Seit 25 Jahren werden mit dem Global Entrepreneurship Monitor (GEM) in über 50 Ländern jährlich Daten zur Gründungsaktivität und Gründungseinstellung erhoben. Die Gründungen in Deutschland untersucht das RKW Kompetenzzentrum in Kooperation mit der Leibniz Universität Hannover.
Der neue GEM-Länderbericht analysiert sowohl Gründungsaktivitäten und -einstellungen als auch gründungsbezogene Rahmenbedingungen in Deutschland sowie im internationalen Vergleich.
Die Ergebnisse des Länderberichts basieren auf Befragungen von weltweit über 136.000 Bürgerinnen und Bürgern (davon 2.633 in Deutschland) in 46 Ländern sowie von 2.000 Gründungsexpertinnen und Gründungsexperten in 49 Ländern (davon 78 in Deutschland).
Was sind die zentralen Ergebnisse des aktuellen Global Entrepreneurship Monitors Deutschland 2023/2024?
Die Gründungsquote für Deutschland beträgt 7,7 Prozent
Im Jahr 2023 lag die Gründungsquote für Deutschland bei 7,7 %, der zweithöchste Wert, der seit 1999 jährlich erhobenen GEM Datenreihe. Die Entwicklung des Gründungsgeschehens in Deutschland weist in den letzten Jahren eine hohe Dynamik auf. Im Jahr 2019 erreichte die Gründungsquote ihr damaliges Allzeithoch (7,6 %). Im darauffolgenden ersten Corona-Jahr (2020, 4,8 %) brach die Quote ein. In den beiden darauffolgenden Jahren stieg die Quote inmitten der Pandemie stark an und erreichte mit 9,1 % in 2022 ein neues Allzeithoch (2021, 6,9 %). In 2023 sank die Gründungsquote etwas. Generell sind die Gründungsaktivitäten in Deutschland in den letzten Jahren deutlich angestiegen – im Zeitraum von 1999 bis 2018 betrug die Gründungsquote im Mittel nur 5,0 % und ist somit deutlich niedriger.
Jüngere gründen verstärkt
Die Altersgruppe der 25- bis 34-Jährigen weist mit 13,3 % die stärksten Gründungsaktivitäten auf, dicht gefolgt von der jüngsten Altersgruppe der 18- bis 24-Jährigen mit 11,0 %. Die weiteren Altersgruppen zeichnen sich mit 8,4 % für die 35- bis 44-Jährigen, 5,7 % für die 45- bis 54-Jährigen und 3,0 % für die 55- bis 64-Jährigen durch niedrigere Gründungsaktivitäten aus. Bemerkenswert: In Deutschland hat sich die Gründungsquote in der jüngsten Altersgruppe von 2017 (3,4 %) bis 2023 (11,0 %) mehr als verdreifacht. Trotzdem sind in gründungsstarken Ländern wie den USA oder den Niederlanden die Gründungsaktivitäten in der jüngsten Altersgruppe mit knapp 25 % nach wie vor deutlich höher.
Gendergap ist mit 3,4 Prozentpunkten weiterhin deutlich ausgeprägt
Seit dem Start des GEM im Jahr 1999 lagen die Gründungaktivitäten und Gründungsvorhaben von Frauen unterhalb der von Männern. Das ist auch 2023 der Fall. Die Gründungsquote bei Frauen beträgt 5,9 % und bei Männern 9,3 %. Die Gründungsquote der Männer ist seit Beginn des GEM-Projekts in allen Jahren und fast allen teilnehmenden GEM-Ländern (Ausnahmen 2023: Ekuador, Thailand, Kolumbien, China und – als einziges Hocheinkommensland – Litauen) höher als jene der Frauen.
Menschen mit Einwanderungsgeschichte gründen häufiger als in Deutschland Geborene
Die Gründungsquote von Menschen mit Einwanderungsgeschichte ist 2023 in Deutschland mit 12,6 % um 5,6 Prozentpunkte höher als die Gründungsquote der Bevölkerung ohne Einwanderungsgeschichte (circa 7 %). Migrantische Gründungspersonen sind tendenziell sehr jung: Die Gruppe der 18- bis 34-Jährigen ist mit 56,4 % besonders stark vertreten.
Umweltaspekte spielen bei der Unternehmensausrichtung eine große Rolle
Mehr als sieben von zehn neuen oder etablierten Unternehmerinnen und Unternehmern, geben an, dass sie Umweltaspekte berücksichtigen: und zwar im Rahmen der Unternehmensstrategie, bei angebotenen Produkten und Dienstleistungen oder auch bei der Gestaltung der Lieferkette. Gründerinnen und Gründer geben dabei im Vergleich zu etablierten Unternehmerinnen und Unternehmern in etwa doppelt so häufig an, dass sich eine Berücksichtigung vom Umweltaspekten positiv auf die Zahl der Kunden (62,1 zu 36,7 %), den Umsatz (60,6 zu 28,6 %) und den Gewinn (48,5 zu 23,9 %) auswirkt.
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