Joachim Schmidt ist seit Juli 2021 Inhaber der „Drum Station Maintal“ und verkauft hochwertige Schlagzeuge. Vor der Übernahme des Musikgeschäfts arbeitete er als Manager im Lebensmitteleinzelhandel und trug Verantwortung für mehrere tausend Mitarbeitende und rund 600 Filialen. Die Unternehmensnachfolge geht der strategisch erfahrene Joachim Schmidt gut vorbereitet an, mit Unterstützung im Übernahmeprozess durch die Gründungsberatung über das RKW Hessen.
Matching – der Kontakt zum Altinhaber entsteht im Laden
Musik ist die Leidenschaft von Joachim Schmidt. Im Jahr 2018 betritt er erstmals als Kunde das Musikgeschäft in Maintal und ist von dem umfassenden Schlagzeugsortiment sofort begeistert. Er kommt ins Gespräch mit dem Altinhaber, der den Laden vor rund 25 Jahren gegründet und als europaweit geschätztes Fachgeschäft etabliert hat. Nun möchte er sein Lebenswerk in kompetente Hände übergeben. Der Kontakt zwischen beiden intensiviert sich und es entsteht die Idee, dass sich aus einer Kundenbeziehung eine Geschäftsübernahme entwickeln könnte.
Expertise des Vorgängers weiter nutzen
Joachim Schmidt übernimmt das Geschäft im Sommer 2021. Der Kontakt zum Altinhaber ist eine wichtige Komponente in der Unternehmensnachfolge. Mit seiner Kompetenz und Erfahrung steht er dem Nachfolger in der Übergangsphase weiterhin zur Verfügung und unterstützt ihn zudem an einzelnen Tagen im Verkauf.
Begleitung im Übernahmeprozess durch die Gründungsberatung
Der neue Inhaber wird im Übernahmeprozess durch die vom Land Hessen und der EU geförderte Gründungsberatung über das RKW Hessen begleitet. Über die IHK Hanau kommt er in Kontakt mit dem RKW Hessen. Armin Domesle, Teamleiter Beratung Kelsterbach, bringt ihn mit Dr. Patrick Keller von DPK-Consulting in Alzenau* zusammen, der spezialisiert ist auf Unternehmensnachfolgen. Gemeinsam wird ein Businessplan aufgestellt, eine Preisbewertung des Unternehmens vorgenommen sowie der Nachfolgeprozess mit der Nachfolgeverhandlung gestaltet.
* Inzwischen ist Dr. Patrick Keller seit 2022 als Projektleiter Beratung beim RKW Hessen tätig.
Lohnt sich die Unternehmensnachfolge?
Es stellt sich für Herrn Schmidt die Frage, ob die Kündigung beim Konzern und die Übernahme des Musikfachgeschäfts funktionieren kann. Was sind Kriterien, die zeigen, dass sich eine Unternehmensnachfolge lohnt? Nach der Erfahrung von Armin Domesle vom RKW Hessen sind es insbesondere drei Aspekte, die einen ersten Anhaltspunkt geben. Zunächst: Finden die Produkte oder die Dienstleistungen noch Anklang im Markt? Passt das Angebot und ist es zeitgemäß? Elementar ist auch die Frage, ob die bestehenden Kundinnen und Kunden des Unternehmens mit den vorhandenen Ressourcen (z. B. Punkte wie Mitarbeitende, Kapitalausstattung, technische Ausstattung) erreicht werden können. Und beim Einzelhandel, wie in vielen anderen Branchen, kommt noch der Aspekt der Digitalisierung mit hinzu. Ist der Schritt weg vom „Nur-im-Laden“-Konzept und der Verkauf über Internet- und Social-Media-Kanäle als zweites wirtschaftliches Standbein realistisch umsetzbar? „Intelligent digitalisieren“ ist das Gebot der Stunde.
Geförderte Gründungs- oder Nachfolgeberatung über das RKW Hessen
Das RKW Hessen hat viele Jahrzehnte Erfahrung in der Begleitung von Gründenden und bei Unternehmensnachfolgen. Die Beratung kann vom Land Hessen gefördert werden. Weitere Informationen auf der Website.
Ein lokaler Laden mit Zukunft
Die sorgfältige Prüfung kommt im Fall der Drum Station Maintal zu einem eindeutigen Ergebnis: Ja. Das Fachgeschäft hat ein solides Geschäftsmodell. Es bestehen durch ein tiefes Kontaktenetzwerk, kompetente Beratung der Kundschaft sowie mit einem Sortiment im High-End-Bereich Wettbewerbsvorteile. Aufgrund des erheblichen Potentials für die Zukunft und der gleichzeitigen Chance, den Beruf und die Leidenschaft für Musik miteinander zu verbinden, fällt die Entscheidung für die Übernahme. Die Partnerin von Herrn Schmidt, die mittlerweile ebenfalls mit in das Geschäft eingestiegen ist, bestärkt ihn in der Entscheidung. Da das Unternehmertum in der Familie verwurzelt ist, erfährt die Idee auch im Familienkreis einen hohen Zuspruch. Diese moralische sowie die inhaltliche Unterstützung durch die Beratung über das RKW Hessen und die Kooperationsbereitschaft des Alteigentümers gepaart mit dem Wunsch, eigene Entscheidungen im beruflichen Umfeld treffen zu können, gibt für die Entscheidung schlussendlich den Ausschlag.
Geschäftsmodell erneuern: Chancen der Digitalisierung nutzen
In einem zunehmend durch Online-Handel gekennzeichneten Marktumfeld besteht die Herausforderung bei der Unternehmensnachfolge im Einzelhandel darin, ein tragfähiges lokales Handelskonzept in die Digitalisierung einzubetten und dabei den Markenkern nicht zu verlieren. Durch eine weitere Spezialisierung in die Qualitätsführerschaft, ausgeprägte Beratungskompetenz und besondere Instrumente, gepaart mit modernen digitalen Werkzeugen und Social Media-Aktivitäten, wurden nach der Übernahme für die Drum Station Maintal wichtige Stellschrauben verändert, um auch in Zukunft weiterhin erfolgreich agieren zu können sowie neue Chancen der Digitalisierung gekoppelt mit lokaler Stärke nutzen zu können.
Persönliches Wachstum durch die Unternehmensnachfolge
Der Schritt in die Selbstständigkeit stellte für Herrn Schmidt auch eine Möglichkeit zur persönlichen Weiterentwicklung dar. „Leidenschaft und Beruf zu vereinen hat sich hier als konkrete und greifbare Gelegenheit geboten. Das Zeitfenster, in dem der ehemalige Inhaber in den Ruhestand ging und die Übernahme möglich war, hat hier eine konkrete Entscheidung beschleunigt. Die Entscheidung war „jetzt oder nie“ – und ich fühle mich großartig in meiner neuen Rolle.“ resümiert Herr Schmidt.
Interesse geweckt: Wie findet man ein passendes Unternehmen?
Einen passenden zur Übernahme stehenden Betrieb zu finden ist eine Frage des erfolgreichen Matching. Armin Domesle vom RKW Hessen kennt die ersten Schritte für Interessierte. Zunächst gibt es sogenannte Unternehmensnachfolgeportale im Internet (wie z.B. Nexxt change oder Unternehmensbörse Hessen), in der zur Übernahme stehende Betriebe gelistet sind. Eine weitere Möglichkeit ist es, Multiplikatoreinrichtungen in der jeweiligen Wunschregion zu kontaktieren. Institutionen wie die IHK, Handwerkskammer, regionale Wirtschaftsförderungen, Kreditinstitute oder auch das RKW Hessen (für Unternehmensnachfolgen in Hessen) können bei der Herstellung entsprechender Kontakte unterstützen. Auch professionelle Vermittlerinnen oder Vermittler oder Steuerberatende haben entsprechende Netzwerke. Gleichzeitig ist es auch eine Möglichkeit, sich in der Region umzuhören. Einige Unternehmensnachfolgen finden im direkten Umfeld des Unternehmens statt. Hierbei sind Mitarbeitende, Familienangehörige, Kundinnen und Kunden, Lieferantinnen und Lieferanten, aber auch Wettbewerber und Wettbewerberinnen geeignete Gesprächspartnerinnen und Partner, die wissen, bei welchem Unternehmen sich diesbezüglich Chancen bieten.
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