Vorwort

Der Schritt in die Selbständigkeit wird oft als besonders herausfordernd, ein erfolgreiches Unternehmen zu gründen als eine wahre Kunst bezeichnet. Eine gute Geschäftsidee ist noch lange kein Selbstläufer, im Gegenteil: Hierzulande zu gründen erfordert die Bewältigung bürokratischer Hürden, (oftmals) Finanzierungsprobleme bzw. fehlende oder nicht ausreichende finanzielle Absicherung, große Verantwortung und nicht zuletzt Inkaufnahme des Risikos zu scheitern – um nur einige Herausforderungen zu nennen (vgl. Die Welt, 2015).

Die Globalisierung sowie informations- und kommunikationstechnologische Fortschritte bieten Gründern aufgrund ihrer rasanten Entwicklung in den letzten Jahrzehnten zwar neue und günstigere Möglichkeiten im weltweiten Handel, dem Austausch von Dienstleistungen und anderen Gütern. Jedoch findet sich hier auch der Grund für den exponentiell wachsenden Herausforderungscharakter des Strukturwandels durch die neuere Wirtschaft: Der Bedarf an Fähigkeiten und der Drang zur Wettbewerbsfähigkeit steigen, die weitreichenden ökonomischen und kommunikativen Vernetzungen und Verflechtungen lassen es für den einzelnen kaum zu, den Überblick zu behalten. Generell: Das Aufgabenpensum und die erforderlichen Kompetenzen steigen. Ein Gründer, der sich nicht um alles selbst kümmern kann (oder es nicht will), kann sich für das Abgeben von Aufgaben entscheiden wie im Modell des „Gründens aus Komponenten“, das Gründern Marktfähigkeit und finanzielle Vorteile durch das Zurückgreifen auf (und kombinieren von) bereits vorhandene(n) Ressourcen verspricht (vgl. Faltin, 2012). Hier wird vor allem die Wahl der richtigen Geschäftspartner zur Umsetzung der Gründungsidee angesprochen. Vor dieser Partnerwahl steht der Gründer aber auch vor der Frage, ob er den Weg in die Gründung alleine gehen möchte oder mit Anderen. Und dann: Sollten diese „Anderen“ ihn als Angestellte unterstützen oder ein gleichrangiges Team mit ihm bilden?

Der klare Vorteil einer Teamgründung:

Die Mitstreiter teilen definitiv den Willen und die sozioökonomischen Verantwortung in Bezug auf den Erfolg des Unternehmens.

Ein Blick auf den derzeitigen Arbeitsmarkt und die gängigen Arbeitsformen zeigt die hohe Bedeutung von Teamarbeit: Zahlreiche Stellenausschreibungen fordern „Teamfähigkeit“ von den Bewerbern, „Projektteams“, trifft man in den verschiedensten Wirtschaftssektoren und wie häufig wird von „Teamwork“ gesprochen, wenn Arbeiten zu Erfolg geführt haben? Es ist zu erkennen, dass Menschen heute mehr als je zuvor in Teams arbeiten. Gründer sehen sich im Zuge der genannten ökonomischen Veränderungen immer häufiger der Frage gegenüber, ob sie alleine in der Lage sind, den verschiedenen Ansprüchen gerecht zu werden. Naheliegend ist daher die Gründung in Gemeinschaft. Die wachsende Tendenz zu Teamgründungen belegt nicht nur der Deutsche Startup Monitor. Demzufolge werden rund 76% der deutschen Startups – wachsende Unternehmen, die jünger als zehn Jahre und durch hohe Innovationsfähigkeit gekennzeichnet sind, während die klassischen Gründungen jegliche Aufnahmen einer gewerblichen oder freiberuflich selbständigen Tätigkeit umfasst – nicht von Einzelnen, sondern eben doch von Teams gegründet (vgl. Ripsas/ Schaper/ Nöll, 2013). Weitere Untersuchungen weisen darauf hin, dass technologieorientierte Unternehmen erfolgreicher sind, wenn sie von Teams gegründet werden, sofern sich die Gründer in ihren (fachlichen) Kompetenzen ergänzen. Soweit spricht also viel für die Arbeits- und Gründungsform „Team“.

Dennoch scheitern viele dieser Startups bereits in den ersten fünf Existenzjahren. In einer Venture Kapitalisten-Befragung wurde deutlich, dass über 60% der gescheiterten Startups aufgrund von Problemen in oder rund um das Gründerteam erfolglos bleiben (vgl. Wassermann, 2012). Weswegen diese Teams jedoch scheitern, wurde bisher nur wenig (wissenschaftlich) beleuchtet, auch oder erst Recht in Deutschland.

Noch ist der Bereich von Gründerteams und deren Herausforderungen ein ziemlicher „blind spot“. Eben darum beschäftigt sich die vorliegende Studie genauer mit teaminternen Herausforderungen von Startups und fragte nach den Schwierigkeiten, welche speziell junge Unternehmen in ihren ersten fünf Jahren am Markt haben. Der Erfolg eines Startups scheint nämlich nicht (nur) von der Produktidee, den finanziellen Hilfen und dem Standort abzuhängen, wie man vielleicht vermuten mag. Erfolg und Misserfolg – womit legen Gründerteams sich selbst Steine in den Weg zum erfolgreichen Unternehmen?