Wer als kleiner Betrieb im Bauhandwerk im Einzugsgebiet von Weltkonzernen Nachwuchs sucht, hat es nicht leicht: Industrie und große Dienstleistungsunternehmen buhlen um die knapper werdenden Schulabgänger. Auch sind Blaumann-Jobs nicht für jeden attraktiv. Dass man auch als kleines Unternehmen in diesem Umfeld auftrumpfen kann, zeigt das Stuttgarter Unternehmen Türenmann.

Handwerksausbildung – auch für Abiturienten attraktiv

Der Fachbetrieb für Türen, Fenster und Innenausbau bildet für Büro und Handwerk aus, genauer gesagt Bürokaufleute und Schreiner. Dafür reicht ein mittlerer bzw. ein Hauptschulabschluss. Das Unternehmen möchte aber auch für Abiturienten interessant sein und bietet ihnen die Schreinereiausbildung mit Zusatzqualifikation "Management im Handwerk" an: Neben der handwerklichen Ausbildung stehen die Bereiche Buchhaltung, Lagerhaltung, Marketing und Verkauf sowie Personalwesen auf der Agenda. Vier der zwölf Azubis bei Türenmann absolvieren diese Ausbildung mit Zusatzqualifikation.

Azubi-Projekte für soziale Kompetenzen

Ob mit oder ohne Zusatzqualifikation – soziale Kompetenzen und Dienstleistungsorientierung sind Türenmann wichtig. Deswegen sind soziale Projekte fester Ausbildungsbestandteil. So bauten erst kürzlich die Schreinerei-Azubis im Seniorenzentrum Hochbeete, damit im Rollstuhl sitzende Heimbewohner im Garten säen und ernten können. Auch mehrere Spielhäuser und Holzeisenbahnen in verschiedenen Kindergärten gehen auf Azubiprojekte zurück. Die Auszubildenden müssen ihr soziales Projekt selbstständig planen und durchführen und dabei die besonderen Bedürfnisse ihrer "Kunden" berücksichtigen. Das schult Kundenorientierung, Verantwortungsbewusstsein, Offenheit, Hilfsbereitschaft der Azubis und macht obendrein richtig viel Spaß. Und Türenmann profitiert gleich doppelt von den Projekten: Neben dem Kompetenzerwerb der Azubis ist der Betrieb für sein soziales Engagement bekannt geworden und hat dafür schon einige Preise abgeräumt.

Gutes Image und Bekanntheit sind alles

Gutes Image und Bekanntheit sind wichtig in einem Umfeld mit starken Konkurrenten. Um mit Jugendlichen in Kontakt zu kommen, sucht das Unternehmen sie dort, wo sie auch wirklich anzutreffen sind: in der Schule. Über Bildungspartnerschaften hat das Unternehmen die Möglichkeit, seine Ausbildungsberufe in Schulen vorzustellen. Vor der Klasse stehen dann natürlich die Azubis, die die "gleiche Sprache" wie die Schüler sprechen. Auch beim Bewerbungstraining engagiert sich das Unternehmen und ist auf lokalen Ausbildungsmessen vertreten. Nicht selten aber empfehlen Mitarbeiter, Azubis oder auch Praktikanten das Unternehmen weiter und werden so zu wichtigen Botschaftern.

Im Internet

Und weil ohne Internet bei Jugendlichen quasi nichts mehr geht, hat der Stuttgarter Betrieb eine eigene Ausbildungs- und Karrierewebsite. Die Ausbildungsberufe sowie Entwicklungs- und Karrieremöglichkeiten im Unternehmen sind dort ausführlich beschrieben. Obendrein zeigt ein Film die Zusammenarbeit "alter Hasen und junger Hüpfer" im Betrieb. Denn der legt viel Wert darauf, dass der Nachwuchs von den erfahrenen Mitarbeitern lernt – und diese umgekehrt von den frischen Ideen der Jugendlichen.

Kein Nachwuchsmangel

Es werden nicht alle, sondern nur einige Auszubildende nach der Ausbildung übernommen – und das hat seinen wohlkalkulierten Sinn. Viele Jugendlichen wollen schließlich gar nicht mehr in einem Betrieb "alt werden". Und beim Unternehmen selbst stehen wiederum für gut qualifizierte Fachkräfte, die Erfahrungen aus anderen Betrieben mitbringen, die Türen jederzeit offen. Türenmann kann sich dies leisten, weil es eben keine Nachwuchssorgen hat: Das Unternehmen ist in der Region als guter Ausbildungsbetrieb und Arbeitgeber bekannt – und dieses Image und diese Bekanntheit wirken beim Nachwuchs. An Bewerbungen mangelt es dem Innenausbauexperten daher nicht.

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