Neues aus dem Global Entrepreneurship Monitor und dem deutschen GEM-Team
Das globale GEM-Team hat im Laufe des letzten Jahres eine größere Zahl an neuen Fragen, Indizes und Methoden des Adult Population Survey (APS) sowie des National Expert Survey (NES) getestet, um die empirische Grundlage des Forschungskonsortiums an veränderte Rahmenbedingungen anzupassen. Diese Anstrengungen sind auch eine Reaktion auf zunehmende globale Konkurrenz, Gründungsaktivitäten international vergleichend zu erfassen, zu bewerten und politische Handlungsempfehlungen abzuleiten. Dies hat auch, aus wissenschaftlich nachvollziehbaren Gründen, zur Neuformulierung und/oder neuen Skalierung mancher Items in der Bevölkerungsbefragung (zum Beispiel bei den Variablen zur Gründungskompetenz, zu den Gründungschancen oder zur Angst vor dem Scheitern als Gründungshemmnis), zu einigen gänzlich neuen Fragen (beispielsweise zur Gründungsmotivation) und zur Eliminierung anderer geführt.
Bei den eliminierten Fragen und damit eingestellten Datenreihen handelt es sich um solche, die mittlerweile überholte Sachverhalte erfassen. Als Ergebnis mehrjähriger intensiver Beratungen des Research Innovation Advisory Committee (RIAC) innerhalb des GEM wurden mehrere neue Indizes entwickelt und empirisch getestet, um unter anderem die Erfassung der nationalen gründungsbezogenen Rahmenbedingungen noch besser an das der GEM-Philosophie zugrundeliegende theoretische Modell anzupassen. Mit der finalen Einführung des NECI (National Entrepreneurship Context Index), erstmals vorgestellt im GEM Global Report 2018/19, konnte diese aufwendige Arbeit erfolgreich abgeschlossen und die Rahmenbedingungen jedes Landes in einem international vergleichbaren Index verdichtet werden.
Zudem ist der neue „Entrepreneurial Eco-System Index“ (ESI) erwähnenswert. Dieser Index erlaubt die Bewertung von subnationalen (also regionalen) Gründungsökosystemen auf der Grundlage der Bevölkerungsbefragung und der Befragung der Expertinnen und Experten in diesen Regionen oder Städten. Der ESI ist ein Produkt der GEM-Familie, basiert aber nicht auf den jährlichen traditionellen landesweiten GEM-Befragungen, sondern auf separaten Erhebungen in den Regionen selbst. Die mehrheitlich komplett neue Methodik und neuen Fragen wurden unter maßgeblicher Beteiligung des deutschen GEM-Teams in den letzten vier Jahren entwickelt (Johannes von Bloh und Rolf Sternberg), basieren auf dem theoretischen Konzept von Erik Stam von der Universität Utrecht (Stam 2015) und wurden vom spanischen RIAC-Mitglied Alicia Coduras in Absprache mit Rolf Sternberg kürzlich in einem ESI-Manual dokumentiert, das interessierte Regionen und Städte auf Nachfrage bei den Genannten oder dem Executive Director des GEM erhalten können (siehe auch gemconsortium.org). Über das Engagement der entsprechenden GEM-Länderteams bei der Organisation der ESI-Erhebungen und der Erstellung und Vermarktung der ESI-Publikationen können und sollen die Länderteams die Möglichkeit erhalten, eigene Einkünfte, unabhängig vom GEM selbst, zu erzielen. Das GEM-Konsortium unterstützt diese Teams derzeit durch umfänglichen und kostenfreien Support bei der Durchführung der ESI-Studien.
Was das deutsche GEM-Team anbelangt, darf die 2017 gestartete Kooperation zwischen dem RKW Kompetenzzentrum und dem Institut für Wirtschafts- und Kulturgeographie der Leibniz Universität Hannover bislang als erfolgreich bewertet werden, was sich auch an der gestiegenen Aufmerksamkeit festmachen lässt, die die diversen Aktivitäten des Teams in den Medien, auf Tagungen und wissenschaftlichen Publikationen erzielt haben. Zudem ist das Länderteam gewachsen.
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