlechter als bei der TEA-Quote (vgl. S. 15).
Wie Abbildung 3 zeigt, hat unter den einkommensstarken Ländern nur Zypern eine Nascent-Quote, die statistisch signifikant unter jener Deutschlands liegt. Dagegen weist eine ganze Reihe von Ländern eine statistisch signifikant höhere Quote als Deutschland auf, z. B. die USA, Kanada und das Vereinigte Königreich, aber auch die Nachbarländer Polen, Frankreich, Niederlande, Luxemburg sowie die Schweiz.
Während der letzten zehn Jahre entwickelte sich die Nascent-Quote in Deutschland ähnlich wie die hiesige TEA-Quote (vgl. vorheriges Kapitel). Beide Quoten sind gegenüber 2017 gesunken, wobei der Rückgang bei der Nascent-Quote absolut wie relativ stärker ausfiel als bei der TEA-Quote (-0,72 Prozentpunkte vs. -0,31 Prozentpunkte). In Deutschland, wie in den meisten einkommensstarken Ländern (Ausnahmen sind das Vereinigte Königreich, die Niederlande sowie Spanien), liegt die Nascent-Quote etwas über der Quote der „Young Entrepreneurs“ (2,65 % vs. 2,43 %), wie in früheren Jahren auch. Die TEA-Quote wird also stärker von der Zahl der werdenden Gründer geprägt als von der Zahl derjenigen, die in den letzten 3,5 Jahren tatsächlich gegründet haben. Daraus darf allerdings nicht automatisch geschlossen werden, dass es hierzulande (besonders) schwierig sei, sich von einem werdenden zu einem tatsächlichen Gründer zu entwickeln.
Interessanterweise haben sich in Deutschland die beiden Komponenten der TEA-Quote gegenüber dem Vorjahr unterschiedlich verändert: Dem geschilderten Rückgang der Nascent-Quote um knapp ein Viertel steht ein Anstieg der Quote der Gründer junger Unternehmen um ein Fünftel gegenüber (von 2,00 % auf 2,43 % der 18–64-Jährigen). Auch in den meisten anderen einkommensstarken Ländern ist ein solcher Anstieg gegenüber 2017 zu beobachten.
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