Wie können typische Geschäftsprozesse für das Bauhandwerk in den Bereichen Bauen im Bestand und Facility Management durch die Anwendung von Standards, wie z. B. Building Information Modeling, kurz BIM genannt, vereinfacht werden? Dieser Frage gingen die Projektpartner Dr. Schiller & Partner GmbH, f:data GmbH und das RKW Kompetenzzentrum, RG-Bau in dem gemeinsamen vom BMWi geförderten Projekt nach.
Mit dem Projekt wurden praxisorientierte Musterlösungen für das Bauhandwerk geschaffen. Es wurden dabei prototypisch einfach bedienbare Softwaretools erarbeitet und dazu die komplexen IT-Business-Standards handwerkergerecht implementiert. Die Projektpartner wurden bei ihrer Arbeit durch die Praxispartner Johann Augel Bauunternehmung, Dachdeckermeister C. Dittrich und der SHK-Betrieb Frank Kleinert unterstützt. Sie erprobten und bewerteten die erarbeiteten Musterlösungen in ihren Betrieben und wirkten auch beim Ergebnistransfer mit.
BIM Musterlösungen für das Bauen im Bestand
Beim Bauen im Bestand ist oftmals eine baubegleitende Ausführungsplanung erforderlich. Um den Bauhandwerker zu unterstützen, wurden deshalb Musterlösungen zur effektiven Mengen- und Kostenermittlung entwickelt.
Für die modellbasierte Umsetzung der Aufgabe in Musterlösungen wurde eine grafische Applikation erarbeitet. In verschiedenen Arbeitsschritten können die geplanten Umbaumaßnahmen damit modelliert und im Anschluss die Eigenschaften der betreffenden Bauteile/IFC-Objekte festgelegt werden. Das Modell beinhaltet dann die konkreten Umbaumaßnahmen sowie alle baukostenrelevanten Eigenschaften. Eine Plausibilitätskontrolle in Form einer 3D-Darstellung ermöglicht die visuelle Prüfung der durchgeführten Modellierung. Durch die Verknüpfung mit IFC-konformen Objektkatalogen zur prototypischen Anwendung in Einzelgewerken, dem STLB-Bau und DIN-Normen können im Anschluss Mengen, Bauleistungen und Kosten für Bauteile, Leistungsbereiche und Kostengruppen bestimmt werden. Dateiexporte sind in den Formaten Exel, GAEB und IFC möglich, sodass eine Weiterverarbeitung des Modells in KMU-Software erfolgen kann. Einen Praxisbericht des Projektpartners Rolf Scharmann, GF der Johann Augel Bauunternehmung, zu BIM Musterlösungen beim Bauen im Bestand finden Sie hier.
In einer weiteren Musterlösung im Bereich des energieeffizienten Sanierens wurden zusätzlich auch die Energiestandards nach der Energieeinsparverordnung EnEV im System hinterlegt und mit den Bauteilen verknüpft. Damit können sehr schnell unterschiedliche Varianten im Bereich des energieeffizienten Sanierens durchgespielt und die jeweils zu erwartenden Kosten ermittelt werden.
BIM Musterlösungen für das Facility Management
Für Facility-Services sind die erforderlichen Bestandsunterlagen (Zeichnungsunterlagen, Anlagen-Übersichten etc.) oftmals nur in unzureichender Qualität vorhanden. Eine wichtige Aufgabe im Rahmen der Angebotserstellung bei FM-Leistungen von Dienstleistern aus dem Bauhandwerk ist deshalb die Bestandserfassung und –dokumentation, sowie die Transformation der Beschreibung der Dienstleistungen vom Investor über den Planer bis zum Handwerker.
Durch IT-Anwendungen sollte deshalb der Prozess der Datenerfassung und des Datenaustausches zwischen Betreiber und handwerklichem Dienstleister unterstützt werden. Weitere Anwendungen wurden im Bereich von objektbezogenen Datenkatalogen erarbeitet. Ziel war die exemplarische Entwicklung eines Leistungskataloges für FM-Dienstleistungen, der geeignete Leistungsbeschreibungen mit Zeitansätzen, Ausführungsintervallen sowie Materialangaben und Materialkosten enthält.
Die Arbeiten an den Musterlösungen konzentrierten sich auf die Bereiche Import von Gebäudemodellen in KMU-Software, Schaffung FM-relevanter und IFC-konformer Daten- und Objektkataloge sowie auf die Möglichkeiten des modellbasierten Erfassen, Bearbeiten und Auswerten von FM-Aufträgen. Beim Import von Gebäudemodellen im Facility-Management wurden Anwendungen erstellt, mit denen auf der einen Seite Daten aus dem Gebäudemodell, die für KMU im FM nicht relevant sind, ausgeblendet und andererseits fehlende aber für KMU wichtige Daten im Gebäudemodell ergänzt werden können. Entsprechend den Anforderungen von KMU kann damit das Modell entsprechend modifiziert und Objektdokumentationen erstellt werden.
Objektbezogene Datenkataloge für FM Dienstleistungen
Als Beispiele für objektbezogenen Datenkataloge wurden prototypisch für die Gewerke "Reinigung" sowie "Wartungs- und Inspektionsarbeiten für Technische Anlagen" verschiedene Datenquellen analysiert, Klassifikationsstrukturen exemplarisch aufgebaut und beispielhaft mit entsprechenden Teilleistungen untersetzt. In Verbindung mit einer Standard-KMU-Kalkulationssoftware können damit FM-Services elektronisch verarbeitet und qualifiziert kalkuliert werden. Einen Praxisbericht zu BIM Musterlösungen im Bereich Facility-Management des Projektpartners SHK-Betrieb Frank Kleinert finden Sie hier.
Veröffentlichung der Ergebnisse
Die prototypischen Musterlösungen wurden projektbegleitend z. B. mit Infoblättern oder in Veranstaltungen im Rahmen der bautec in Berlin und der BAU in München vorgestellt.
Wie geht es weiter?
Nach dem erfolgreichen Projektabschluss Ende 2013 wurden die Musterlösungen für die weitere Produktentwicklung von der Dr. Schiller & Partner GmbH und der f:data GmbH genutzt. Die Projektergebnisse dienten auch als Grundlage für die Entwicklung der DIN SPEC 91400 BIM-Klassifikation nach STLB-Bau und den Aufbau einer BIM-Bibliothek.
- © Markus Landgraf, Ed. Züblin AG – 20160603-Model-Real-Blend-Zueblin.jpg