Methodik

Methodik

Methodische Herangehensweise

Was die Methodik angeht, baut diese Studie auf den Vorarbeiten aus dem Jahr 2010 auf. Es werden deshalb für die Untersuchung der Gründer ab dem mittleren Alter im dritten Teil erneut die Ergebnisse der RKW Experten- und Gründerbefragung aus dem Jahr 2009 – veröffentlicht 2010 – herangezogen. Da es sich um eine qualitative Befragung handelte, haben diese Daten auch nach dem kurzen Zeitrahmen von vier Jahren noch Gültigkeit, werden aber um Befunde von späteren Erhebungen und Unter-suchungen, darunter auch weitere Befragungen von Gründer ab dem mittleren Alter, zum Beispiel von Franke, ergänzt.

An diese Stelle gehört eine Anmerkung zur Befragung als methodisches Instrument, die möglicherweise ihre eigenen Ergebnisse etwas relativiert. Die Befragung der Gründer auf Messen und der Akteure der Gründungsberatung schließt meistens die Gruppen der Gründer aus, die keine Beratung in Anspruch nehmen oder benötigen, die ausreichend Kapital haben, die gut vorbereitet sind oder zu einem früheren Zeitpunkt bereits gegründet haben (serial Entrepreneure), in anderen Worten: die Gruppe mit besseren Startbedingungen für eine erfolgreiche Gründung. Deshalb zeigt die Befragung oftmals nur einen kleinen Ausschnitt der Realität. Dieser Tatsache ist es geschuldet, dass viele der befragten Gründer, die auf Messen oder zur Beratung erscheinen, eher dem Gründertypus "Notgründer" angehören. Dies führt zu einer gewissen Einseitigkeit der Ergebnisse und infolgessen zu einer Stigmatisierung der Zielgruppe der Gründer in der zweiten Lebenshälfte. Um ein umfassenderes Bild geben zu können, wurden Ergebnissen zum Erfolg und der Bestandfestigkeit von bereits bestehenden Unternehmen, die auch Hinweise zu den Chancengründern der Altersgruppe 45+ geben, in diese Studie eingebunden.

Quellen der aktuellen Studie

Für die Analyse der aktuellen Lage am Gründungsstandort Deutschland werden hauptsächlich die allgemein bekannten aktuellen Gründungsstatistiken genutzt: die Länderberichte des Global Entrepreneurship Monitors (GEM), der Gründungsmonitor der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW), der Gründerreport des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK) und die Gründungs-statistik des Instituts für Mittelstandsforschung (IfM). Veröffentlichungen vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) wurden ebenso verwendet. Da die meisten dieser Studien auf Bevölkerungs- beziehungsweise Gründerumfragen basieren (zum Beispiel der KfW-Gründungsmonitor oder der DIHK-Gründerreport), sind die daraus gewonnenen Ergebnisse nicht immer eindeutig oder in einigen Fällen teilweise widersprüchlich. Auch die Begriffsvielfalt bezüglich der hier angesprochenen Zielgruppe und die unterschiedliche Altersbestimmung (ab 45, 50 oder sogar 55 Jahren) führen zu einem verzerrten Bild der Gründer ab dem mittleren Alter, wie in der genauen Analyse dieser Zielgruppe im dritten Teil deutlich werden wird.

Sekundärliteraturanalyse

Zudem werden die neuesten Erkenntnisse der deutschen und europäischen Gründungsforschung zum Untersuchungsgegenstand "Gründer 45+" anhand einer Sekundärliteraturanalyse integriert. Einen besonderen Stellenwert haben dabei die zwei letzten einschlägigen Publikationen der EU, "Unternehmer- tum 2020" und "Policy Brief für Senior Entrepreneurship", als Leitfäden für die Umsetzung und zukünftige Weiterentwicklung der europäischen Wirtschaftspolitik im Gebiet der Unternehmens- gründungen. Der Schwerpunkt auf Deutschland wird durch fremdsprachige Literatur (englisch, französisch, spanisch) und durch Untersuchungen zu weiteren Ländern (Großbritannien, USA, Frankreich, Schweiz, Österreich, Finnland, Spanien) ergänzt.

Aufbau der Studie

Der erste Teil setzt den theoretischen und methodischen Rahmen zur Diskussion über das Gründungsgeschehen in den mittleren und älteren Altersgruppen. Problemlage und Handlungsbedarf aus sozioökonomischer Sicht werden ausführlich beschrieben. Dafür wird auf die demografische Situation und den Arbeitsmarkt in Deutschland sowie in Europa eingegangen. Weitere gesellschaftliche Faktoren, die Einfluss auf die sozioökonomische Bedeutung der hier angesprochenen Altersgruppe 45+ haben, werden explizit thematisiert.

Der zweite Teil fokussiert die europäische und internationale Perspektive und geht von der jüngsten Entwicklung am Gründungsstandort Deutschland sowie in Europa und den USA aus, um die steigende Relevanz der Altersgruppe 45+ im Hinblick auf das Thema Gründung hervorzuheben. Dabei werden unterschiedliche Faktoren analysiert, insbesondere die Auswirkungen des demografischen Wandels auf das zukünftige Gründungsgeschehen. Der Stand der wissenschaftlichen Diskussion über die Gründer 45+ in Europa und die Förderinstrumente zur Erhöhung ihrer Gründungsbeteiligung in Deutschland und in weiteren europäischen Ländern werden hier genauer analysiert.

Der dritte und Hauptteil der Studie widmet sich einer detaillierten Untersuchung der Gründer ab 45 Jahren. Er beinhaltet die neuesten Erkenntnisse aus der Gründungsund Entrepreneurshipforschung in Europa und den USA. Folgende Themen werden behandelt: Einflussfaktoren für die Gründung, Gründer 45+ im Wandel der Zeit, das Profil des Gründers 45+, Typologien von Gründer 45+ sowie die Vorteile und Nachteile des Alters für die Gründung. Eine Besonderheit stellt das Kapitel zum Erfolg und der Nachhaltigkeit von Unternehmensgründungen ab dem mittleren Alter dar. Dieses Kapitel soll dazu beitragen, dass diese Altersgruppe verstärkt als erfolgreiche Selbstständige und Unternehmer wahrgenommen wird. Aufgrund der unzureichenden Datenlage in Deutschland werden für diesen Abschnitt fast ausschließlich Befunde aus dem Ausland herangezogen, die die positiven Aussagen untermauern sollen. Abschließend werden die Ergebnisse der Studie zusammengefasst und Hinweise für eine mögliche Weiterentwicklung des Themas gegeben.