Christian Böhnke ist Managing Partner bei HUNTING/HER HR-Partners, Deutschlands führender Personalberatung für Frauen. Mit ihm haben wir uns über die Problematik unterhalten, dass immer noch sehr wenige Frauen in der Bauwirtschaft beschäftigt werden.
Das Dilemma des zunehmenden Mangels an gut ausgebildeten Fachkräften und entsprechend guten Karriereperspektiven in der Baubranche ist ihm aus seiner Praxis heraus bestens bekannt.
Dabei liegt es letztlich im unmittelbaren Interesse der Unternehmen, die „Fachkräfte-Zielgruppe Frau“ für sich zu entdecken und entsprechende Rahmenbedingungen für eine erfolgreiche Mitarbeitergewinnung in diesem Bereich zu schaffen“, ist er überzeugt und kennt aus seiner Praxis heraus die Gründe, warum es sich lohnt, Frauen einzustellen.
„Wo zwei sich gleichen, ist meist einer über“
Sowohl hinsichtlich des Arbeits- als auch im Bereich des Führungs- und Kommunikationsstils gibt es bestimmte Unterschiede zwischen Frauen und Männern. Beide Geschlechter in angemessenen Anteilen im Unternehmen zu haben, trägt deswegen nachvollziehbar auch zum ökonomischen Erfolg bei. Hinzu kommt, dass bereits die heutige Generation an Frauen die am höchsten ausgebildete ist, die wir bislang hatten.
Rahmenbedingungen schaffen: Die Attraktivität als mittelständischer Arbeitgeber
Gerade für kleinere und mittelständische Bauunternehmen gilt, dass sie im Kampf um qualifizierte Mitarbeiter („War for talents“) nicht nur mit den namhaften Global Playern der eigenen Branche konkurrieren, sondern auch mit anderen, vor allem industriellen, Branchen.
Zum einen liegt dies sicherlich in dem aus Sicht vieler Frauen noch immer als etwas männlich und angestaubt wahrgenommenen Image der Baubranche, beispielsweise verglichen mit weiten Teilen der Konsumgüterindustrie. Andererseits läge in der noch überschaubaren Größe der meisten KMU in der Baubranche auch oft ein Vorteil in Sachen Flexibilität und Schnelligkeit sowie der kürzeren Kommunikations- und Entscheidungswege, zum Beispiel in der Umsetzung von Maßnahmen zur besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie.
Die Erfahrung zeigt, dass mit entsprechenden familienfreundlichen Angeboten, wie einer Flexibilisierung der (hier oft noch bestehenden) statischen Arbeitszeitmodelle, Homeoffice- oder Möglichkeiten der Kinderbetreuung auch bei hochqualifizierten Frauen häufig den Ausschlag bei der Arbeitgeberentscheidung geben kann.
Aber auch die in der Regel größeren Gestaltungsmöglichkeiten im Job sind oft von hoher Bedeutung bei der Entscheidung für einen Arbeitgeber, insbesondere für jüngere Frauen. Alles gute Gründe, warum sich insbesondere Bewerberinnen für ein solches Unternehmen entscheiden könnten, sofern sie von den Möglichkeiten überhaupt wissen. Denn: Viele KMU-Bau haben erfahrungsgemäß die ökonomischen Aspekte eines entsprechend ausgerichteten Personalmarketings noch nicht (oder noch nicht ausreichend) erkannt, sodass hier entsprechende Chancen bestehen.
Die Kernfragen stellen
Ob hochqualifizierte weibliche Fach- oder Nachwuchskräfte: Wer Frauen für sein Bauunternehmen gewinnen will, muss sich mit diesem Thema intensiv beschäftigen und mindestens die folgenden Fragen stellen:
- Welche Rahmenbedingungen müssen wir als Arbeitgeber schaffen, um spezifisch auch für weibliche Fachkräfte attraktiv zu sein?
- Wie können vorhandene und neue weibliche Fachkräfte bestmöglich integriert und gefördert werden, um die Fluktuation zu begrenzen und gleichzeitig Vorbilder aufzubauen?
- Über welche Wege finden Bau-Mittelständler Kontakt zur Zielgruppe Frau?
- © HUNTING / HER HR-Partners / Privat/Non-kommerziell – 20170825-Christian-Boehnke.jpg
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