Ihr habt als Digiscouts® in eurem Ausbildungsbetrieb die „Störmeldekarte“ digitalisiert. Wie kann man sich euer Projekt vorstellen?
Bei der digitalen Störmeldekarte handelt es sich um ein Formular, das von Mitarbeitern ausgefüllt werden muss, wenn bei der Produktion von Werkstücken Fehler unterlaufen. Um sich das vielleicht besser vorstellen zu können, erzähle ich kurz, was wir bei <link typo3/ht-tooldesign.de>H & T Tool Design GmbH & Co. KG</link> machen. Wir sind – unter anderem – auf die Herstellung von Präzisionsbauteilen für den Werkzeug- und Maschinenbau, der Sondermaschinenentwicklung und im Bereich mechanische Konstruktion (3D) spezialisiert.
– Nils Schröder, Auszubildender zum Werkzeugmacher im zweiten Lehrjahr
In unserer Branche, der Produktionstechnik, ist die Analyse von Fehlern und deren Lösung von enormer Wichtigkeit – alles muss immer zu 100 Prozent stimmen. Weshalb auch die Dokumentation von „Problemlösungen“ von hoher Bedeutung ist. Wir, die Digiscouts®, haben diesen Vorgang der Fehlermeldung und Problemlösung – der bereits in analoger Weise bestand – im Rahmen unseres Projekts digitalisiert und damit optimiert.
Wie seid ihr auf die Idee gekommen, diesen Prozess zu digitalisieren?
Als Erstes haben wir zu dritt ein Brainstorming gemacht und einfach mal Ideen gesammelt, was möglich wäre. Danach haben wir in der Produktion, insbesondere im Schleifbereich, einen „Rundgang“ gemacht. Sprich, wir haben uns die Tätigkeiten genauer angeschaut und uns mit den Mitarbeitern und den anderen Azubis unterhalten, wo sie Möglichkeiten für Verbesserung sehen. Wir hatten dann insgesamt acht Ideen, welche wir ausgearbeitet und unserem Ausbilder Peter Rödiger und unserem HR-Manager Niklas Kleinschnittger vorgestellt haben. Der Betriebsrat war auch dabei. Gemeinsam haben wir dann überlegt, welche Idee sich für ein Digiscouts®-Projekt am besten eignen würde – immerhin hatten wir ab diesem Zeitpunkt nur noch fünf Monate bis zur Abschlussveranstaltung und die Geschäftsführung musste ja auch noch überzeugt werden.
– Bo-Jan Bunse, Auszubildender zum Stanz- und Umformmechaniker im zweiten Lehrjahr
Wie sahen eurer nächsten Schritte aus?
Herr Kleinschnittger vereinbarte für uns einen Termin bei der Geschäftsführung und wir arbeiteten im Digiscouts®-Team die Präsentation für unser Projekt „digitale Störmeldekarte“ aus und formulierten einen Projektzeitplan mit Meilensteinen. Hier sprachen wir auch mit unserer IT-Abteilung und stimmten mit dieser den Zeitplan ab. Nachdem wir das „GO“ der Geschäftsführung bekommen haben, legten wir los. Wir nahmen den Prozess der Fertigmeldung nun ganz genau unter die Lupe und überlegten im Austausch mit Mitarbeitern aus der Produktion, der IT-Abteilung und den Mitarbeitern aus der Qualitätssicherung nach geeigneten Lösungen. Letztlich entschieden wir uns für einen cloudbasierten Lösungsansatz und die Integration von Pop-up-Meldungen.
– Florian Sürig, Auszubildender zum Werkzeugmacher im zweiten Lehrjahr
Könnt ihr bitte beschreiben, wie sich die heutige Fehlermeldung mit der digitalen Störmeldekarte von damals unterscheidet?
Früher war das so, dass die Mitarbeiter immer zwei Zettel per Hand ausfüllen mussten – zum einen den Klärungsbedarf und zum anderen das Formular. Ersteres war eine kurze Problembeschreibung, Letzteres eine detaillierte Darstellung zum Sachverhalt, die unter anderem die Anweisungen zur Sofortmaßnahme und Maßnahmen zur Fehlervermeidung sowie ein Dokumentationsfeld, das von der Qualitätssicherung ausgefüllt und gegengezeichnet werden musste, enthielt. In regemäßigen Abständen wurden diese händisch verfassten Dokumente aus der Produktion abgeholt und zur Qualitätssicherung gebracht.
– Nils Schröder
Heute haben wir im Schleifbereich iPads und die Störmeldekarte liegt als digitales Formular vor. Bei Fehlermeldungen kann dann der Mitarbeiter das Formular direkt ausfüllen, ggf. fotografieren und an die Qualitätssicherung schicken. Die QS-Zuständigen können sich die Störmeldekarte sofort auf ihrem PC aufrufen. Gespeichert werden die Störmeldekarten auf dem internen Server.
Nun sind sechs Monate nach eurem Projektstart vergangen. Was würdet ihr sagen, wo steht ihr jetzt?
Wir haben es geschafft, unser Projekt in der Produktion im Schleifbereich erfolgreich umzusetzen und einzuführen. Sprich, wir haben die Mitarbeiter aus beiden Abteilungen geschult, sodass wir es bereits nutzen. Das wollen wir jetzt etwa ein Monat lang testen, um noch Feinheiten anzupassen. Danach werden wir die digitale Störmeldekarte in den Bereichen CNC-Bearbeitung, Finish-Endbearbeitung und Montage einführen.
– Florian Sürig
- © Svenja Spitzer / Offenblende – 20190918-H-T-Bsp.jpg