"Einfach machen, einfach machen!"

Es gibt die einen, die immer nur träumen und es gibt die anderen – die, die einfach machen. Ein solcher Macher ist Jörg Heidjann. Er hat sich vom promovierten Physiker zum Multigründer entwickelt. Von der Singlebörse bis zur Energiesparplattform hat er eine Vielzahl von erfolgreichen Startups geschaffen. Dafür brauchte er einen langen Atem und das richtige Netzwerk. Die Redaktion der Energiegründer hat bei diesem Tausendsassa mal genauer nachgefragt. 

Herr Heidjann, Sie sind ein Macher, ein Multigründer. Was haben Sie bisher alles gegründet? 

Ich war bei Gründungen und  Mitgründungen von FriendScout24, GetPrice.de, StromAuskunft.de und ShopAuskunft.de mit dabei.

Das klingt sehr spannend und vor allem unterschiedlich. Was hat Sie zur Gründung von Stromauskunft.de bewegt?

Ich hatte durch die Gründung des Preisvergleichsportals GetPrice.de im Jahr 2000 schon sehr früh mit dem Thema Preistransparenz im Internet zu tun. Der Energiemarkt war kurz vorher liberalisiert worden und  Verbraucher konnten erstmals den Stromanbieter wechseln. So integrierte ich schon sehr früh einen Stromvergleich als festen Bestandteil in den Preisvergleich von GetPrice.de. Im Jahr 2005 entschied ich mich dann, für das Thema Stromvergleich ein eigenständiges Portal aufzubauen. Daraus entstand das Portal www.stromauskunft.de.

Wie hat sich Ihr Alltag mit der Gründung von Stromauskunft.de verändert?

Ursprünglich war ich es gewohnt, Portale mit großen Datenbanken ohne einen redaktionellen Schwerpunkt aufzubauen. Bei StromAuskunft.de musste ich zusätzlich eine redaktionelle Fachkompetenz in der für mich neuen Energiebranche aufbauen. Neben den ohnehin treibenden Themen IT und Online-Marketing kam also noch das Thema Online-Redaktion hinzu. Das ging nicht von heute auf morgen. Mein Studium der Physik sowie meine journalistischen Erfahrungen haben mir dabei aber sehr geholfen.

Apropos helfen. Welche Tipps können Sie Energiegründern mit auf den Weg geben?

Die Umwelt und Energiebranche bietet sicher noch viele spannende Geschäftsideen für Neugründungen. Ein Motto von mir ist dabei: „Einfach machen, einfach machen!“ Das bedeutet, dass man die Dinge nicht zu kompliziert aufbaut, es aber auch überhaupt versucht. Gelernt habe ich sicher, dass nicht immer die neue Idee das Wichtigste ist, sondern die Umsetzung der Idee. Hierzu braucht man die richtigen Leute, Geld und einen langen Atem. Natürlich muss man generell auch bereit sein, ein Risiko einzugehen. Und dann sollte man natürlich Spaß an der Sache haben und es nicht nur machen, um Geld zu verdienen.

Geld ist ein wichtiger Stichpunkt: Wie realistisch ist der Traum vom Gründer zum Millionär?

Ich kenne schon einige, bei denen der Traum wahr geworden ist, aber ich kenne auch noch viel mehr, bei denen sich dieser Traum nicht oder noch nicht erfüllt hat. Aber wie gesagt: Man sollte nicht wegen des Geldes gründen oder einfach gesagt, es sollte nicht die Hauptmotivation sein.

Nachdem Sie den finanziellen Rahmen bei Ihren Gründungen geklärt haben, wie ging es für Sie weiter? Welche prägenden Erlebnisse hatten Sie in den letzten Jahren?

Da gibt es viele schöne Erlebnisse, denn ich habe in den letzten 15 Jahren ja mehrere Unternehmen gegründet oder von Anfang an mit aufgebaut. Als schön empfand ich immer die Freiheit, die vielen Möglichkeiten die man als Gründer hat sowie die Selbstbestimmung. Auch die Tatsache, komplett neue Geschäftsmodelle aufzubauen, die dann am Markt funktionieren, war ein sehr schönes Erlebnis. Und über das erste selbst verdiente Geld konnte ich mich auch freuen. Das war nicht mal 1.000 Euro im Monat, aber das war schon was Besonderes.

Haben Sie in dieser Zeit auch negative Erfahrungen gesammelt?

Vor allem die Erkenntnis, dass Google eine große und marktbeherrschende Stellung hat und bei vielen Geschäftsmodellen über Erfolg und Misserfolg entscheidet.

Interessant, dass Google so eine Macht haben kann…

Ja, allerdings. Würde ich nochmal gründen, dann würde ich die Abhängigkeit des Geschäftsmodells von Google möglichst gering halten. Denn das ist eine Größe, die man schwer kalkulieren kann. Und ich würde beim nächsten Mal das Thema Technologie mehr in den Vordergrund stellen.

Gibt es auch Dinge, die Sie genau so wieder machen würden?

Vieles würde ich genauso wieder machen. Sich ein neues Projekt zu überlegen und mit gleichgesinnten Leuten in einem kleinen Team umzusetzen, das macht einfach Spaß. Ruhig auch Anfangs aus eigenen Mitteln oder aus dem Cash-Flow finanziert. Wenn es dann aber losgeht, dann würde ich versuchen früher groß zu werden. Das geht dann meistens nur über finanzstarke Partner.

Ich würde gerne zum Schluss noch einmal kurz zum Thema Energie zurückkommen: Welches Thema beschäftigt Sie aktuell?

Aktuell finde ich Themen wie Stromspeicherung, Energieeffizienz und  Elektromobilität  sehr spannend. Ich denke, hier wird sich in den nächsten Jahren sehr viel tun. Durch intelligente und bezahlbare Speichersysteme wird z.B. das Thema Eigenstrom eine immer wichtigere Bedeutung bekommen. Weitere spannende Themen sind  der Smart-Meter und generell das Thema Energiewende.

Das Thema Energiewende ist auch in den Medien und in der Politik ein wichtiges Thema…

Ich hoffe auf die Fortführung der erfolgreich begonnenen Energiewende in Deutschland, damit wir dauerhaft günstige und saubere Energie produzieren und das Klima weniger belasten.

Herr Heidjann, wir wünschen Ihnen weiterhin viel Erfolg bei Ihren Projekten. Vielen Dank für das Interview und den Einblick in das Leben eines Gründers!

 

Kurzvita

  • Gründer: Jörg Heidjann, geboren am 02.09.1967 in Köln
  • Nach der Promotion in Physik wechselte er in die Wirtschaft und arbeitete als Produktmanager bei AOL Deutschland.
  • Berufliche Tätigkeiten: Bereichsleiter bei Primus-Online, der Deutschen Post AG
  • Gründungen / Mitgründungen: FriendScout24, GetPrice.de, StromAuskunft.de und ShopAuskunft.de

Bildquellen und Copyright-Hinweise
  • © Ajwad Creative; Manuel Dorn / iStock.com – header_2190x1180_lernenausderkrise_05.jpg

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