Die Anzahl der Gründungspersonen je Gründung in den 33 GEM-Ländern mit hohem Einkommen 2019
Das von vielen Medien verbreitete Bild unternehmerisch tätiger Personen und Gründenden ist das eines heroischen, meist männlichen Individuums, das als Einzelkämpfer mit viel Kompetenz und noch mehr Engagement, Durchsetzungskraft und Ausdauer trotz zahlreicher Schwierigkeiten zu Beginn eines Unternehmens das selbst gesetzte Ziel erreicht. Die Realität sieht zumindest heute meist anders aus, denn Gründen und Unternehmertum sind häufig Teamsache. Aus der Zusammenarbeit mit Gleichgesinnten schöpfen die Gründungspersonen viel Inspiration und Motivation, um sich für diese Form der Erwerbstätigkeit zu entscheiden.
Zu diesem wichtigen Thema gab es bislang keine GEM-Daten, aber 2019 wurde erstmals eine Variable zur Anzahl der involvierten Gründungspersonen in den für alle Länder obligatorischen Fragebogen aufgenommen. In der Tat zeigen die GEM-Daten, dass die meisten Gründungen von mehreren Gründungspersonen (d. h. Miteigentümerinnen und -eigentümern) gestartet werden: In Deutschland sind fast die Hälfte der TEA-Gründungen Teamgründungen mit wenigstens zwei Gründungspersonen. 52,9 % entfallen auf Sologründungen, also ohne andere Miteigentümerinnen und -eigentümer. Im Mittel sind in Deutschland 2,1 Personen an einer Gründung als Miteigentümerin oder Miteigentümer beteiligt. Verglichen mit den übrigen 32 Ländern mit hohem Einkommen ist dies ein leicht überdurchschnittlicher Wert (der Mittelwert der 33 Länder liegt bei 1,9 Personen). Sehr groß sind die Unterschiede zwischen diesen Ländern allerdings nicht (vgl. Abbildung 3).
Mittelwerte haben aber bekanntlich nur eine begrenzte Aussagekraft, da sie nichts über die Verteilung der Einzelwerte aussagen. Im Sample für Deutschland reicht die Zahl der Gründungspersonen unter den 259 TEA-Gründungen von 1 bis 10. Neben den 52,9 % Sologründenden erfolgen 23,6 % der Gründungen durch zwei Personen, 13,9 % durch drei Personen, 3,9 % durch vier Personen und 5,8 % durch fünf oder mehr Personen.
Die Anzahl der TEA-Gründungen setzt sich aus der Summe der Nascents (sie haben formal noch nicht gegründet, aber bereits konkrete Schritte zur Gründung unternommen) und den Befragten zusammen, die in den letzten dreieinhalb Jahren vor der Befragung ein Unternehmen gegründet haben. Für Erstere bezieht sich die Anzahl der Gründungspersonen auf eine Erwartung, bei Letzteren auf die tatsächliche Zahl der Gründungspersonen. Die mittlere Anzahl der Gründungspersonen differiert zwischen den beiden Komponenten der TEA-Gründungen: Nascent Entrepreneurs erwarten für den Fall der Gründung im Mittel 2,2 Gründungspersonen, die tatsächlich gegründeten jungen Unternehmen hatten im Durchschnitt 1,9 Gründungspersonen. Dieser Befund ergibt sich auch für die Mehrzahl der übrigen Länder mit hohem Einkommen. Die Gründungsidee zu einem relativ frühen Zeitpunkt wird im Mittel also von etwas mehr Personen entwickelt und vorangetrieben, als sich später an der wirklichen Gründung als Eigentümerin oder Eigentümer beteiligen.
Insgesamt sollten die relativ großen Gründungsteams in Deutschland eher positiv bewertet werden. Gründungsteams ermöglichen ein Zusammenspiel von Kompetenzen sowie Neigungen und sind im Mittel unter sonst gleichen Bedingungen erfolgreicher als Sologründungen, auch weil sie im Durchschnitt größer (Anzahl der Gründungspersonen plus Beschäftigte) starten als Letztere. Zudem können nur in Teams Gründungspersonen mit und ohne Gründungserfahrung, Alte und Junge, Männer und Frauen sowie unterschiedliche kulturelle Hintergründe kombiniert werden. Diese Diversität kann über Komplementaritätseffekte Vorteile im Gründungsprozess haben, insbesondere angesichts der zahlreichen technologischen, arbeitsmarktbezogenen und demografischen Umbrüche, die auch die deutsche Wirtschaft und Gesellschaft in naher Zukunft kennzeichnen. Potenzielle Nachteile von Teamgegenüber Sologründungen sind der größere Abstimmungsbedarf, das Risiko teaminterner Zerwürfnisse und der Kompetenzverlust bei späterem Ausscheiden schwer ersetzbarer Mitgründender.
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