Wir sprachen mit Ines Mittelstädt von der Taunus Sparkasse über die Themen „Rückkehr in den Beruf“ und „Karriereförderung für Frauen“. Die Firmenkundenbetreuerin arbeitet in der Bad Homburger Zentrale und ist für mittelständische Unternehmen zuständig. Sie legte im Jahr 2000 nach der Geburt ihrer Tochter eine Pause ein. Dass eine solche Elternzeit unternehmensseitig oftmals eine Hürde in der Karrierelaufbahn von Frauen darstellt, sprechen wenige offen aus, aber umso mehr werden zustimmend nicken – es war demnach auch keine neugewonnene Erkenntnis im Rahmen der Fachtagung. Wie man aber als Unternehmen im vollen Bewusstsein der Problematik und im Spannungsfeld zwischen demografischem Wandel und Fachkräftemangel diese Pause als Chance und Möglichkeit begreift, von der sowohl das Unternehmen als auch die weibliche Fachkraft profitiert, das ist wahrlich ein Beispiel erfolgreicher Praxis wert.
Zum Interview:
Sie kamen aus der Elternzeit zurück und nahmen das Teilzeitangebot wahr. Was sind die Vorteile einer solchen Lösung? Wie sind Ihre eigenen Erfahrungen dazu?
Ich kam schon während der Elternzeit zurück. Nach einem halben Jahr konnte ich innerhalb der damals gültigen 19-Stunden-Obergrenze – zunächst als Gewerbekundenbetreuerin – wieder einsteigen. Da die Veränderungen in der Arbeitswelt immer schneller voranschreiten, wollte ich auf keinen Fall den Anschluss verpassen. Zudem liebe ich meine Arbeit mit unseren Firmenkunden sehr. Insofern war es mir sehr wichtig, möglichst schnell zurückzukehren. Natürlich nicht in Vollzeit, denn für meine Tochter wollte ich auch genügend Zeit haben. Für mich war es einfach der optimale Weg. Nach drei Jahren konnte ich auch dank des Vertrauens meiner Führungskraft wieder als Firmenkundenbetreuerin arbeiten – und dies weiterhin in Teilzeit. Auch die Vater-Tochter-Beziehung hat davon profitiert. Durch seine Selbstständigkeit konnte mein Mann seine Zeit frei einteilen und war zwei Tage in der Woche für unsere Tochter da.
Wie erfolgte die Abstimmung mit Ihrem Arbeitgeber? Betreibt die Taunus Sparkasse darüber hinaus gezielt Karriereförderung für Frauen? Wie sieht diese aus?
Die Abstimmung erfolgte mit der Personalabteilung und funktionierte so weit gut. Allerdings gab es damals leider noch nicht die heutigen Angebote wie beispielsweise die kontinuierliche Elternzeitbegleitung. Perspektivisch fördert die Taunus Sparkasse Frauenkarrieren zusätzlich gezielt durch Mentoring. Dieses wird eingebettet in die vorhandenen Angebote zur Personalentwicklung.
Warum ist es generell wichtig, dass Unternehmen ihren weiblichen Fach- und Führungskräften möglichst viele Chancen bieten, wieder in den Beruf einzusteigen? Welche Potentiale gehen sonst verloren? Was können Unternehmen tun, um gezielt die Karriere von Frauen zu fördern?
In Zeiten des Fachkräftemangels wird es für Unternehmen immer wichtiger, gezielt auch die Potentiale ihrer Mitarbeiterinnen zu nutzen. Die Taunus Sparkasse ist seit Jahren sehr aktiv in der Verbesserung der Vereinbarkeit von Beruf & Familie. Wir haben die Möglichkeit, unsere Kinder unter drei Jahren in einer Betriebskinderkrippe auf unserem Betriebsgelände betreuen zu lassen. Schließlich kann nicht jeder – so wie ich – auf familiäre Unterstützung aufbauen. Zusammen mit den zuvor genannten Förderungsmaßnahmen, können auch gerade langjährige Mitarbeiterinnen so an das Unternehmen gebunden werden. Das wertvolle Know-how geht nicht verloren und muss auch nicht durch externe Einstellungen erst wieder aufgebaut werden. Außerdem wissen wir, dass kontinuierliche Ansprechpartner für unsere Kunden sehr wichtig sind.
Frauenkarrieren können aber auch indirekt gefördert werden: durch gesellschaftliches Umdenken. Je mehr auch Männer die Möglichkeit haben, ihren Job ebenfalls in Teilzeit auszuüben, umso mehr Frauen können sich wieder in das Arbeitsleben einbringen. Das ist aber zumeist ein unternehmensübergreifendes Thema. Mein Arbeitgeber ist der Meinung, dass "Führen in Teilzeit" (eine Person führt ein Team alleine mit reduzierter Arbeitszeit) ein Schlüssel zur Verbesserung von Karrierechancen von Frauen sein kann. Eines unserer Beratungscenter wird bereits von einer Kollegin in Teilzeit geführt. Derzeit arbeitet ein Projektteam an einer besonderen Form von Führung in Teilzeit: "Tandem in Führung" (zwei oder drei Personen führen einen Bereich gemeinsam).
An dieser Stelle möchte ich im Namen unserer Frauenbeauftragten Yvonne Velten, die an der Analyse unseres Hauses durch das Projekt "Frauen in Karriere" (Projektauftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung) beteiligt war, noch eine entsprechende Buchempfehlung abgeben. Die Arbeitsergebnisse der Wissenschaftler sowie praktische Erfahrungsberichte aus deutschen Unternehmen können Sie in dem Buch "Karrierechancen für Frauen erfolgreich gestalten" nachlesen.
Vervollständigen Sie bitte abschließend den Satz: Chancengleichheit im Unternehmen bedeutet für mich …
… dass jeder Mitarbeiter – egal welchen Geschlechts oder welchen Alters – entsprechend seiner Qualifikation und Fähigkeiten die gleichen Karrierechancen erhält.
Vielen Dank für das Gespräch!
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