Lettische Pflegekräfte
Auch in der Fachklinik für neurologische Rehabilitation MEDIAN Klinik mit 110 Betten waren zehn bis 15 Prozent der Planstellen in der Pflege unbesetzt. Bereits seit längerem herrscht im Rhein-Main-Gebiet ein hoher Wettbewerb um Pflegekräfte. Darum fasste die Klinikleitung den Beschluss, Pflegekräfte auch im Ausland zu rekrutieren.
Gesucht wurde in Lettland, weil die Pflegeausbildung in diesem Land sehr fundiert und qualitativ hochwertig ist. Im August 2010 startete die Kooperation mit einer lettischen Vermittlerin und Dolmetscherin, die auch über eine Lizenz zur Personalvermittlung verfügt. Anzeigenschaltungen sind in Lettland kein gängiger Weg. Daher hängte die Vermittlerin das Stellenprofil an medizinischen Universitäten, Schulen und Krankenhäusern aus. So entstand ein Schneeballeffekt und das Stellenangebot wurde von den medizinischen Fachkräften untereinander weiter empfohlen. Es wurden direkt vor Ort siebzig Auswahlgespräche geführt und davon 16 Bewerberinnen eingestellt.
Zunächst absolvierten die Lettinnen in Riga einen dreimonatigen Deutschkurs. In der Zeit kamen sie auch nach Wiesbaden, lernten die Klinik und die Stadt kennen. Sie besuchten auch die russisch-orthodoxe Gemeinde. An den Deutschkurs schloss sich eine einwöchige Fachschulung in deutscher Sprache an, die für die Teilnehmerinnen eine große sprachliche Herausforderung darstellte. Im Januar 2011 nahmen die lettischen Pflegehelferinnen ihre Arbeit in der Wiesbadener Klinik auf. Sie bekamen auf ihren Stationen Praxisanleiterinnen zur Seite gestellt. Der Arbeitgeber sorgte für Wohnungen, die er in den ersten sechs Monaten voll finanzierte. Auch der Deutschunterricht ging weiter: Die Klinik übernahm die Kosten für einen weiteren Kurs "Deutsch im Beruf".
Aus den Erfahrungen gelernt
2012 kamen die zweite Gruppe Lettinnen nach Wiesbaden. Anders als die erste Gruppe waren sie von Anfang an in Wiesbaden, denn so entstand frühzeitig eine engere Bindung an die Klinik. Sie erhielten dort den Deutschunterricht, der von Beginn an praxisorientierter war. Zugleich gewöhnten sie sich mit praktischen Einheiten an den Tagesablauf in der Klinik. Das hatte den zweiten Vorteil, dass sie mit deutschsprachigen Kolleginnen und Kollegen zusammenarbeiten und so ihre Sprachkenntnisse anwenden und verbessern können.
Als besonders effektiv hat sich die praxisorientierte Sprachausbildung der ausländischen Fachkräfte direkt am Klinikstandort erwiesen."
sagt Stefan Matzke, Leiter Personal & Recht in der Unternehmenszentrale der MEDIAN Kliniken.
Die Stammbelegschaft reagierte positiv: Mit Hilfe der neuen Kolleginnen ist es nun eher möglich, den Schichtplan adäquat zu besetzen. Nach einem sechsmonatigen Anerkennungspraktikum haben von die meistern der Pflegehelferinnen die berufliche Anerkennung als Gesundheits- und Krankenpflegerin erhalten und sind in ein festes Anstellungsverhältnis übernommen worden. Die Anerkennung der ausländischen Berufsqualifikation ist eine wichtige Voraussetzung, damit die Pflegekräfte ihren Beruf in Deutschland uneingeschränkt ausüben können. Die lettischen Pflegekräfte sind aus dem Klinikalltag nicht mehr wegzudenken. Die MEDIAN Klinik wird diesen Weg auch in Zukunft fortsetzen.
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