Betriebliche Digitalisierung und persönliche Entwicklung der Azubis

Die Digitalisierung gewinnt in Unternehmen immer mehr an Bedeutung. Die stahlotec GmbH, ein Unternehmen im Bereich der Metallverarbeitung, hat dies früh erkannt und seine Auszubildenden aktiv in Digitalisierungsprojekte eingebunden. Im Zuge dessen nahm das Unternehmen bereits drei Mal am Projekt Digiscouts teil.
Vanessa Markus, Kauffrau für Büromanagement bei der stahlotec GmbH, sammelte bereits als teilnehmende Auszubildende erste Erfahrungen bei den Digiscouts. Später übernahm sie die Rolle der Betreuerin im Projekt und begleitete ihrerseits Azubi-Teams bei ihren Digitalisierungsprojekten. Im nachfolgenden Interview bietet uns Vanessa Markus einige Einblicke in die Erfahrungen und Auswirkungen der Projektteilnahme.

Welches Projekt wurde im Rahmen eurer ersten Teilnahme am Projekt Digiscouts umgesetzt?

Unser erstes Projekt befasste sich mit der Digitalisierung unseres Werkstofflagers. Bis dahin war es üblich, dass sich die Kollegen in der Produktion manuell bedienten, ohne wir genau wussten, welche Materialien in welchen Mengen verfügbar waren. Die Nachbestellung erfolgte oft mündlich oder händisch, was ineffizient war. Unsere Idee: Die Artikel und Fächer mit Barcodes zu versehen und diese mithilfe eines Barcodescanners digital zu verwalten, um jederzeit einen korrekten Bestand abrufen zu können. Aufgrund von Ressourcenmangel konnten wir das Projekt nicht vollständig umsetzen, haben aber die Grundlage geschaffen und eine manuell gepflegte Bestandsliste eingeführt. Die endgültige Digitalisierung wird in den nächsten Monaten erfolgen, eingebettet in eine umfassendere Produktionsumstellung.

Welche langfristigen Vorteile werden sich daraus ergeben?

Die Digitalisierung schafft Transparenz und Effizienz. Der Einkauf kann besser planen, die Arbeitsvorbereitung hat eine klare Übersicht, und wir wissen jederzeit, was wo in welchen Mengen vorhanden ist. Das spart Zeit, vermeidet Überbestände und sorgt für eine bessere Ressourcenverwaltung. Langfristig profitieren alle Abteilungen, da die Prozesse schneller und präziser werden.

Wurden nach dem Digiscouts-Projekt weitere Projekte gestartet, bei denen die Azubis ebenfalls beteiligt waren?

Ja, wir haben seitdem viele Digitalisierungsprojekte umgesetzt, z. B. die Digitalisierung von Arbeits- und Auftragsmappen sowie Lieferscheinen. Diese Projekte haben oft als Grundstein für größere Entwicklungen gedient. Außerdem arbeiten wir mittlerweile mit einer IT-Firma zusammen, die uns ein eigenes Daten-Programm entwickelt hat, um Prozesse aus dem, noch vorhandenen, Warenwirtschaftssystem intelligenter und besser zu verarbeiten. Die Azubis sind weiterhin an einigen dieser Projekte beteiligt, wenn es sinnvoll ist, ihre Perspektive einzubinden.

Hat sich der Umgang mit den Auszubildenden und ihr Stellenwert innerhalb des Betriebs durch das Projekt verändert? Wurden ihre Ideen und Beiträge stärker wahrgenommen und ggf. berücksichtigt?

Bei uns war das Digiscouts-Projekt ein sprichwörtliches Mittel zum Zweck. Unser Geschäftsführer schätzt die Azubis hier bereits sehr und fand mit dem Digiscouts-Projekt einen Weg, das zum Ausdruck zu bringen. Unser Geschäftsführer hat uns von Anfang an viel Freiraum gegeben, eigene Ideen einzubringen, und dabei betont, dass wir an Projekten arbeiten sollen, die einen echten Mehrwert bieten. Er unterstützt uns aktiv und hat stets ein offenes Ohr für unsere Vorschläge.

Wie haben die Auszubildenden und du von der Teilnahme am Projekt profitiert? Konntet ihr neue Fähigkeiten oder Kenntnisse erwerben?

Das Projekt hat uns geholfen, unsere Stärken und Interessen zu entdecken. Besonders im Bereich Digitalisierung haben wir viel gelernt, was uns später zugutekam. Persönlich hat mir die Teilnahme auch langfristig sehr viel gebracht – ich bin seitdem dauerhaft in Digitalisierungsthemen involviert, und führe regelmäßige Gespräche mit unserem Geschäftsführer. Allgemein bieten die Digiscouts eine Gelegenheit, um über den Tellerrand hinaus zu schauen und Themen außerhalb der Ausbildung kennenzulernen. Projekte wie diese fördern nicht nur Fachwissen, sondern auch die persönliche Entwicklung.

In welchem Maße habt ihr als Auszubildende nach dem Projekt mehr Eigenverantwortung übernommen oder seid selbstständiger in eurer Arbeitsweise geworden?

Nach dem Projekt habe ich deutlich mehr Eigenverantwortung übernommen und bin selbstbewusster geworden. Ich persönlich habe außerdem meine Freude daran Führungsverantwortung zu übernehmen entdeckt. Ich sehe diese Entwicklung auch bei anderen Azubis: Einige sind durch die Teilnahme regelrecht aufgeblüht, haben ihre Kommunikationsfähigkeiten gestärkt und hinterfragen Prozesse kritisch. Natürlich hängt das auch von der Persönlichkeit ab, aber viele entwickeln durch die Projekte ein starkes Verantwortungsbewusstsein und wachsen daran.

Inwieweit hat sich die Zusammenarbeit zwischen Ausbildenden, Azubis, der Geschäftsführung und anderen Ansprechpartnern durch das Projekt verändert? Hat sich die Kommunikation oder die Art der Zusammenarbeit verändert?

Die Zusammenarbeit, besonders zwischen den Azubis und unserem Geschäftsführer, ist intensiver geworden. Unser Geschäftsführer nutzt die Projekte, um Potenziale zu erkennen und Azubis gezielt in ihrer persönlichen beruflichen Weiterbildung zu fördern. Bei mir waren es mein Interesse an Digitalisierungsthemen und die Führungsverantwortung. Gleichzeitig haben die Projekte den Zusammenhalt innerhalb der Azubi-Gruppen gestärkt, da sie über längere Zeiträume eng zusammenarbeiten. Insgesamt hat das Projekt auch die Kommunikation zwischen den Abteilungen verbessert.

Wie bewertet die Geschäftsführung die Teilnahme an den Digiscouts?

Unser Geschäftsführer schätzt die Digiscouts sehr. Er ist begeistert von der Entwicklung, die er bei den Azubis sieht, und ermutigt uns, auch über das Projekt hinaus weiterzumachen. Er sieht darin eine Win-win-Situation: Die Azubis durchlaufen eine persönliche Entwicklung, was Interessen und Fähigkeiten anbelangt, und das Unternehmen profitiert von engagierten, gut ausgebildeten Fachkräften und Digitalisierungsprojekten, die einen echten Mehrwert darstellen.

Vielen Dank für das Interview und die Einblicke!