Das Gründungsgeschehen: geringe Gründungsdynamik versus neue Wachstumsbereiche
Das Gründungsgeschehen: geringe Gründungsdynamik versus neue Wachstumsbereiche
Angetrieben durch die positive Konjunktur der letzten Jahre, bietet bis dato der Arbeitsmarkt gute Chancen für eine Tätigkeit in abhängiger Beschäftigung. „2012 war sogar ein Rekordjahr. Die Erwerbstätigkeit erreichte einen neuen Höchststand von 41,6 Millionen Personen. Die Arbeitslosenquote lag im Schnitt bei 6,8 Prozent und somit auf dem niedrigsten Stand seit 1992“ (Bundesregierung, 2013b). Darauf ist zu einem großen Teil zurückzuführen, dass die Gründungszahlen auf ein historisch niedriges Niveaus gesunken sind. Hinzu kommen politische Entscheidungen, wie die zum 28. Dezember 2011 erfolgte Reform des Gründungszuschusses, die das Gründungsgeschehen hierzulande stark beeinflussen. Die Förderung von Gründungen aus der Arbeitslosigkeit wird weiterhin abgebaut: So wird auch das Gründercoaching für solche Existenzgründer nur noch bis Ende des Jahres 2013 vom Staat unterstützt (Deutscher Bundestag, 2013).
Schwache Gründungsdynamik…
Die Zahl der Gründungen nimmt seit dem Jahr 2000 kontinuierlich ab. Nach einer kleinen Besserung in den Jahren 2009 und 2010 setzte sich diese Tendenz ab 2011 fort. Auf einen voraussichtlichen Tiefstand in der Gründungsstatistik wies der DIHK bereits im Herbst 2012 hin (DIHK, 2012). Dies hat sich bestätigt. Nach der Veröffentlichung 2013 der Gründungszahlen haben sich 2012 775.000 Personen für den Weg in die Selbstständigkeit entschieden und damit 60.000 oder sieben Prozent weniger als im Vorjahr (Metzger und Ullrich, 2013).
Im Bereich der gewerblichen Existenzgründungen hat sich ebenfalls dieser negative Trend laut Institut für Mittelstandsforschung (IfM) noch verschärft. So meldete das IfM eine Verringerung von 51.000 oder 12,8 Prozent zum Vorjahr für das ganze Jahr 2012 bei einer Gesamtzahl von 350.000 gewerblichen Gründungen (IfM, 2013a).
… und neue Wachstumsbereiche
Hingegen haben die Nebenerwerbsgründungen und die Gründungen in den Freien Berufen erheblich zugenommen.
Nebenerwerbsgründungen liegen im Trend
In den Worten des IfM „prägen Existenzgründungen das Gründungsgeschehen (…) nicht mehr im Vergleich zur Jahrhundertwende. Gründen geschieht vermehrt nur noch als Nebentätigkeit. Nur noch knapp die Hälfte der Gewerbeanmeldungen war (bereits) 2011 als Existenzgründung einzustufen“ (2013b). Diese Einschätzung wird auch von den aktuellen Ergebnissen des KfW-Gründungsmonitors gestützt (Metzger und Ullrich, 2013).
Mehr Gründungen in den Freien Berufen
Festzustellen sind seit Jahren mehr Gründungen in den Freien Berufen. Die Entwicklung der Gesamtzahlen ist gut dokumentiert: von 705 000 im Jahr 2000 auf ungefähr 1.205 000. im Jahr 2012; dies entspricht einem Zugewinn von 62 Prozent. (Brehm et al., 2012; Bundesregierung, 2013a). Die Gründungen in den Freien Berufen verliefen demzufolge bisher antizyklisch und haben sich nach Schätzungen der KfW im vergleichsweise kurzen Zeitraum von sieben Jahren mehr als verdoppelt, von 15 Prozent im Jahr 2005 auf 39 Prozent im Jahr 2012 an den Gesamtgründungen (Metzger und Ullrich, 2013).
Chancengründer holen auf
Ist der Rückgang der Gründungszahlen vor allem auf die Gründungen aus der Arbeitslosigkeit zurückzuführen (Rückgang im ersten Halbjahr 2012 im Vergleich zum Referenzwert des Vorjahres um 77 Prozent), haben dagegen die Chancengründer stark aufgeholt (DIHK, 2013; Sternberg et al., 2013).
Der Anteil der Chancengründer an allen Gründungen in Deutschland steigt seit 2009 jährlich an und hat 2012 den höchsten Wert seit Beginn der Global Entrepreneurship Monitor (GEM) - Datenreihe im Jahre 1999 erzielt. Nach GEM 2012 stehen hierzulande zwei Chancengründer einem Notgründer gegenüber; in der Altersgruppe 45+ ist das Verhältnis ausgeglichen (1:1), mit einer wachsenden Zahl von Chancengründern (Sternberg et al., 2013). Es wird nach den Prognosen des DIHK – auch im Zuge des demografischen Wandels – in Zukunft zwar weniger Gründungen, aber dafür qualitativ hochwertige und erfolgversprechendere Gründungen geben (2013). Chancengründer genießen ein hohes Ansehen aufgrund ihres positiven Einflusses auf die inländische Wirtschaft: Sie führen häufiger Marktneuheiten ein und sind innovativer als so genannte Notgründer. Zudem tendieren innovative Unternehmen dazu, auch in der Zukunft eher innovativ zu bleiben und tragen deshalb besonders stark zur Erneuerung und zum wirtschaftlichen Wachstum bei (Rammer, 2004).
Spielraum für mehr Gründungen
Ferner gibt es trotz verminderter Dynamik weitere Leuchttürme am Horizont, denn zwei Branchen haben sich im Laufe der letzten Jahren als Treiber für potenzielle Gründungen herausgestellt: die Energiebranche und die Kultur- und Kreativwirtschaft.
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